Mülheim. Schon 2015 ist die Christuskirche in Mülheim-Saarn entwidmet worden. Sie steht aber unter Denkmalschutz. Ein Investor plant ringsum Neubauten.
Über die Planungen für das neue Wohnquartier am Lindenhof legte das vom Düsseldorfer Investor Vesteo beauftragte Architekturbüro Smyk Fischer zuletzt einen Mantel des Schweigens. Anfragen zum Stand der Dinge blieben unbeantwortet. Offenbar sollte erst einmal die Baugenehmigung auf dem eigenen Tisch liegen. Hier präsentieren wir, was zuletzt angedacht war.
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Ende Mai 2015 waren Tränen geflossen beim letzten Gottesdienst in der Saarner Christuskirche. Die Gemeinde feierte Abschied von ihrer Kirche, die entwidmet wurde, deren Zukunft aber weiter in den Sternen stand. Zwar war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass das frisch unter Denkmalschutz gestellte Gotteshaus nicht abgerissen werden durfte. Doch unklar blieb, auf welche Weise der Bau jemals wieder nutzbar gemacht werden könnte.
Politik brachte Nachbarschafts- oder Jugendtreff ins Spiel
Auch im Januar dieses Jahres, als das Saarner Architekturbüro Smyk Fischer den Planungspolitikern sein Vorhaben am Lindenhof präsentierte, war noch völlig offen, wie die Kirche nachgenutzt werden könnte. „Einen konkreten Plan gibt es nicht“, hatte da Architekt Martin Smyk auf eine Frage von BAMH-Ratsmitglied Hans-Georg Hötger reagiert. Man selbst sei dazu mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt.
Ziel sei jedenfalls, in der Kirche besonderes Wohnen möglich zu machen, vielleicht in Kombination mit Arbeiten. Auch eine Sozialeinrichtung oder eine Erweiterung der bestehenden Kita seien zunächst denkbar. Eine Nutzungsmöglichkeit zu finden, sei angesichts des Denkmalschutzes „erst einmal eine schwierige Aufgabe“, schien Smyk im Januar Hoffnungen der Politik bremsen zu wollen, dort womöglich einen Nachbarschaftstreff (Hötger) oder ein Jugendzentrum zu etablieren, woran es links der Ruhr laut SPD-Ratsherr Claus Schindler mangele. Mittlerweile soll es wohl konkretere Ideen geben. Sie sollen aber erst in ein paar Tagen der Baugenehmigungsbehörde vorgestellt werden.
Grüne und SPD hatten Massivität der geplanten Neubauten kritisiert
Ringsum waren die Pläne aber schon im Januar ausgereift. Während Smyk von einer kleinteiligen Bebauung sprach, die sich an das Wohnumfeld an der Waldbleeke, am Lindenhof und am Schneisberg anpasse, zeigte sich Grünen-Ratsfrau Brigitte Erd seinerzeit „nicht so recht überzeugt“ ob des Bauvolumens, das via Projektor für das 7300 Quadratmeter große Areal an die Wand geworfen war. Auch Johannes Terkatz (SPD) empfand die Gebäude als „sehr mächtig“ und zeigte sich misstrauisch, ob so der Denkmalwert der Kirche in Zukunft Ausdruck finden könne.
Auch wenn Sichtachsen von der Waldbleeke und vom Nachbarsweg aus auf das Kirchen-Denkmal gegeben sein sollen, wird doch laut Plänen viel und hoch gebaut. Bis zu vierstöckig plus Dachgeschoss sollen die Gebäude emporragen. Während die Architekten von insgesamt sechs Mehrfamilienhäusern am Lindenhof und am Schneisberg sprechen, gibt es doch je zwei Wohnkomplexe, für die zwei beziehungsweise drei versetzte Häuser zum Block zusammengefasst sind. So sind einzelne Gebäude 28,5 Meter breit und bis zu 16 Meter tief. Die beiden größten Gebäudekomplexe beherbergen eine überwiegend barrierefreie Wohnfläche von rund 1120 Quadratmetern. Zwei separate Tiefgaragen sollen die Stellplatz-Frage beantworten.
43 Wohnungen sind geplant, zur Hälfte mit drei Zimmern
Kirchengemeinde brauchte Verkaufserlös
Die evangelische Kirchengemeinde Broich-Saarn hatte sich bereits Ende 2005 von ihrem Kirchenzentrum an der Calvinstraße in Broich getrennt. Die Kita dort verblieb, es wurde neu gebaut.
Die 1957 erbaute Christuskirche am Lindenhof war für die Gemeinde ihr Kirchenbau mit dem größten Fassungsvermögen. Das Areal aufzugeben und zu verkaufen, sollte Geld einbringen, um das Gemeindezentrum an der Wilhelminenstraße zu modernisieren. Erste Verkaufsbemühungen waren vor Jahren gescheitert, weil beim Oberen Denkmalamt ein Antrag auf Unterschutzstellung für die Kirche eingegangen war.
Wie zu hören ist, hängen die Glocken noch in der alten Christuskirche. Sie waren vorgesehen für einen Umzug an die Wilhelminenstraße.
Insgesamt 43 Wohneinheiten waren laut Präsentation seinerzeit geplant, vom Ein-Zimmer-Appartement bis zur Vier-Zimmer-Wohnung. Die Hälfte der Wohnungen sollte laut Smyk drei Zimmer haben, mit offenen Wohnbereichen, mit Schlafzimmern, die ausgerichtet werden sollen zur ehemaligen Kirche.
Aus der Januar-Prognose von Smyk, in ein paar Wochen schon die Baugenehmigung in den Händen halten zu wollen, ist noch nichts geworden. Laut Planungsamtschef Felix Blasch fehlen weiterhin noch einige Nachweise und Unterlagen, um eine Genehmigung erteilen zu können. Eine zuvor anvisierte Fertigstellung der neuen Häuser im Sommer 2022 dürfte sich folglich verschieben.