Mülheim. Tonnenschwere Lkw schlängeln sich in Mülheim durch eine enge Straße. Das ärgert Anwohner, die befürchten, für Straßenschäden zahlen zu müssen.

Die Baustelle zwischen Schneisberg, Lindenhof und Waldbleeke ist nicht zu übersehen. Bagger sind dabei, auf dem Gelände rund um die ehemalige Christuskirche Erdreich abzutragen, große Lkw fahren den Aushub ab. Und haben dafür über mehrere Wochen den Weg durch die schmale Straße Waldbleeke genutzt. Sehr zum Ärger von Anwohnern, die befürchten, dass die Straße durch den Schwerlastverkehr Schaden nimmt und ihnen als Anlieger dann Kosten drohen, wenn nicht nur Fahrbahn, sondern unter Umständen auch der Untergrund mit Versorgungsleitungen und Kanalsystem saniert werden muss.

„Für derartige Tonnagen dürfte die Waldbleeke baulich nicht ausgelegt sein“, schätzt Reiner Klassen beim Anblick der vollen Schwerlast-Lkw, die kontinuierlich mit Erdaushub beladen werden und Richtung Großenbaumer Straße abfahren. Hier – auf dem Gelände rund um die ehemalige Christuskirche – sollen insgesamt 39 Eigentumswohnungen entstehen, verteilt auf sechs Mehrfamilienhäuser, vier Häuser mit der Adresse am Lindenhof, zwei am Schneisberg.

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Auf der Fahrbahn der Waldbleeke in Mülheim-Saarn sind viele neue Risse entstanden

Permanent sind das Surren der Bagger und das Motorengeräusch der Lastwagen zu hören. Sicher störe das, sagen Anwohner, die sich gegenüber der Baustelle versammelt haben. Viel mehr aber als der Lärmpegel treibt sie der Zustand der Fahrbahn auf der Waldbleeke um, die als Einbahnstraße links des Geländes Richtung Großenbaumer Straße führt. „Man kennt ja seine Straße – und wenn man jetzt zu Fuß entlang geht, sieht man ständig neue Risse“, sagt Dirk Fennemann. Wenn dann erst Feuchtigkeit hinzukomme, die im Winter gefriert, seien die nächsten Frostschäden programmiert.

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Der 68-Jährige ist Anwohner der Waldbleeke und sagt: „Es wäre notwendig gewesen, im Vorfeld der Bauarbeiten eine Bestandsaufnahme der Straße zu machen.“ Um im Zweifel später den Bauherrn für die Finanzierung einer Ausbesserung heranziehen zu können. Denn Reiner Klassen, der seit 1981 an der Straße in Saarn lebt, ist sicher: „Wenn mehr repariert werden muss als nur der Fahrbahnbelag, werden wir Anwohner auch zur Kasse gebeten.“

Anwohner sorgen sich um Versorgungsleitungen und den Abwasserkanal

Der 72-Jährige denkt dabei vor allem an den Untergrund der Straße und die darin ruhenden Versorgungsleitungen. „Unser Abwasserkanal ist sicher noch der erste, das sind Betonrohre der einfachsten Bauart.“ Zudem sei der Hauptversorgungsstrang der Elektrizität, der die Anbindung ihrer Häuser gewährleiste, unterhalb der Bürgersteige verlegt, weiß ein anderer Anwohner zu berichten.

Reiner Klassen (72), Anwohner in der Straße Waldbleeke, ärgert sich über die tonnenschweren Lkw, die von der Baustelle am angrenzenden Lindenhof/Schneisberg durch die Straße fahren, in der er wohnt. Seiner Auffassung nach ist die enge Einbahnstraße nicht dafür ausgelegt –  er befürchtet dauerhafte Straßenschäden, für deren Instandsetzung unter Umständen die Anwohner zur Kasse gebeten werden.
Reiner Klassen (72), Anwohner in der Straße Waldbleeke, ärgert sich über die tonnenschweren Lkw, die von der Baustelle am angrenzenden Lindenhof/Schneisberg durch die Straße fahren, in der er wohnt. Seiner Auffassung nach ist die enge Einbahnstraße nicht dafür ausgelegt – er befürchtet dauerhafte Straßenschäden, für deren Instandsetzung unter Umständen die Anwohner zur Kasse gebeten werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Aber auch dort, auf den Gehwegen, haben sich schon deutliche Senken gebildet. „Die Lkw stehen da oft in einer Warteschleife wie auf einer Perlenschnur aufgereiht, bis sie dran sind“, hat Klassen beobachtet.

Die Menge mache aus seiner Sicht das Übel aus. „Hier wird schließlich kein kleines Einfamilienhaus gebaut“, verweist der Saarner auf die Dimension des Bauprojektes. „Im Maximum sind das 32 Lkw à 30 Tonnen pro Tag“, hat Reiner Klassen ausgerechnet.

Stadt will Einbahnstraßenregelung aufheben, damit Lkw andere Strecke fahren können

„Das ganze Drumherum scheint weder durchdacht noch strukturiert zu sein“, spielt ein anderer Anwohner auf die Genehmigung an, dass auf dem Areal, das ehemals unter anderem auch Pfarr-, Küster- und Gemeindehaus beheimatet hat, nun der Bau von 39 Eigentumswohnungen vorgesehen ist.

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Reiner Klassen hatte sich mit seiner Sorge um die Straße bereits an Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind und die Stadtverwaltung gewandt. Dort hatte er erfahren, dass die Einbahnstraßenregelung im unteren Teil der Waldbleeke temporär aufgehoben werden sollte, so dass die Lkw von dort über den breiteren Schneisberg abfahren können. Der Ankündigung aber folgte zunächst – nichts. Er habe den Eindruck gewonnen, „dass man das aussitzt“.

Anwohnern stehen mit dem Bau der sechs Mehrfamilienhäuser unruhige Zeit bevor

Nach einer Anfrage dieser Redaktion hat die Stadt reagiert – noch am Dienstag sollte es eine Kontrolle geben. Denn: Angeordnet war die teilweise Aufhebung der Einbahnstraßenregelung durchaus, meldete Stadtsprecher Volker Wiebels. Ob der Bauunternehmer das aber auch so umsetzt, stehe auf einem anderen Blatt. Wiebels betont: „Die Lkw-Fahrer müssten dann angewiesen werden, Richtung Lindenhof und Schneisberg rauszufahren.“

Die Anwohner der Waldbleeke sind nur verhalten optimistisch, denn: „Damit ist ja noch nicht unterbunden, dass die Lkw durch unsere Straße fahren.“ Die Waldbleeke bleibe nun mal eine öffentliche Straße. Und mit der Abfuhr des Aushubs ist es ja längst nicht getan – die neuen Häuser müssen noch gebaut, tonnenweise Material wie Beton dafür herangeschafft werden, blicken die Anwohner in eine unruhige Zukunft.