Mülheim. Ärgernis an Mülheimer Grundschulen: Ein Lollitest-Pool ist positiv, aber kein infiziertes Kind wird gefunden. Es folgen lästige Quarantäne-Tage.
An Grund- und Förderschulen gehören Lollitests mittlerweile zum Alltag. Im Frühjahr wurden sie eingeführt, zwei Mal wöchentlich muss jedes Kind eine Speichelprobe abgeben, für den großen Pool. Bislang sind dabei laut Mülheimer Gesundheitsamt acht infizierte Kinder aufgefallen. Sie zu ermitteln, ist nicht immer ganz leicht.
Mülheimer Mutter schildert nervenzehrendes Warten auf das Testergebnis
Schwer strapaziert wurden in der vergangenen Woche die Nerven einiger Kinder und Eltern an der Martin-von-Tours-Schule. Wie eine betroffene Mutter, Sumia Mharchi, berichtet, fiel der Lollitest in der Klasse ihres Sohnes am Montag alarmierend aus. Der Pool war positiv. „Dienstagmorgen um 7 Uhr kam der Anruf, dass ein Kind in der Klasse positiv ist.“ In diesem Fall gilt, dass alle Kinder zu Hause fix einen PCR-Test machen, diesen bei der Schule abgeben und bis zur Entwarnung vorsichtshalber daheim bleiben müssen.
Kontrolltests für zu Hause
Wenn die anonyme Sammelprobe der Lollitests positiv ist, wird der Pool aufgelöst.
Jedes Kind muss zu Hause einen PCR-Test machen. Die Testkits wurden den Familien ausgehändigt und sollen nur benutzt werden, wenn die Schule sich meldet.
Auch in den Grund- und Förderschulen gelten im Infektionsfall seit den Sommerferien mildere Quarantäneregeln: Nur das betroffene Kind und die direkten Sitznachbarn in der Klassen müssen zu Hause bleiben.
Wenn Kinder allerdings die Ganztagsbetreuung mit gemischten Gruppen besuchen sein, kann der Quarantänekreis größer sein.
Um 8.30 Uhr am Dienstag hätten sie den PCR-Test abgegeben, sagt die Mutter, und am selben Abend erfahren, dass ihr Sohn negativ getestet ist. „Weil aber nicht alle Befunde da waren, musste die ganze Klasse weiterhin zu Hause bleiben.“ Über zwei weitere Tage habe sich die Warterei gezogen, sagt Sumia Mharchi, die als Intensivpflegerin in einem Mülheimer Krankenhaus arbeitet.
Am frühen Donnerstagabend sei zunächst Entwarnung von Seiten der Schule gekommen - der Siebenjährige gilt nicht als Kontaktperson. „Gegen 21 Uhr folgte dann eine Mail der Rektorin, dass mein Sohn doch Kontaktperson sei, weil er die OGS besucht. Alle Kinder seiner Gruppe müssen zu Hause bleiben. Für insgesamt 14 Tage.“
Dauernd droht Quarantäne: „Das können die mit den Kleinen doch nicht machen!“
Sumia Mharchi geht es nicht nur um die zweitägige Verzögerung - wenngleich es für sie und andere berufstätige Eltern schon eine Schwierigkeit sei. „Ich weiß nicht, was mein Arbeitgeber davon hält.“ Sie hadert mit der gesamten Situation, der dauernden Unsicherheit, wann die nächste Quarantäne droht, und höre Ähnliches von anderen Müttern und Vätern. „Wir fragen uns alle, wie es weitergehen soll? Mit 30 Kindern in der OGS-Gruppe... Die Kinder konnten so lange überhaupt nicht zur Schule gehen und haben jetzt schon Defizite. Das können die mit den Kleinen doch nicht machen!“
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Als bessere Lösung erscheinen der Mülheimer Mutter Schnelltests, wie an den weiterführenden Schulen - „und danach können alle wieder geregelt dem Unterricht nachgehen“. Sie findet, dass die Quarantäne nicht fair gehandhabt wird, und kritisiert: „Jeder Urlauber, der aus einem Hochrisikogebiet kommt, darf sich nach fünf Tagen freitesten, die Schulkinder aber nicht.“
Stadt: Ergebnisse der Lollitests kommen in der Regel zeitnah
Grundsätzlich gelten die Lollitests als eine sichere Lösung, weil sie mit einem PCR-Test verbunden sind. Nach ihrer Einführung Mitte Mai hatten einige Mülheimer Grundschulen über Verzögerungen geklagt, Rückmeldungen aus den Laboren kamen zu spät. Inzwischen hat sich das Verfahren offenbar eingespielt. Stadtsprecher Thomas Nienhaus erklärt: „Der Fall an der Martin-von-Tours-Schule ist der erste uns bekannte Fall, bei dem es zu einer derartigen Verzögerung kam.“ Aus Sicht des Gesundheitsamtes könne man von den Laboren auch erwarten, dass Ergebnisse nach 24 Stunden vorliegen.
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Einen ähnlichen Eindruck hat Andreas Illigen, Sprecher der Mülheimer Schulleitervertretung. An seiner Schule - der Schildbergschule - lief es bislang glatt: „Wir haben immer pünktlich zum nächsten Schultag die Ergebnisse bekommen, auch bei der einzigen Nachtestung, die wir bisher hatten.“
Problem: Der Pool ist positiv, aber kein infiziertes Kind zu finden
In Schulleiterkreisen sehe man eher ein anderes Problem, so Illigen: Es passiere, dass der Pool positiv ist, aber durch die Einzeltests in häuslicher Umgebung kein positives Kind ermittelt werden kann. Was dann? „Laut Schulmail des Landesministeriums ist eigentlich vorgesehen, dass in diesem Fall alle Kinder beim Kinderarzt getestet werden. Aber das ist nicht praktikabel. Nicht alle Kinderärzte testen.“
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Nächster Ansprechpartner sei das Gesundheitsamt, so Illigen, das Einzeltests organisieren könnte. Doch hier seien die Erfahrungen unterschiedlich, nicht immer werde Unterstützung gleich gewährt. „Die Schulen würden sich einen pragmatischeren Umgang wünschen“, so der Sprecher der Schulleitervertretung.
Bei der Stadt heißt es auf Anfrage: Falls sich das infizierte Kind durch einen häuslichen PCR-Test nicht ermitteln lasse, solle ein Test über den Kinderarzt erfolgen. „Ist dies nicht möglich, springt immer das Gesundheitsamt ein.“