Mülheim. Nach drei Jahren ist die Baustelle an der Mülheimer Otto-Pankok-Schule in der lautesten Phase angekommen – zum Ärger der Anwohner. Besuch vor Ort.
Die Otto-Pankok-Schule ist seit drei Jahren Großbaustelle – und wird es auch noch die nächsten vier Jahre sein. Nachdem in den vergangenen Jahren das Hausmeisterhaus und der naturwissenschaftliche Trakt abgerissen wurden, sind die Arbeiten nun in ihrer lautesten Phase angekommen: Der Bohrpfahlgründung. Während Schüler und Lehrer froh sind, in dieser Zeit in die Ferien fliehen zu können, blicken Anwohner mit Schrecken auf die kommenden Wochen. Ein Besuch vor Ort.
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Was Baggerlärm und Baustellenstaub angeht, sind die Schüler und Lehrer an der Von-Bock-Straße einiges gewohnt. Sie ertragen die offenen Decken mit Blick auf Kabel und Leitungen, den Lärm und Dreck mit der Zuversicht, irgendwann schöne neue Räume und mehr Platz zu haben. Ein Großteil der Oberstufenschüler ist bereits seit einem Jahr an die Bruchstraße ausquartiert worden, die fünften bis neunten Klassen lernen noch im „alten“ Gebäude an der Von-Bock-Straße, das erst nach Fertigstellung des Teilneubaus ab Sommer 2023 von innen grundsaniert wird.
Riesige Drehbohrgeräte stampfen 24 Meter tiefe Löcher in den Boden
Die Bohrpfahlgründung auf dem Gelände zur Gaußstraße hin, ist jedoch so laut, dass Unterricht nicht möglich ist. Daher wurden die Schüler zwei Wochen vor Start der Sommerferien erneut in den Distanzunterricht geschickt. „Obwohl sie erst drei Wochen vorher wieder Präsenzunterricht hatten“, ärgert sich eine Mutter. Zähneknirschend habe die Schulgemeinde dem zugestimmt, als sie die Anfrage der Stadt erreichte, diese extremen Arbeiten vorzuziehen.
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Wechsel nach den Sommerferien
Die Bauarbeiten befinden sich innerhalb des Zeitplans, so Susanne Ehmanns. „Auch die Gesamtkosten von rund 34,7 Millionen Euro werden nach derzeitigem Stand eingehalten.“ Nach Abschluss der Arbeiten ist „das OP“ dann fünfzügig. „Und damit die einzige Schule der Stadt, die tatsächlich für diese Schülerzahl ausgelegt ist“, sagt Ulrich Bender.
Zum neuen Schuljahr hin gibt es einen Wechsel an der Spitze der Otto-Pankok-Schule. Nach elf Jahren als Leiter verabschiedet sich Ulrich Stockem in den Ruhestand. Sein Nachfolger, Jens Schuhknecht, wird nach den Sommerferien seinen Dienst an der Von-Bock-Straße antreten. Bislang ist der 51-Jährige als Studiendirektor am Karl-Ziegler-Gymnasium tätig.
„Grund dafür ist, dass diese Arbeiten sicher vor Ende der Sommerferien abgeschlossen sein sollen“, erklärt Susanne Ehmanns, stellvertretende Leiterin des Immobilienservice. Denn im Anschluss sollen planmäßig die Rohbauarbeiten starten können. Also stampfen die riesigen Drehbohrgeräte 24 Meter tiefe Löcher in den Boden, insgesamt 84 Stück, die anschließend mit Beton aufgefüllt werden. „Diese Pfähle sind das Fundament, sie stützen die Grundplatte, damit das Gebäude darauf nicht absackt“, erklärt die Fachfrau.
Anwohner: Bürger wurden nicht rechtzeitig über Planänderung informiert
Als Lärm- und Dreckschutzwand wurden rund 60 Container zur Gaußstraße hin aufgestapelt. Ein Ärgernis für die, die gegenüber wohnen: „Seit drei Jahren gibt es für uns keine Sommerferien mehr“, berichtet ein Anwohner, den die Informationspolitik der Stadt stört. „Erst nach einer Fachaufsichtsbeschwerde war der Immo-Service bereit, den Anwohnern etwas detailliertere Antworten auf die Fragen nach der Planung und Durchführung der Baumaßnahmen zu geben. Der Terminplan wurde trotzdem nicht eingehalten“, so die Kritik.
Nun habe er für den Beginn der Sommerferien extra eine Reise geplant. Erst einen Tag vorher habe er auf Anfrage auf der Baustelle erfahren, dass die Maßnahme bereits am 23. Juni beginnt. „Darüber informiert wurde niemand von den Anwohnern“, bemängelt er. „Bürgernähe sieht unseres Erachtens völlig anders aus.“
Susanne Ehmanns hat Verständnis für den Ärger. Doch die Arbeiten seien unausweichlich, zudem habe man die Anwohner zwar nicht - wie zuvor - per Flyereinwurf, sondern über die Presse informiert.
Eines der größten Schulbauprojekte der Stadt
Die Sanierung und Erweiterung der Otto-Pankok-Schule ist eines der größten Schulbauprojekte der nächsten Jahre in Mülheim. Die Baumaßnahmen erstrecken sich über insgesamt sieben Jahre und sollen im zweiten Quartal 2025 fertig sein.
Der Rohbau des Neubaus soll bis Sommer 2022 stehen, darauf folgt ein Jahr lang der Innenausbau. „Anschließend ziehen die Jahrgänge fünf bis sieben dort ein“, sagt der stellvertretende Schulleiter Ulrich Bender. Neue Klassenräume sowie Fachräume für Bio, Physik, Chemie und Musik sollen dort eingerichtet werden.
Digitalisierung bleibt die größte Baustelle – für alle Schulen
Ab Frühjahr/Sommer 2023 wird dann das Bestandsgebäude umgebaut und saniert. „Dafür ziehen die Jahrgänge acht bis zehn sowie elf und zwölf an die Bruchstraße“, so Bender. Ab Sommer 2024 sollen als letzte Maßnahme nach Inbetriebnahme des Schulgebäudes die drei Pavillons zurückgebaut werden und der Schulhof mit Grünflächen und Klettergeräten neu gestaltet werden.
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„Wir erwarten, dass dann auch die Räume digital so ausgestattet sind, dass sie technisch auf dem neusten Stand und für viele Jahre nutzbar sind“, sagt Ulrich Bender. Denn die Digitalisierung bleibt weiterhin die größte Baustelle – für alle Schulen der Stadt.