Mülheim. Kurz nach den Sommerferien gibt es 28 Coronafälle an Mülheimer Schulen. Doch die Quarantäne hat ihren Schrecken verloren. Aus guten Gründen.

Gerade startet die große Impfkampagne an den Schulen. Den Auftakt machen die Mülheimer Berufskollegs, ehe es nächste Woche an anderen weiterführenden Schulen weitergeht. Zugleich schwappt die vierte Pandemiewelle in die Schulen, Quarantäneanordnungen häufen sich. Nach Angaben des Mülheimer Gesundheitsamtes gibt es aktuell acht Coronafälle an den Grund- und Förderschulen, 20 Fälle an den weiterführenden Schulen.

Coronafälle an drei Kitas und 16 Schulen in Mülheim

Kaum waren die ersten Schnelltests nach den Sommerferien ausgewertet und bestätigt, schnellten die Zahlen in die Höhe. Am Dienstag erscheint eine lange Liste auf der Corona-Website, die das Mülheimer Gesundheitsamt täglich aktualisiert. Plötzlich gibt es Quarantäneanordnungen für drei Mülheimer Kindertagesstätten und insgesamt 16 Schulen.

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Im Einzelnen stehen dort: die Wilhelm-Busch-Förderschule, die vier Grundschulen Zunftmeisterstraße, Styrum, Lierbergschule und Erich-Kästner-Schule, alle drei Mülheimer Realschulen und die Hauptschule am Hexbachtal, alle drei Gesamtschulen, die Gymnasien Broich, Heißen und Karl-Ziegler-Schule. Auch in zwei Klassen des Berufskollegs Stadtmitte, wo am Dienstag die Impfkampagne gestartet ist, gibt es Coronafälle.

Nur noch direkte Sitznachbarn müssen zu Hause bleiben

Das klingt bedenklich, doch die Lage ist anders als vor den Sommerferien. Das Mülheimer Gesundheitsamt stellt klar: „Eine hohe Zahl an Quarantäneanordnungen bedeutet nicht zwangsläufig eine hohe Zahl an Schülerinnen und Schülern in Quarantäne.“ Schließlich hat das NRW-Schulministerium kürzlich mildere Quarantäneregeln verkündet. Falls ein Kind oder Jugendlicher positiv getestet ist, müssen nur noch die direkten Sitznachbarn in Quarantäne und Lehrkräfte, die engen Kontakt hatten. Vollständig geimpften Schülern, die keine Symptome haben, bleibt die Quarantäne erspart.

Danach richtet sich auch die Stadt Mülheim. Die Quarantänekonzepte an den Schulen wurden angepasst - auch, weil die fortschreitende Durchimpfung der Bevölkerung mehr Sicherheit gibt.

Schulleiterin nennt entschärfte Quarantäneregeln „sehr sinnvoll“

Erleichtert über die entschärften Quarantäneregeln äußert sich Dr. Claudia Büllesbach, Leiterin der Gesamtschule Saarn. Sie sagt: „Ich halte das für eine sehr sinnvolle Lösung. Wir testen zwei Mal pro Woche, beachten die Maskenpflicht, halten überall Abstand und öffnen die Fenster zur Querlüftung. Es kann nicht sein, dass ganze Klassen oder Kurse in Quarantäne müssen, nur weil sie das Pech hatten, zufällig im selben Raum zu sein.“

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An der Gesamtschule Saarn gibt es momentan fünf Coronafälle. Drei Jugendliche aus dem Abiturjahrgang (Q2) wurden gleich am 18. August, dem ersten Schultag nach den Ferien, positiv getestet. „Zum Glück fanden die Tests vor der Jahrgangsstufenversammlung in einem extra Raum statt“, so die Schulleiterin. „Wir haben diese Schüler sofort nach Hause geschickt.“

Präsenzunterricht nicht mehr gefährdet

Claudia Büllesbach rechnet damit, dass weitere infizierte Schüler und auch deren Sitznachbarn in Quarantäne müssen, „aber es wird längst nicht mehr die Anzahl sein, die wir im letzten Schuljahr hatten. Der Präsenzunterricht wird gewährleistet sein.“ Und auch die betroffenen Kinder und Jugendlichen in Quarantäne sind besser versorgt – aus den Erfahrungen nach anderthalb Jahren Pandemie. Sie bekommen Aufgaben über eine Lernplattform. „Wir haben dafür klare Vorgaben und ein Homeschooling-Konzept, das gemeinsam mit Eltern entwickelt wurde“, erklärt die Gesamtschulleiterin.

Mobile Impfteams besuchen die Schulen

Der genaue Ablaufplan für die Schulimpfungen soll am Mittwoch erstellt werden.

Bis zum 25. August, 12 Uhr, haben alle weiterführenden Schulen in Mülheim noch die Möglichkeit, ihren Impfbedarf zu melden.

Ab Montag, 30. August, machen dann mobile Teams des städtischen Impfzentrums in den Schulen Station, um Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zu impfen.

Ansteckung meist im privaten Umfeld

An Grund- und Förderschulen, wo mit Lolli-Tests gearbeitet wird, bleibt es bei den bisherigen Regelungen, heißt es aus dem Gesundheitsamt. „Ein positiver Pool führt zu einer erneuten Testung. Es wird keine Quarantäne ausgesprochen bis ein gesichertes Ergebnis vorliegt.“ Im positiven Fall muss das betroffene Kind in Quarantäne – und die direkten Sitznachbarn.

Grundsätzlich besteht in Schulen nach Beobachtung des Gesundheitsamtes keine erhöhte Infektionsgefahr. „Im Gegenteil, die meisten Infektionen, die in Schulen registriert wurden, hatten ihren Ursprung im privaten Umfeld.“