Mülheim. Rund 100 Mülheimer wurden jetzt zu Baumpaten von Klimabäumen. Wie die Aktion einen Beitrag zum Klimaschutz vor der eigenen Haustür leisten soll.

Es ist Samstagmorgen, 10 Uhr. Die meisten Mülheimer sitzen wohl gerade im Morgenmantel am Frühstückstisch und genießen frische Brötchen. Und trotzdem herrscht ein buntes Treiben auf dem Betriebshof der Baumpflege Benk an der Weseler Straße in Speldorf. Menschen steigen mit freudigen Blicken aus ihren Autos, laufen zu den aufgebauten Ständen und treten einige Zeit später wieder den Heimweg an – mit einem etwa einen Meter großen Pflaumenbäumchen im Arm. Der Grund: Die Austeilung der „Klimabäume“ hat begonnen.

10.000 Obstbäume werden im gesamten Ruhrgebiet verteilt und sollen ein Zuhause in den Gärten der Bürger finden, um so einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Der Regionalverband Ruhr hat das Projekt ins Leben gerufen und finanziert. Wer einen Obstbaum ergattern wollte und über einen eigenen Garten verfügt, konnte sich online für die Aktion bewerben. 221 Mülheimer konnten so „Baumpate“ werden und sich über einen Klimabaum freuen.

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Bürgermeisterin Allekotte: „Viele Mülheimer haben Interesse daran, das Klima zu schützen“

„Ich finde die Aktion schön, da so auf aktive Art Bürger mit in den Klimaschutz integriert werden“, so Carolin Hasenkamp von der städtischen Stabstelle für Klimaschutz und Klimaanpassung. Denn ein Baum habe viele positive Effekte auf die Natur: Er bietet Tieren einen Lebensraum, verwandelt CO2 in Sauerstoff, akklimatisiert die Städte und leistet somit einen „wertvollen und langfristigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung. Bäume sind quasi Wundermittel“, weiß Hasenkamp.

Auch in anderen Städten des Ruhrgebiets - wie hier in Recklinghausen – fand die Aktion des Regionalverbands Ruhr (RVR) statt. Petra Gnasz hat sich ebenfalls einen „Klimabaum“ für ihren Garten abgeholt.
Auch in anderen Städten des Ruhrgebiets - wie hier in Recklinghausen – fand die Aktion des Regionalverbands Ruhr (RVR) statt. Petra Gnasz hat sich ebenfalls einen „Klimabaum“ für ihren Garten abgeholt. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Da stimmt Bürgermeisterin Ann-Kathrin Allekotte ihr zu, die ebenfalls bei der Verteilaktion der Klimabäume vor Ort ist: „Die Aktion ist super, sie zeigt, dass viele Mülheimer auch wirklich Interesse daran haben, das Klima zu schützen.“

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Wie zum Beispiel Kristina Schwilski, die mit ihrer dreijährigen Tochter Elena gekommen ist, um einen Pflaumenbaum abzuholen. „Mein Mann und ich haben über Facebook von der Aktion gehört und waren direkt Feuer und Flamme“, erzählt sie. Sie haben sich vor kurzem ihren ersten Pfirsichbaum gekauft, ansonsten sei der Garten noch etwas kahl. Schwilski freut sich darauf, bald neben Pfirsichen auch Pflaumen ernten zu können. Und: „Man tut etwas Gutes für Klima und Natur. Außerdem ist es spannend für meine Tochter“, denn diese wird gemeinsam mit dem Baum aufwachsen und dabei einiges lernen.

Klimabäume kommen mit Lieferverzögerung

Die Verteilaktion der Klimabäume im Ruhrgebiet startete am Wochenende – aber nicht in allen Kommunen. Als Spätfolgen der Hochwasserkatastrophe kommt es bei vielen der Obstbäume zu Lieferverzögerungen.

Auch in Mülheim war dies spürbar: Statt der geplanten 221 Bäume gab es zunächst nur 100. „Wir hatten Glück, dass wir überhaupt Bäume bekommen haben“, weiß Carolin Hasenkamp. Statt der geplanten Apfel-, Kirsch- und Birnenbäume gab es am Samstag aber nur Pflaumenbäume zur Auswahl.

Die restlichen Bäume werden nachträglich auch noch ausgegeben: Am 12. November können die verbliebenen Mülheimer Baumpaten ihren Klimabaum in Empfang nehmen, wieder auf dem Betriebsgelände der Baumpflege Benk.

Bereits viel über Obstbäumen gelernt hat Thomas Friese, der ebenfalls einen Klimabaum abholt. Obstbäume seien sein großes Hobby: „Wir haben eine große Streuobstwiese mit etwa 30 Apfelbäumen“, erzählt er. Dort werde auch der neue Pflaumenbaum seinen Platz finden. „Der wird jetzt gleich feierlich mit meinen zwei Töchtern eingepflanzt“, freut sich Friese.

Pflaumenbäume finden in Privatgärten ein neues Zuhause

„Die Leute freuen sich total, Bäume geschenkt zu bekommen“, bemerkt Nora Sandmair, die bei der Benk GmbH arbeitet und bei der Austeilung der Bäume mithilft. Die Jahreszeit sei optimal, um jetzt einen Baum einzupflanzen, denn der Boden ist feucht und noch nicht kalt: Perfekt zum Wurzeln.

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Dass die Baumpaten genau solche Informationen erhalten, ist Ulrike Marx, Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz, sehr wichtig: „Wir brauchten einen Platz, wo der Bezug zu Bäumen da ist und Fachexperten vor Ort sind.“

Deshalb freut sie sich, dass die Austeilung auf dem Gelände der Benk GmbH stattfinden kann, denn: „Wir wollen hier nicht nur Bäume verteilen, sondern auch Wissen mitgeben.“ Neben dem Baum bekommt jeder Pate deshalb auch eine Pflanz- und Pflegeanleitung mitgegeben. Damit der Klimabaum auch wirklich gut gepflegt wird, lange wächst und möglichst viel Gutes für das Klima tut.