Mülheim. Stadtplanung entwarnt in der BV3: Mülheimer Wohnprojekt rund um die Saarner Christuskirche soll nur drei Vollgeschosse plus Spitzboden umfassen.

Höher als die Häuser in der nahen Umgebung fällt das geplante Neubauprojekt auf dem Gelände der ehemaligen Christuskirche am Saarner Lindenhof aus. Aber nicht so hoch, wie vielfach vermutet. Nicht viereinhalb sondern drei Vollgeschosse plus Dachgeschoss (Spitzboden) umfasst der Entwurf des Architekturbüros.

Das sei „nichts anderes, als das, was wir schon im Umfeld haben“, erläuterte Felix Blasch, Leiter des Amtes für Stadtplanung, in der Bezirksvertretung 3. Und nahm damit einen Teil der Befürchtungen und Kritik der vergangenen Wochen vom Tisch.

Firsthöhe der Neubauten nur geringfügig höher als im Viertel vorhanden

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Denn angebliche Pläne von bis zu viereinhalb Geschossen hatten die Runde im Stadtteil gemacht, und auch die Sorge der gegenüberliegenden Anwohner befeuert, künftig nicht auf das offene Kirchengelände, sondern auf hohe Hausfassaden starren zu müssen. Ein Grund für die entstandene Aufregung lag jedoch in den Plänen selbst, die Anfang des Jahres im Planungsausschuss kurz zu sehen waren und zu Missverständnissen führten.

Die Powerpoint-Darstellung der Architekten Smyk und Fischer von damals zeigte vier volle Geschosse, allerdings war darunter das Kellergeschoss aufgeführt, das aufgrund der Hanglage nur zum Teil als Sockel zu sehen sein wird. Doch auch dies sei am Schneisberg an vielen anderen Stellen der Fall, argumentierte Stadtplaner Blasch in der BV3.

Seine Darstellungen zeigten nun die Firsthöhen im Vergleich. Diese fallen trotz der drei Vollgeschosse weitestgehend nur um den Spitzboden höher aus als vergleichbare bestehende Häuser. Also nur wenige Meter, was auch an den inzwischen üblichen niedrigeren Geschosshöhen liegt. Zudem beginnt am oberen Vollgeschoss bereits die Dachschräge.

Geplante Bebauung soll den dörflichen Charakter erhalten

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Blasch hob hervor, dass der Grundcharakter der Siedlung mit Spitzdächern und der eher lockeren Bebauung mit „dörflichem Charakter“ erhalten bliebe. Auch wenn man von der Idee, nur Einzel- und Doppelhaushälften dort zu bauen, abgerückt sei. 39 Wohneinheiten – so heißt es jetzt – sollen hier stattdessen entstehen, verteilt auf zwei größere Gebäudeteile – eines am Schneisberg, das zweite am Eck Lindenhof/Waldbleeke – sowie vier kleinere entlang des Schneisbergs und Lindenhof.

Die Kirche – das war den Planern wichtig – sollte das höchste und weiterhin über Blickachsen zwischen den Häusern sichtbare Gebäude bleiben. Der Autoverkehr wird über eine Tiefgaragenzufahrt am Schneisberg geregelt. So bliebe die Mauer am Schneisberg als optisches Merkmal weitgehend erhalten und auch das Grundstück insgesamt bliebe von zergliedernden Zäunen optisch verschont.

Auch dies sei ein Vorteil gegenüber einer Planung mit Ein- und Zweifamilienhäusern, die womöglich dann eigene Zufahrten und umzäunte Grundstücke hätten, argumentierte Blasch. Über die Waldbleeke soll es zudem weiterhin den zentralen Zugang zu Fuß und mit dem Rad zu den Häusern geben.

Kritik an weiteren Eigentumswohnungen und fehlenden Sozialwohnungen

Ohne Kritik der Politik blieb der Entwurf jedoch nicht. Vor allem die BV-Vorsitzende Elke Oesterwind bemängelte scharf, dass die Bezirksvertetung bei der weiteren Planung nicht einbezogen worden ist, sondern die Verwaltung selbst verhandelt habe. Blasch verteidigte das Handeln: „Aus unserer Sicht wurden die städtebaulichen Ziele erreicht.“ Über das Baugenehmigungsverfahren werde im Planungsausschuss entschieden.

SPD-Fraktionssprecherin Susanne Dodd kritisierte einerseits die hohe Zahl der Wohnungen: Es seien ursprünglich nur zwei Einheiten pro Doppelhaushälfte angedacht, nun entstünden deutlich mehr. Auch hier warf Blasch ein, dies sei nur ein Mittelwert gewesen, die Stadt wolle aber unterschiedliche Wohnangebote schaffen. Zudem wolle eben nicht jeder ein Haus mit großem Garten, „es wäre schön, wenn auch diese Menschen im Quartier bleiben können.“

Das „Angebot“ allerdings beschränkt sich auf Mülheimer, die sich Eigentum leisten können – die Wohnungen werden verkauft, nicht vermietet, wendete Dodd ein. Es sei „schade, dass das Quartier keinen sozialen Wohnungsbau bekommt“, vermisste sie die soziale Durchmischung. Das sei allerdings eine politische Frage, konterte Blasch. Bis heute habe der Rat keine Vorgaben gemacht, nach denen die Stadtplanung handeln könnte, oder gar eine Quote für den sozialen Wohnungsbau beschlossen.