Mülheim. 176 Impflinge kamen ins Form Mülheim, um sich gegen Corona immunisieren zu lassen. Warum sich einige erst spät für die Impfung entschieden haben.
„Das ist ein schöner Erfolg“, sagt der leitende Impfarzt Thomas Franke am Samstagabend, nachdem feststeht, dass sich 176 Mülheimer an diesem Tag im Forum Mülheim haben impfen lassen. 144 Impfwillige wählten den Impfstoff Biontech-Pfizer, der erst nach einer zweiten Verabreichung seine volle Schutzwirkung entfaltet, während sich 32 Impfwillige für das Präparat Johnson & Johnson entschieden, dass nur einmal gegeben werden muss.
Zwei Ärzte, zwei Medizinische Fachangestellte und zwei Registraturkräfte waren im Einsatz. Am 9. Oktober waren an gleicher Stelle 240 Bürger gegen das Corona-Virus geimpft worden. Aktuell haben, laut Stadtverwaltung, 69,9 Prozent der Mülheimer einen vollständigen Impfschutz. Warum lassen sich Menschen erst jetzt gegen das Corona-Virus impfen, obwohl die Impfstoffe seit Juni frei verfügbar sind?
Mülheimer haben ihre Impfzurückhaltung aus verschiedenen Gründen aufgegeben
Eine 48-jährige Mülheimerin und ihre 27-jährige Tochter, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, begründen ihre Impfzurückhaltung so: „Es kommt uns seltsam vor, dass es gegen das HIV-Virus, das seit 40 Jahren existiert, bis heute keinen Impfstoff gibt, während die Entwicklung des Corona-Impfstoffs kein halbes Jahr gebraucht hat. Die Langzeitfolgen der Impfung sind für uns unkalkulierbar. Wir lassen uns nur impfen, weil wir es müssen, wenn wir demnächst nicht nur noch zu Hause bleiben wollen.“
Damit konfrontiert, erklärt Impfarzt Thomas Franke: „Es war ein glücklicher Zufall, dass bereits seit 30 Jahren in der Grippevirenforschung an den Proteinbotenstoffen gearbeitet worden ist, die es jetzt dem Immunsystem ermöglichen, auf das Coronavirus zu antworten. Grundsätzlich gibt es bei Impfungen nur Nebenwirkungen, die unmittelbar nach der Impfung eintreten, aber keine Langzeitnebenwirkungen.“
Der angehende Musikstudent Nikita Valeev (18) aus Moskau hat „keine Angst vor der Anti-Corona-Impfung“, ist aber erst seit Mai in Deutschland. „Ich hatte bisher keine Zeit mich impfen zu lassen, weil ich täglich eine Sprachschule besuche.“
Trotz der Skepsis zum Impftag ins Forum gekommen
„Ich habe mich trotz meiner Skepsis für die Impfung entschieden, weil ich nebenberuflich in einer Senioreneinrichtung arbeite“, erklärt die 35-jährige Grafikdesignerin Carina Lopez-Marques ihren späten Weg zum Impfen. Der 23-jährige Mechaniker Maximilian Schmidt hat weiterhin Angst vor den Nebenwirkungen der Impfung, lässt sich aber trotzdem impfen, „weil ich mich frei bewegen und die Kosten für Corona-Tests nicht selbst tragen will.“
Auch Fatma Yakobova traut sich – an ihrem Geburtstag – zum Impfen ins Forum, „obwohl ich weiterhin Angst vor Langzeitfolgen der Impfung habe, aber alle meine Verwandten die Impfung gut überstanden haben.“
Die nächsten Impftage im Forum Mülheim ohne Termin: Samstag, 23. Oktober und Samstag, 30. Oktober, jeweils 10 bis 18 Uhr.