Mülheim. Die Digitalisierung an Mülheimer Schulen stockt. Die Stadt will zur Gerätebeschaffung den Hersteller wechseln, weil ein anderer erst spät liefert.
Kinder aus benachteiligten Familien müssen länger auf ihre Tablets warten als geplant. Der Grund: 400 Tablets hat die Stadt bestellt, aber die Firma Apple kann nicht liefern.
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„Frühestens im Dezember oder noch später. Das ist für den digitalen Unterricht – notwendigerweise auch von Zuhause aus – zu spät“, sagt Marc Buchholz. Darum haben der Schuldezernent und die städtischen IT-Spezialisten nun den Hersteller Samsung im Visier. Dort möchte die Stadt, nach eingehender Prüfung, nun weitere 400 Computer bestellen, weil dieser Hersteller eine „frühere Auslieferung in Aussicht stellt“. Aber vor November seien auch diese Geräte nicht einsatzbereit, erklärt Buchholz.
Den Ausschlag für diese neue Bestellung war die frühere Lieferung, dass die Android-Geräte mit Apple-Geräten kompatibel sein sollen sowie eine 36- bis 48-monatige Garantiezeit (drei Gerätegenerationen). Das sei gerade der einzige Weg, um Schulen und Schulträger kurzfristig zu unterstützen.
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Kinder sollen möglichst bald digital lernen
„Wir wollen Schüler aus benachteiligten Familien, die keine persönlichen digitalen Endgeräte haben, das Lernen zu Hause bald ermöglichen“, betont der Schuldezernent. Die Stadt nehme die von Land und Bund teilweise geförderte Beschaffung von mobilen, schuleigenen Endgeräten wie Tablets, Notebooks und Laptops in der Phase der Corona-bedingten (Teil-)Schließungen von Schulen sofort in Anspruch.
So sei die Bestellung für 400 digitale Endgeräte an Apple auch vor den Sommerferien rausgegangen. „Ziel war, möglichst zum ersten Schultag über erste Geräte verfügen zu können, um diese im Quarantänefall zielgerichtet an Kinder ohne Tablet ausleihen zu können“, erläuterte Marc Buchholz. „Selbst Teillieferungen konnte der Hersteller nicht zusagen, wegen der angespannten Marktlage.“
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Lern-Apps sollen kompatibel sein
Erschwerend kam hinzu, dass Apple das bestellte Modell nicht mehr baut, die Firma jedoch ersatzweise ein vergleichbares IPad mit leistungsfähigerem Prozessor zu denselben Konditionen angeboten hat – wieder ohne konkretes Lieferdatum. In mehreren Gesprächen mit den Schulen habe Buchholz ebenfalls festgestellt, dass dort mit Android-Geräten gearbeitet wird.
Nach dem Abwägen aller technischen, wirtschaftlichen, zeitlichen und pädagogischen Aspekte fiel die Entscheidung für einen anderen Lieferanten. Gleichzeitig hält die Stadt an der IPad-Beschaffung fest, „weil das Apple-Produkt aus Sicht der Schulen Vorteile gegenüber einem Tablet auf Android-Basis bietet“. Die verfügbaren pädagogischen Lern-Apps könnten auf beiden Gerätetypen laufen“, sagte Buchholz.
Schulen arbeiten längst mit verschiedenen Systemen
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Damit würde die Stadt zwar verschiedene Systeme in die Schullandschaft bringen. Aber bereits jetzt arbeiteten Lehrer und Schüler so, da „von zu Hause mitgebrachte Geräte schon eine System- und Gerätevielfalt bilden“. Weil die Android-Geräte schneller verfügbar seien, werde „ein vertretbarer Kompromiss erzielt“.
Derweil bekam die Digitalisierung an Schulen bei einer WDR-Umfrage unter mehr als 1000 NRW-Schulleitern keine guten Noten. Viele Schulen, so das Ergebnis, fühlen sich in Sachen Digitalisierung überfordert. Die digitale Ausstattung an Schulen wird laut WDR im Schnitt mit einer 3,8 benotet. In Mülheim war die Benotung mit einer 5,2 so schlecht wie nirgendwo anders.
Zwischen den Städten bestehen Unterschiede
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Allerdings, auch das findet man im WDR-Bericht, haben in Mülheim nur sechs von insgesamt 36 Schulen mitgemacht, was einer Antwortquote von 16,7 Prozent entspricht. Fazit der NRW-Umfrage: Es fehlen an Schulen die Geräte und die passende Fortbildung - und wenn überhaupt Geräte da sind, müssen sich oft die Lehrer in ihrer Freizeit um deren Wartung kümmern. Diese Daten belegen laut WDR, dass an vielen Schulen Nachholbedarf bestehe.
Die Unterschiede zwischen den Kommunen sind breit gestreut. Im Kreis Coesfeld sieht es nach den WDR-Zahlen mit einer Bewertung von 2,6 eigentlich ganz gut aus. Die Ausstattung von Schulen mit digitalen Geräten schwanke je nach Ort stark, so der WDR.