Mülheim. Ein Benefizkonzert richtet der Mülheimer Jazz-Club am 3. Oktober in der Freilichtbühne aus. Vier Bands treten auf, der Erlös geht an Flutopfer.
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Schon rund zehn Wochen ist es her, als das Hochwasser in Altena Danny Schillimat, seine Freundin und seinen Sohn (4) in eine Katastrophe stürzte. Ihr Haus wurde durch die Wassermassen unbewohnbar – und noch immer leben der 28-Jährige und sein Kind in einem Wohnwagen rund 30 Kilometer von ihrem eigentlichen Wohnort entfernt und wissen nicht, wie es weitergehen soll.
Grundwasser schoss aus dem Hausbrunnen hervor
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Was war passiert am 14. Juli? „Wir haben ein fast 400 Jahre altes Haus, das auf einer Seite in den Fels gebaut ist. Es gibt dort aus früheren Zeiten noch einen Hausbrunnen. Aus dem schoss plötzlich steigendes Grundwasser heraus und verbreitete sich schnell in der 1. Etage und im Erdgeschoss“, berichtet der junge Vater. Außerdem stieg das Hochwasser draußen immer mehr an. Die Feuerwehr warnte „vor einer Riesenflut“. Danny Schillimat und sein Sohn konnten noch gerade rechtzeitig mit dem Auto davonfahren.
Ihr Haus, das sie seit Mai renoviert und eingerichtet hatten, wurde zur Ruine. „Alle Räume bis auf das Kinderzimmer unterm Dach sind zerstört“, berichtet der junge Mann. Und die Versicherung zahle wegen des Hausbrunnens nicht, denn „steigendes Grundwasser ist nicht mitversichert“. „Wir müssen komplett von vorne anfangen“, sagt Danny Schillimat. Aber es fehlt das Geld. Die erste staatliche Soforthilfe bekam die Familie zwar, verlor sie aber zur Hälfte an einen skrupellosen Betrüger, der Bautrockner zum Verkauf angeboten hatte, nach der Zahlung aber plötzlich verschwunden war.
Schicksale bewegten Jazzclub-Vorsitzenden
Es sind Schicksale wie dieses, die Manfred Mons, den Vorsitzenden des Mülheimer Jazz-Clubs, beim Schauen der Nachrichten erschüttert haben. Er kam auf die Idee, ein Benefizkonzert für Flutopfer auszurichten – so wie es der Jazz-Club schon beim Oder-Hochwasser 2002 getan hatte. Mit der Regler Produktion fand man einen Partner, der gleich bereit war, mitzumachen. Am Sonntag, 3. Oktober, von 15 bis 19 Uhr werden nun vier Jazzbands gratis in der Freilichtbühne spielen.
Die heimische Ruhr River Jazzband, Mach ma Jazz (Düsseldorf), Papa Joes Jazzmen (Köln) und die Woodhouse Jazzband (Mülheim) wollen richtig Stimmung machen mit Swing, Dixieland und Blues – und sie bringen illustre Solisten mit: den Vibraphonisten Matthias Strucken, , Klaus Wegener (Klarinette, Saxofon), die Sängerin Bianca Körner und den belgischen Trompeter Alexandre Pluemacker.
„Hut geht rum“ und Spendenkonto
Der Hut geht bei den Auftritten rum. „Wir hoffen, dass wir auf eine kleine fünfstellige Summe kommen, die wir zwei Familien in Altena bar auf den Tisch legen können“, sagt Manfred Mons. Wer möchte, kann auch Geld auf ein eigens eingerichtetes Spendenkonto überweisen (siehe unten).
Über die Kirche und die Stadtverwaltung Altena war Mons an fünf Adressen von hart getroffenen Hochwasseropfern gekommen. „Zwei von ihnen sind besonders bedürftig, deshalb wollen wir ihnen helfen. Es gibt zwar einige Hundert Fälle in Altena, es macht aber mehr Sinn, zwei Familien einen richtigen Schub zu geben, statt vielen Betroffenen 50 Euro zu spenden,“ findet der Bandleader der Ruhr River Band.
Neben der jungen Familie Schillimat ist es ein älteres Ehepaar (62/63), das von den Jazzern unterstützt wird. Die Rentner haben in ihrem Haus in Erdgeschoss und 1. Stock einen Totalschaden erlitten und stehen quasi ohne Inventar da. „Die beiden wohnen zurzeit in einer Garage, haben nur einige Möbel von der Diakonie bekommen“, weiß Manfred Mons, der beide Familien schon vor Ort besucht und mit ihnen gesprochen hat. Danny Schillimat ist dankbar, dass der Jazzclub ihn für die Spendenaktion ausgeguckt hat. „Ich bin über jeden Betrag glücklich, auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist“, sagt er.
Spendenkonto: Heinrich Kladders, DE27 3625 0000 1175 9784 33 bei der Sparkasse Mülheim, Stichwort „Flutopfer Altena“.