Mülheim. Mülheims Gymnasien haben einen deutlich stärkeren Zulauf als noch 2020. Alle Kinder wurden angenommen – zum Teil aber nicht auf der Wunschschule.
Stark gestiegen sind im Coronajahr die Anmeldezahlen an den meisten Mülheimer Gymnasien. Für das Schuljahr 2021/22 haben sich insgesamt 1640 Mädchen und Jungen an einer weiterführenden Schule angemeldet, 698 von ihnen möchten aufs Gymnasium. Das sind knapp 43 Prozent aller Viertklässler – im Vorjahr waren es mit 633 Anmeldungen lediglich 38 Prozent. Um der Schülerflut Herr zu werden, wird es in diesem Jahr an allen Gymnasien fünf Eingangsklassen geben, hieß es jetzt im Bildungsausschuss.
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Warum in diesem Jahr so viel mehr Kinder zu den Gymnasien in Broich (aufgenommen werden letztlich 154) und Heißen (150), zur Luisenschule (135), zur Karl-Ziegler-Schule (130) sowie Otto-Pankok-Schule (129) drängen, ist unklar. Unter manchen Lehrern wird die These diskutiert, dass es aufgrund der pandemiebedingt schwierigen Situation an den Grundschulen möglicherweise bessere Zeugnisse gab als in den Vorjahren und deshalb auch mehr Empfehlungen der Lehrkräfte Richtung Gymnasium. Bei der Schulverwaltung hat man für den Trend keine Erklärung: „Es sollte natürlich nicht so sein, dass es einen coronabedingten Bonus gibt“, so Stadtsprecher Thomas Nienhaus. Die höchste Quote künftiger Gymnasiasten verzeichnet die Hölterschule (83,5 Prozent), auf Platz zwei steht die GGS am Saarnberg (74,4 Prozent) und Platz drei belegt die GGS Trooststraße (69,4 Prozent).
Gymnasium Broich muss neun Kinder an andere Schulen schicken
Zufrieden waren die Ausschussmitglieder, dass überhaupt ausreichend Plätze eingerichtet werden konnten. Nicht überall geschah das allerdings ganz ohne Verluste: So musste das Gymnasium Broich aus Kapazitätsgründen neun Schüler ablehnen – sechs von ihnen erhalten einen Platz an der Otto-Pankok-Schule (OP), die restlichen drei an der Karl-Ziegler-Schule. Die Schülerschwemme stellt die Schulen vor Herausforderungen: Am mitten im Umbau steckenden OP zum Beispiel waren im vergangenen Sommer lediglich drei Eingangsklassen am Start, nun werden es gleich fünf sein.
Allen Überlegungen zugrunde liegt laut Peter Hofmann, Abteilungsleiter für den Schulbereich, stets „das hehre Ziel der Verwaltung, den Eltern an genau der Schulform ein Angebot zu machen, die sie sich für ihr Kind ausgesucht haben“. Dies sei erneut geglückt – wenngleich nicht jedes Kind an seiner Wunschschule aufgenommen werden kann.
Die Mülheimer Gesamtschulen sind nach wie vor sehr beliebt
Auch die Nachfrage nach einem Platz an der Gesamtschule war weiter hoch. An der seit Jahren beliebten Gustav-Heinemann-Schule in Dümpten werden nun sieben Eingangsklassen gebildet, an der Gesamtschule Saarn fünf und an der Willy-Brandt-Schule vier.
Die meisten Anmeldungen verzeichnete erneut die Gustav-Heinemann-Schule, die mit rund 1600 Schülern größte Mülheimer Schule. 301 Noch-Viertklässler wollten dort im Sommer starten – Platz aber ist nur für 196. An der Willy-Brandt-Schule in Styrum hatten sich 187 Kinder angemeldet – aufgenommen werden 112. Einzig an der Gesamtschule Saarn gab es keine Ablehnungen. Im Gegenteil: 72 Kinder hatten sich dort zunächst angemeldet – nach Abschluss des Schülerausgleichverfahrens werden im Sommer 126 Fünftklässler dort starten.
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Nachfrage nach den Realschulen ist rückläufig
An den drei Realschulen der Stadt sind die Zahlen unterdessen zurückgegangen – von insgesamt 413 auf 346. Auch dort gab es aktuell Verschiebungen: Die Realschule Mellinghofer Straße, die sich 105 Familien ausgesucht hatten, gibt 15 Schüler an die Realschule Stadtmitte ab. Und auch von der Realschule Broich, die 171 Anmeldungen zu verzeichnen hatte, kommen 21 Schüler zur Stadtmitte. Für den innerstädtischen Standort hatten sich zuvor nur 70 Familien entschieden, nun sind es also insgesamt 106.
Noch viel Bewegung bei Anmeldungen zur gymnasialen Oberstufe
Auch die Anmeldezahlen zur Sekundarstufe II hat die Stadt dem Bildungsausschuss präsentiert: Aktuell beabsichtigen 56 Schüler und Schülerinnen nach den Sommerferien ihre Schullaufbahn am Gymnasium zu beenden, 201 möchten dies an einer Gesamtschulen tun. Im Vorjahr waren es 49 am Gymnasium und 246 an der Gesamtschule gewesen.
Am Berufskolleg Lehnerstraße sind 54 Anmeldungen für den dreijährigen Bildungsgang bis zur Allgemeinen Hochschulreife eingegangen – gegenüber 50 im Jahr 2020.
Verschiebungen sind auch hier noch zu erwarten – unter anderem, weil Schüler die erforderliche Qualifikation im laufenden Schuljahr nicht schaffen oder sie lieber mit einer Ausbildung beginnen wollen.
Konstant hingegen sind die Anmeldungen an Mülheims einziger Hauptschule, der Schule am Hexbachtal. Ab Sommer möchten dort 36 Schüler lernen; im Vorjahr waren es 37. Die Anmeldezahl werde sich bis zum Schuljahresbeginn aber erfahrungsgemäß noch deutlich erhöhen, hieß es im Ausschuss.
Möglicherweise besteht bald Bedarf an einer weiteren Schule
Heiko Hendriks (CDU) erinnerte bei der Sitzung im Rathaus an die aktuell laufenden Gespräche zum Bildungsentwicklungsplan. Man sehe schon jetzt, „dass in den kommenden Jahren deutlich höhere Schülerzahlen auf uns zu kommen werden, als wir angenommen haben“. Man müsse daher sorgfältig überlegen, welcher Schulstandort wie entwickelt wird – und ob es nicht langfristig sogar Bedarf an einer weiteren Schule gibt.