Mülheim. Klassenfahrt mit Wendung: Die sechste Klasse der Mülheimer Waldorfschule wählt nicht nur für den Schulweg das Fahrrad. Nachhaltig – aber sicher?
12.323 Kilometer haben Schüler und Mitarbeitende in der Bilanz stehen. Für diese stolze Strecke verlieh der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) der Freien Waldorfschule den den 1. Preis fürs Stadtradeln. Die spontane Idee, eine erste Anmeldung zu wagen, kam von Direktorin Britta Dressel-Vogel.
„Wir haben gar nicht mit dem Preis gerechnet. Wir wollten nur ein Zeichen setzen: dass wir uns für andere Fortbewegungsmittel interessieren“, erklärt sie. Hintergedanke dabei auch: nachhaltig zur Schule kommen. Dabei legte eine sechste Klasse nicht nur ihren Schulweg mit dem Fahrrad zurück.
Mülheimer Schüler gingen auf Klassenfahrt – mit unerwarteter Wendung
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Eine ganze Klassenfahrt nach Xanten haben die 25 Zwölf- bis 13-Jährigen mit ihren Lehrkräften auf zwei Rädern gemeistert. Fünf Tage lang haben sich ihre Kilometer gehäuft, und das mit gespaltenen Meinungen. Viele der Radler gingen motiviert und mit Energie an solch eine Herausforderung ran. Steile Berge, fieser Regen und schweres Schieben waren mit dem Gedanken, die Umwelt zu schonen, dann aber doch auszuhalten für die Kinder.
Kerem gibt überrascht zu: „Am Anfang dachte ich, dass viele das nicht schaffen, aber es haben alle geschafft.“ Auch Klassenlehrer Dustin Muzik sieht den Stolz seiner Schüler nach der durchgezogenen Strapaze. „Als die Eltern sie jubelnd empfangen haben, waren alle zehn Zentimeter größer.“
Fahrrad und Umweltschutz sind für die Mülheimer Sechstklässler Alltag
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Der Klasse nimmt man das enorme Umweltbewusstsein sofort ab. Die meisten Schüler nehmen gerne das Fahrrad für ihren Schulweg. „Es ist auch besser für die Umwelt, aber das denke ich mir nicht jeden Morgen“, reflektiert Frida. Auch lange Strecken und Urlaube klappern sie teilweise mit dem Rad ab. Juli, Frida und Linn sind als Trio in ihrer eigenen Umweltgruppe unterwegs. „Wir pflanzen Blumen“, erzählt Linn, „So kann das ja nicht weitergehen“, betont sie.
Lehrer Muzik bestätigt den Verdacht einer herausragenden Einstellung der Kinder: Der Anteil an Fahrradfahrern sei seit der Aktion Stadtradeln an der Schule gestiegen, aber ein vorheriges Bewusstsein sei schon da gewesen. Mit 28 Jahren ertappt sich Muzik selbst dabei, ganz anders zu denken. „Das Event hat mehr Aufmerksamkeit gebracht, Motivation und Wertschätzung“, sagt Direktorin Dressel-Vogel.
Für die Sicherheit: Jeder Schüler bekommt einen Schulwegeplan
Die Waldorfschüler wollen dabei bleiben und viel Fahrrad fahren. Nicht vergessen aber ist der tragische Fahrradunfall, bei dem 2017 eine 13-jährige Waldorfschülerin durch einen Lkw auf dem Weg zur Schule tödlich verunglückt war. Zwischenzeitlich gibt die Schule den Kindern und Jugendlichen einen Schulwegeplan an die Hand, der helfen soll, sich sicher mit dem Rad zu bewegen.