Mülheim. Die Mülheimer Waldorfschule lässt 5000 Quadratmeter Dachfläche energetisch sanieren. Dafür investiert die Schulgemeinde rund drei Millionen Euro.
Es ist die bisher größte Sanierungsmaßnahme der Mülheimer Waldorfschule in den über 35 Jahren ihres Bestehens: Die Schule investiert nach eigenen Angaben drei Millionen Euro in die energetische Sanierung eines neuen Daches. Und dieses ist mit 5000 Quadratmetern Fläche nicht nur richtig groß, sondern auch architektonisch besonders.
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Der Ladekran ragt über die Dächern des gelben Schulgebäudes und hievt Bauteile in die Höhe. Dort oben balancieren Zimmerer über die schrägen Flächen und klopfen die neuen Zinkeindeckungen in Form. „Das alte Dach mit seinen Schieferschindeln war über 30 Jahre alt, teilweise undicht und im Sommer heizte es sich sehr auf“, berichten Geschäftsführer Andreas Müller und Britta Dressel-Vogel, Erzieherin an der Waldorfschule. Gerade die Schüler der 12. und 13. Klassen, die ihre Räume im Dachgeschoss nutzen, seien davon betroffen gewesen.
Insgesamt 17 Monate Bauzeit bis ins Frühjahr 2022 angesetzt
Über 600 Schüler besuchen die Waldorfschule
Die Waldorfschule hat ihren Sitz seit 1987 an der Blumendeller Straße in Heißen. Über 600 Schüler besuchen die Schule derzeit, von der ersten bis zur 13. Klasse.
Die Waldorfschule Mülheim ist eine öffentliche, zweizügige Schule in freier Trägerschaft. Sie ist staatlich anerkannt, steht allen Kindern offen und kann mit allen staatlichen Prüfungen bis hin zum Abitur abgeschlossen werden. Weitere Infos: www.waldorfschule-mh.de
Die coronabedingte Präsenzunterrichtspause kommt der Schule, die sich als Verein selbst verwaltet, entgegen. Um die Dachfläche des Hauptgebäudes in sechs Bauabschnitten zu sanieren, sind 17 Monate Bauzeit bis ins Frühjahr 2022 angesetzt. Eine neue Dämmung und eine neue Zinkeindeckung soll es geben, auch die Unterkonstruktion des Daches müsse überarbeitet werden. „Zink ist ein sehr biegsames Material und kann in allen Ecken und Winkeln angepasst werden“, weiß Joachim Engelskirchen, dessen Tochter die Waldorfschule besucht. Der Architekt ist Geschäftsführer des Mülheimer Architekturbüros Hütténes und begleitet die Bauarbeiten.
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Die geschwungene Dachform stelle eine Herausforderung für die Handwerker dar. „Durch die anthroposophische Gebäudearchitektur gibt es viele gerundete, organische Formen, die schwer zu bearbeiten sind“, erklärt Engelskirchen. Durch die besondere Konstruktion des Daches sei auch eine Begrünung der Flächen nur schwer möglich gewesen. „Die dafür nötigen Umbauten hätten in keinem wirtschaftlichen Verhältnis gestanden.“
Schüler und Lehrer mit Notebooks ausgestattet
Im Anschluss der Bauarbeiten soll wieder eine Photovoltaikanlage auf dem Dach angebracht werden. Auch die neuen Dachrinnen fallen voluminöser aus als vorher. „Schließlich nehmen Wetterphänomene wie Starkregen durch den Klimawandel zu“, weiß Andreas Müller.
Zudem werde der Brandschutz im Gebäude verbessert und Glasfaserkabel verlegt, um alle Klassenräume mit W-lan zu versorgen. Aus dem Digitalpakt des Landes bekam die Waldorfschule 160.000 Euro genehmigt. „Wir haben das Programm schnell genutzt, um Schüler und Lehrer mit Notebooks auszustatten“, so Andreas Müller.
Kredit bei der sozial-ökologischen GLS Bank aufgenommen
Zwei Jahre dauerte der Planungsprozess, denn jeder Schritt wurde im ehrenamtlichen Baukreis aus Lehrern, Eltern, Verwaltung, Geschäftsführung und Hausmeisterei besprochen und beschlossen. Um das Investitionsvolumen von drei Millionen Euro zu stemmen, hat die Waldorfschule einen Kredit bei der sozial-ökologischen GLS Gemeinschaftsbank in Bochum aufgenommen, eine halbe Million Euro an Eigenmitteln floss mit ein.
Ein Vorteil, den die Schule als freier gegenüber öffentlichen Trägern hat: „Wir haben keine strengen Vergabeverfahren und können uns die Fachfirmen selbst aussuchen.“ Nach einer Ausschreibung entschied sich das Planungsteam für eine Zimmerei aus Bochum, die bereits das Dach einer Waldorfschule in Wattenscheid saniert habe und sich mit der speziellen Architektur auskenne. Denn diese sei für Schüler und Lehrer ein wichtiger Teil der Waldorf-Pädagogik. „Das Schulgebäude ist Lebensraum für die Schüler. In diesem spiegelt sich die Vielfalt aller Lebensbereiche wider“, sagt Britta Dressel-Vogel.