Mülheim. . 15 Mitglieder bilden „Mülheimer Obstgarten e.V.“ Auch Sorten für Allergiker in der Sammlung. Tipp: Bäume gießen, wenn sich die Blätter rollen.

„Das ist eine Wissenschaft für sich“, sagt Gisela Weisbarth und ist froh, Kontakt zum neu gegründeten Verein „Mülheimer Obstgarten“ geknüpft zu haben. Denn im Garten der Speldorferin stehen eine Reihe alter Apfelbäume, die in den vergangenen Jahren mal geschnitten worden sind – und mal nicht. „Ich wollte das selber machen, im Internet findet man ja auch jede Menge Tipps“, erzählt Gisela Weisbarth. Was aber genau die richtige Methode für ihre rund 40 bis 50 Jahre alten Bäume ist, darauf hatte das Internet keine Antwort. Thomas Reichelt kann weiterhelfen. Der Broicher ist Obstgehölzpfleger und Mitbegründer des Vereins „Mülheimer Obstgarten“. Als selbstständiger Obstgehölzpfleger kümmert er sich zum einem um Streuobstwiesen der Stadt, zum anderen um die Obstgehölze in Hausgärten. Mit dem Verein möchten Reichelt und seine Vereinskollegen denjenigen Hobby-Gärtnern helfen, die ansonsten vielleicht recht wahllos Obstbäume im Baumarkt kaufen und sich später wundern, warum das mit der Ernte nicht so recht klappen will.

„Es gab vorher keine Anlaufstelle für Privatleute mit Fragen zu Obstbäumen“, sagt Nicola Fiß, die ebenfalls zu den Vereinsgründern gehört. Inzwischen engagieren sich rund 15 Obstliebhaber in dem neuen Verein, nicht nur Mülheimer, sondern auch Hobby-Gärtner aus umliegenden Städten. Auch Thomas Reichelt sagt über seine Begegnungen mit Hobby-Gärtnern: „Das Interesse am Obstbaum war vorhanden, aber viele wussten nicht: wohin damit.“ Und manchen sei es auch so ergangen wie der Speldorferin Gisela Weisbarth: Sie schneiden ihre Obstbäume irgendwie und verlieren dann die Lust, weil nichts so richtig blüht oder die Ernte nicht schmeckt“, hat der Experte erfahren.

Obstsorten für Allergiker

Regelmäßig, so planen es die Vereinsmitglieder, soll es etwa Ausstellungen mit bis zu 50 Obstarten und Verkostungen ausgesuchter Sorten geben, die der Zusammenschluss im gesamten Stadtgebiet betreut. „So kann man feststellen, ob einem der Apfel, den man in seinen Garten pflanzen möchte, überhaupt schmeckt“, so Thomas Reichelt. Immer wichtiger dabei: Sorten, die auch für Allergiker verträglich sind. Der Experte erklärt: „Auf einer Streuobstwiese pflanzen wir diese Sorten thematisch an.“ Eine andere Wiese beherbergt nur Pflaumenbäume, auf einer weiteren Fläche hat Thomas Reichelt eine Sauerkirschbaum-Sammlung angelegt. Die steht zu seinem Leidwesen in Velbert und soll idealerweise nach Mülheim umziehen. Noch sucht der Baum-Liebhaber ein Areal dafür. Wer den Kirschbäumen ein neues Zuhause geben will, kann sich mit dem Obstgehölzpfleger in Verbindung setzen. Ebenso ist der Verein auf der Suche nach Mülheimern, die ihre Obstbäume – mindestens neun sollten es pro Garten sein – in die Sammlung des Vereins und in die entstehende Kartei aufnehmen lassen wollen (Kontakt siehe Info-Box). Aus der so entstehenden Übersicht von Obstgehölzen sollen auch Nachzuchten gewonnen werden – eben um Sorten zu erhalten.

Zum anderen haben sich die Obst-Freunde auf die Fahnen geschrieben, alte Sorten wie die Rote Sternrenette oder die rheinische Schafsnase zu erhalten. „Denn sonst geht ein Kulturgut verloren“, betont Nicola Fiß. Als eine ihrer ersten Aufgaben sieht die Gruppe daher auch, eine Kartei anzulegen mit Mülheimer Obstbäumen. „Wo steht welcher Baum in welcher Sorte. Das ist wichtig, wenn es darum geht, alte Sorten zu erhalten“, erklärt der Obstgehölzpfleger. So soll eine Art dezentrale Sammlung von Gewächsen wie Apfel-, Kirsch- oder Birnbaum entstehen.

Schnittkurse und Sortenbestimmungen

Zudem will der Verein Schnittkurse – solche, die an Jungbäumen, und solche, die an Altbäumen durchgeführt werden sollten – anbieten und auch Veredelungskurse sowie Sortenbestimmungen. Während er zwischen den Apfelbäumen im Speldorfer Garten von Gisela Weisbarth steht, hat Thomas Reichelt einen Tipp parat: „Gerade jetzt zur Zeit der Fruchtbildung und der Wärme brauchen die Gehölze dringend Wasser.“ Woran der Spezialist das erkennt? An den sich einrollenden Blättern.

>>> VEREIN BIETET VERANSTALTUNG AN

Der Verein „Mülheimer Obstgarten“ bietet am Samstag, 26. Mai, eine Wiesenbegehung an. Dann zeigt Thomas Reichelt auf den Streuobstwiesen in Selbeck die Sammlung der dortigen Obstbäume und gibt Wissenswertes dazu weiter.

Anmeldung per E-Mail: epost@mh-obstgarten.de
Kontakt 0157/75 32 87 57.