Mülheim. 2016 ist der Werdener Weg fahrradfreundlich ausgebaut worden. Doch angeblich wird trotzdem oft der Bürgersteig genutzt - aus Angst vor PKW-Türen.
Bis 2016 war der Werdener Weg für Fahrradfahrer noch ein buckeliger Roadtrip von Nord-West nach Süd-Ost. Denn der Fahrbahnrand glich bergauf wie bergab einer Art pointillistischen Positionierung aus etlichen Generationen asphaltierter Straßenschöpfung. Mit der Sanierung des Abschnitts zwischen Kaiser- und Zeppelinstraße erschuf die Stadt nun jene begradigte Linienführung, die nüchtern mit „Radfahrstreifen“ betitelt wird. Laien und Experten jedoch streiten um die kunstgerechte Ausführung.
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Denn nach Ansicht des Anwohners Walter Jankowski werde das Oevre neuer straßenbaulicher Sachlichkeit mit Nichtbeachtung gestraft: Stattdessen sollen Radfahrer bergab an der Zufahrt zum Discounter mit dem breit angelegten Bürgersteig Vorlieb nehmen, weil ihnen angeblich der Radweg auf der Straße unsicher erscheine.
Durch den Rechtsknick der Straße könnten sie bei ihrer Fahrt bergab nicht einsehen, ob jemand aus einem parkenden Auto steige, will Jankowski von Radfahrern erfahren haben. Es könne dann zum berüchtigten „Dooring“ kommen, das heißt, Radler rauschen schmerzvoll in eine offene Autotür. Deshalb werde – nach Wahrnehmung des Anwohners – der „auf geradezu pompöse Weise“ auf der Straße vorhandene Radweg kaum genutzt.
Konflikt wurde in Mülheim von der Straße auf den Gehweg verlagert
Nach Jankowskis Beobachtungen haben nun die Anwohner, die mit einem Schritt aus dem Haus und auf dem Weg sind, sowie die Kinder aus dem dort ansässigen Kindergarten das Problem mit entgegen kommenden Radlern. „Kaum auszudenken, was den Kleinen durch solche rücksichtslosen Radfahrer angetan werden kann“, sagt der. Denn der zunächst breite Fußweg verengt sich wenig später durch angelegte Parkbuchten wieder auf stellenweise weniger als 1,70 Meter.
Der Anwohner schlägt nun vor, man könne den breiten Fußweg durch Poller so verengen, dass Radler nicht versucht sind, auf den Bürgersteig zu wechseln sondern auf der Straße bleiben.
Würde das helfen? Und wie gravierend ist das Problem? Zumindest bei einer Stichprobe vor Ort sieht man keine Radler, die über den Fußweg fahren. Anwohner können ebenfalls keine „Radrüpel“ an dieser Stelle bestätigen. Der Radweg hingegen wird genutzt.
Fahrradbeauftragte sieht keinen Unfallschwerpunkt: Ausreichend Sicherheit ist gegeben
Der Fahrradbeauftragte Helmut Voß kennt die Ecke nicht als Unfallschwerpunkt. Aus Sicht der Stadt ist daher keine Handlungsnotwendigkeit zu erkennen. „Die Radfahrstreifen haben eine Breite von etwa 1,85 Meter und einen Abstand zu parkenden Autos“, sieht Voß ebenso die notwendige Sicherheit gegen das „Dooring“ gegeben.
„Die Befahrung des Gehwegs ist deshalb nicht gestattet“, darauf weist der Fahrradbeauftragte hin. Auch ein Poller auf dem breiten Teil des Fußwegs könnte Radler nicht abhalten: „Wir müssen eine Mindestbreite von 1,30 Meter einhalten, damit Rollstuhlfahrer und Kinderwagen den Fußweg nutzen können. Damit käme auch jeder Radler der will, ebenfalls daran vorbei“, meint Voß.