Düsseldorf. Kurz nach den Sommerferien sitzen schon wieder Tausende Kinder zuhause. Die Isolation wird lokal sehr unterschiedlich gehandhabt.
Gut eine Woche nach dem Ende der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen wächst der Ärger bei vielen Eltern über die undurchsichtige Praxis bei der Anordnung von Quarantäne-Maßnahmen für Schulkinder. Wegen der steil nach oben zeigenden Corona-Infektionskurve in NRW insbesondere bei Jüngeren, sitzen landesweit bereits Tausende Kinder wieder zuhause.
Genau das wollte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) eigentlich verhindern und hatte gemeinsam mit dem Landesgesundheitsministerium die Quarantäne-Regeln für Schüler gelockert. Isoliert werden sollten nur noch Kinder, die neben, vor oder hinter einem Infizierten gesessen haben. Bei Lehrkräften sollte geprüft werden, ob es einen engeren Kontakt zum positiv getesteten Schüler gab.
Suche nach Kontaktpersonen ist im Schulalltag schwierig
In der Praxis fällt die Ermittlung von Kontaktpersonen durch die Gesundheitsämter aber offenbar großzügiger aus. In manchen Städten werden weiterhin ganze Gruppen in Quarantäne gesteckt. Die neue Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ayla Celik, hatte frühzeitig darauf hingewiesen, dass die Ermittlung von Kontaktpersonen durch die Behörden in einem trubeligen Schulalltag schwierig werde und hatte die NRW-Regelung als „lebensfremd“ eingestuft.
„Die unterschiedliche Handhabe bei der Quarantänisierung in Schulen durch die örtlichen Behörden ist unglücklich“, erklärte Schulministerin Gebauer am Freitag. Sie forderte bundesweite Einheitlichkeit „im Sinne der Kinder und Jugendlichen, aber auch deren Familien und der Entscheidungsträger vor Ort in den Gesundheitsämtern und in den Schulen“. Gebauer appellierte an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) verbindliche Quarantäne-Richtlinien für die Schulen zu erarbeiten.
"Lolli-Tests" in Grundschulen sorgen für zusätzlichen Frust
Für zusätzlichen Frust sorgen jedoch in NRW die „Lolli-Tests“ in Grundschulen, die Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) im Bundestagswahlkampf zuletzt mehrfach als beispielhaft gelobt hatte. Dabei handelt es sich um besonders präzise Pool-Tests, die im Labor ausgewertet werden. Zeigt sich ein positives Ergebnis, werden die Kinder erneut getestet. Zwischen der Auswertung der Proben und der Anordnung von Quarantäne-Maßnahmen für einzelne Kinder vergehen mitunter Tage, in denen kein Präsenzunterricht stattfindet. In den weiterführenden Schulen führen die Kinder und Jugendlichen indes selbstständig einen Antigen-Schnelltest durch.
Wegen der stark steigenden Infektionszahlen könnte NRW an der Maskenpflicht in den Schul-Innenräumen festhalten. Gebauer kündigte dazu am Freitag eine zeitnahe Entscheidung an. Zunächst sollte die Mund-Nase-Bedeckung nur für einige „Tage der Vorsicht“ nach den Sommerferien Pflicht sein, um dem Infektionsrisiko durch Reiserückkehrer zu begegnen. Von maximal 14 Tagen war die Rede.