Mülheim. Ein thailändisches Fest an der Mülheimer Rennbahn lud ein, in eine andere Kultur zu blicken. Gern wurde dort für die Opfer der Flut gespendet.
Thailändisches Essen, thailändische Musik, thailändische Kleidung: Wer am Sonntag zu Besuch an der Raffelberger Rennbahn war, erlebte eine andere, bunte Kultur. Es trafen sich dort thailändische Menschen aus ganz NRW, um gemeinsam ein Fest zu feiern. Es ist ein Spendenfest, wo auch Geld für die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal gesammelt wird.
Hunderte sind zusammengekommen, um gemeinsam zu essen, zu reden, zu spenden und zu feiern. Auf einer Bühne neben der Rennbahn wird Musik aus Thailand gespielt, direkt nebenan befindet sich ein großer Markt. Viele Menschen mit thailändischen Wurzeln schlendern an den vielen Ständen entlang, erschnuppern die besonderen Gerüche und kaufen in Deutschland häufig unbekanntes Obst, Gemüse und Gewürze ein.
Thailändischer Markt in Mülheim bietet mehr Auswahl als der Asia-Shop
Auch die Auswahl an thailändischen Speisen ist groß: Nudelsuppen, Papaya-Salat oder „Khanom khrok“ – eine Art Poffertjes aus Kokosreis. An einem Stand arbeitet Tuk, die eifrig aus Zuckerwasser grüne Crêpes zubereitet. Sie kommt aus Thailand, lebt jetzt in Holland und verkauft ihre Crêpes auf Thai-Märkten in den verschiedenen Ländern.
Es liegt eine glückliche Atmosphäre in der Luft, jeder scheint sich darüber zu freuen, in Mülheim ein Stückchen Thailand wiederzufinden. So auch Pensri Schröder, die sich mit zwei Freundinnen ein wenig abseits des Trubels auf die Wiese gesetzt hat: „Es ist schön, hier das thailändische Essen und die Musik zu genießen.“ Die gebürtige Thailänderin wohnt heute in Marl und ist froh, hier mal wieder die Atmosphäre ihrer alten Heimat zu spüren. Genauso geht es Angsana, welche mit ihrem Ehemann Karl-Heinz auf das Fest gekommen ist. Sie freut sich, hier weitere Thailänderinnen zu treffen – und auf das Essen: „Bei uns zu Hause kocht sie zwar auch thailändisch, aber auch im Asia-Shop gibt es nicht alles. Das ist hier auf dem Markt anders“, erzählt Karl-Heinz. Die beiden wohnen in Essen und haben über Bekannte von dem Spendenfest erfahren.
Buddhistischer Mönch betet in Mülheim für Opfer der Flutkatastrophe und Pandemie
Doch nicht nur Thailänder sind am Sonntag hier unterwegs, auch viele Menschen aus Deutschland schauen vorbei. So zum Beispiel Roland Schulz, der durch das bunte Treiben des Markts schlendert. „Ich habe eigentlich überhaupt keine Verbindung zu Thailand, finde aber die Kultur super interessant. Sie ist so ganz anders als in Deutschland“, findet er. Ein Blick in das Innere des Rennclubs am Raffelberg bestätigt dies: Ein buddhistischer Mönch betet in einer Zeremonie für die Opfer der Flutkatastrophe und der Coronapandemie. Man sieht thailändische Frauen in bunt glitzernden Gewändern, Menschen knien betend auf dem Boden. Die Zeremonie dient ebenfalls dem Gedenken an den verstorbenen thailändischen König, Rama dem Neunten.
Besucherin in Mülheim: „Das Fest ist wie ein kleines Thailand hier in Deutschland“
Pusa Pohl hat das Fest ins Leben gerufen. Die 85-Jährigen Thailänderin lebt seit 1968 in Duisburg und ist voller Tatendrang. Ihr liegt das Wohl der Menschen in Deutschland wie in Thailand am Herzen. „Ich konnte nicht mehr schlafen, als ich gesehen habe, wie schlimm die Flutkatastrophe im Juli so viel zerstört hat. Ich finde, wir müssen den Leuten, die alles verloren haben, helfen.“ Deshalb werden auf dem Fest Spenden gesammelt, „denn schon, wenn jeder ein oder zwei Euro spendet, kommt so viel zusammen“, so Pusa Pohl. „Natürlich, in Thailand gibt es auch Fluten. Aber dort kennen wir das schon, wir sind besser vorbereitet. Hier in Deutschland hingegen kam die Flut total plötzlich und unerwartet.“
Viele haben in Mülheim für die Flutopfer gespendet
Pusa Pohl (85) setzt sich für Menschen ein
Bei dem Thailändischen Fest werden Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe im Juli 2021 gesammelt. Im Ahrtal verloren aufgrund schwerer Überschwemmungen viele Menschen ihr Zuhause.Pusa Pohl, Veranstalterin des Spendenfestes, sagt: „Wir können zwar nicht bei Sanierungen oder dem Wiederaufbau der Häuser helfen, aber wir können Geld spenden.“Die 85-jährige Thailänderin setzt sich für das Wohl ihrer Mitmenschen ein. 2012 hat sie sich für einen buddhistischen Tempel in Duisburg stark gemacht.
Mit dem Fest möchte sie auch ihre Dankbarkeit dafür zeigen, schon so lange in Deutschland leben zu dürfen. Außerdem solle das Fest für all die Thais in Deutschland sein, welche während der Coronazeit ihre Heimat nicht besuchen konnten. „Das Fest ist wie ein kleines Thailand hier in Deutschland“, freut sich Pusa Pohl. Das findet auch Khanittha, die mit ihrem Mann und Tochter die tanzenden Thailänderinnen auf der Bühne bestaunt. Sie war 2019 das letzte Mal in Thailand, danach kam die Corona-Pandemie. „Heute hier zu sein, das ist ein schönes Gefühl. Es ist fast wie Zuhause“, findet sie.
Und ein Erfolg war das Spendenfest offensichtlich auch: Michael Schmidt, der am Eingang neben der Spendenbox sitzt, weiß, dass reichlich gespendet wurde: „Ich habe selten so spendenfreudige Leute gesehen.“ Jeder zweite habe Geld in die Box geworfen, und das stets mit einem Lächeln im Gesicht.