Mülheim. Der städtebauliche Wettbewerb für die alte Tengelmann-Fläche in Mülheim hat einen Sieger hervorgebracht. So sieht der Entwurf zur Parkstadt aus.

Am Ende sei das Votum der Jury einstimmig gewesen, so deren Vorsitzender Prof. Kunibert Wachten: Die Parkstadt Mülheim auf dem ehemaligen Areal des Tengelmann-Konzerns in Mülheim-Speldorf soll nach dem Entwurf des Architekturbüros „Studio Vlay Streeruwitz“ und der Landschaftsplaner von „Plan Sinn“, beide wie Investor Soravia mit Sitz in Wien, weitergeplant werden.

Am Donnerstagmorgen hatte Investor Soravia in den Spiegelsaal der ehemaligen Tengelmann-Zentrale eingeladen, um gemeinsam mit OB Marc Buchholz, Wachten und den Wettbewerbssiegern den nun ausgewählten städtebaulichen Entwurf zu präsentieren. Zehn renommierte Architektenbüros waren zur Teilnahme am Wettbewerb aufgerufen worden. Am Ende der ganztägigen Jury-Debatte am Mittwoch soll sich das „Studio Vlay Streeruwitz“ klar als Sieger herauskristallisiert haben.

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6000 Quadratmeter großer See soll Mittelpunkt der Parkstadt Mülheim sein

Der nun gekürte städtebauliche Entwurf, der Basis sein soll für das anstehende Bebauungsplanverfahren, sieht in der Mitte der Parkstadt einen 6000 Quadratmeter großen See vor, der sich nördlich vom riesigen Bestandsgebäude bis zum alten Kesselhaus erstreckt, für das bekanntlich schon ein italienischer Gastronom als Mieter feststeht.

Das Modell des Siegerentwurfs für die Parkstadt Mülheim aus östlicher Perspektive (vorne die Ulmenallee) zeigt den See mit viel Grün ringsum im Zentrum, an der Liebigstraße (rechts) sollen auch höhere Bauten geplant als Gegenpart zum wuchtigen Bestandsgebäude (links), das zurzeit schon saniert und von neuen Mietern bezogen wird.
Das Modell des Siegerentwurfs für die Parkstadt Mülheim aus östlicher Perspektive (vorne die Ulmenallee) zeigt den See mit viel Grün ringsum im Zentrum, an der Liebigstraße (rechts) sollen auch höhere Bauten geplant als Gegenpart zum wuchtigen Bestandsgebäude (links), das zurzeit schon saniert und von neuen Mietern bezogen wird. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Rund ein Drittel der ehemaligen Tengelmann-Fläche soll als Park ausgestaltet werden, der sich in alle Richtungen in die Stadtteil-Quartiere ringsum öffnet. Dabei, so versprochen und skizziert, soll der alte Baumbestand auf dem Gelände nicht nur fast komplett erhalten bleiben, sondern noch möglichst umfassend erweitert werden. Der rund 100 Meter breite Parkstreifen soll sich quer über das komplette Gelände ziehen, vom Rosengarten im Südwesten des Areal (an Veilchenweg und Koloniestraße) bis hin zur Ulmenallee, wo die bestehenden Grünflächen hinter der alten Polizeiwache ebenfalls noch aufgewertet werden sollen.

Das Technikum als Veranstaltungsfläche soll keine Zukunft haben

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Für den großzügig geplanten Park mit See als Mittelpunkt soll das Technikum, in dem derzeit die Ausstellungen der Körperwelten und Terrakotta-Armee gezeigt werden, weichen. Im Westen, Norden und Nordosten soll sich eine flexibel gestaltete Bebauung rings um die umliegenden Straßen ausbilden. Es ist eine dichte Bebauung skizziert, aber überall auch grüne Achsen hinein in jene autofreie „Parkstadt“, die Wohnen, Gewerbe und Freizeit an einem Ort so verbinden will, dass im Laufe des kommenden Jahrzehntes ein sozial-ökologisches Vorzeigequartier mit überörtlicher Strahlkraft entsteht.

Der Schwerpunkt bei den Neubauten soll auf Wohnungen gelegt werden. Gewerbe soll auf 65.000 Quadratmetern Mietfläche im wuchtigen, über die Jahrzehnte gewachsenen Bestandsgebäude Platz finden. Die alte Tengelmann-Zentrale samt Bau der alten Wissoll-Schokoladenfabrik wird zurzeit schon saniert. Erste Mieter wie das Unternehmen Standardkessel Baumgarte sind bereits eingezogen.

Investor Soravia will möglichst in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit Bauarbeiten starten

Ausstellung der Entwürfe für Bürger

Anders als etwa nach dem städtebaulichen Wettbewerb für das ehemalige Areal der Lederfabrik Lindgens am Kassenberg präsentierten Stadt und Investor als Auslobende am Donnerstag nicht die neun alternativen städtebaulichen Entwürfe, die nicht zum Zuge kamen. Die Jury kürte, ohne näher darauf einzugehen, einen zweiten Platz und zwei dritte Plätze, darüber hinaus sprach sie eine Anerkennung aus.

Angekündigt ist aber, dass Interessierte an drei Tagen im Oktober die Möglichkeit haben werden, im Casino der Parkstadt (Eingang gegenüber vom Technikum) die städtebaulichen Ideen bei einer Ausstellung studieren zu können. Termine: 18., 20. und 22. Oktober, jeweils 16 bis 18.30 Uhr.

Die im Sieger-Entwurf des städtebaulichen Wettbewerbs skizzierten Gebäudekubaturen am Rande von Koloniestraße, Veilchenweg, Wissoll- und Liebigstraße sowie Ulmenallee sind laut dem Jury-Vorsitzenden Wachten bewusst so flexibel gehalten, dass verschiedenste Nutzungen noch möglich werden können. So ist ein Kita-Neubau fest eingeplant, im nordwestlichen Zipfel des Geländes wäre 17.000 Quadratmeter Raum für eine weiterführende Schule, für die aktuell der Bedarf ermittelt wird. Im Nordosten (Liebigstraße, Ecke Ulmenallee) soll der Hochschule Ruhr West für mögliche Erweiterungen Platz freigehalten werden.

Investor Erwin Soravia kündigte am Donnerstag an, die Entwicklung der Parkanlage mit See als Erstes angehen zu wollen, ebenso könne man, wenn alles glatt laufe, auch am Rande des Veilchenweges und im Bereich zwischen Liebigstraße und Ulmenallee bereits in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit dem Hochbau beginnen für Gebäude, die sich gemäß § 34 der Baugesetzgebung in das nähere Umfeld einpassen sollen. In zehn bis 15 Jahren soll die Parkstadt komplett erlebbar sein.

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Mülheims OB Buchholz: Industrielles Erbe wird im Entwurf würdig neu interpretiert

Soravia zeigte sich am Donnerstag vom Konzept der Wettbewerbssieger „restlos überzeugt“. Das Invest habe zum Ziel, die „Parkstadt zum neuen Herzstück der Stadt und zu einem echten Innovationsstandort zu machen“, der sich offen präsentiert für Menschen aus dem Umfeld. Die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt werden wir auch in den kommenden Jahren fortsetzen.“

OB Buchholz, der selbst Mitglied der Jury war, dankte „allen Beteiligten an diesem außergewöhnlichen Prozess. Das historische industrielle Erbe der Stadt wird im Rahmen des Siegerentwurfs würdig neu interpretiert. Wir sehen der weiteren Entwicklung gespannt entgegen.“