Mülheim. Über acht Millionen Euro stehen für Mülheim im Digitalpakt bereit. Derzeit melden Schulen ihren Bedarf. Vielen mangelt es schon am W-Lan.
Es klingt nach einer großen Summe: Rund acht Millionen Euro stehen der Stadt Mülheim aus dem Digitalpakt zur Verfügung – 7,2 Millionen kommen vom Land, 800.000 Euro muss die Kommune beisteuern. Doch wie viel reale Technik letztlich in den Schulen ankommt, ist unklar. Denn vielerorts mangelt es schon an der simplen Basis: Internet.
„Wir befinden uns derzeit digital absolut in der Steinzeit“, sagt Claudia Büllesbach, Leiterin der Gesamtschule Saarn. Das Hauptproblem: fehlendes W-Lan. „Daran scheitern schon ganz viele Dinge.“ Die Glasfaserkabel lägen laut Telekom bereit, sagt ihr Stellvertreter Michael Rölver, ans schnelle Internet angeschlossen ist die Schule allerdings noch nicht.
Auch interessant
Stadt Mülheim hat digitalen Bestand an Schulen geprüft
Auch Bildungsdezernent Marc Buchholz erkennt an dieser Stelle den größten Handlungsbedarf. „Wir müssen erstmal nutzbare Leitungsgeschwindigkeiten herstellen“, sagt Buchholz, „und dann ist das Geld schon fast am Ende“. Die Netzausstattung, Server, Access Points – noch unklar ist, was nach diesen Investitionen noch übrig bleibt.
Ende vergangenen Jahres hat die Stadt mit einer externen Firma eine Bestandsaufnahme der digitalen Ausstattung der Schulen gemacht. Mithilfe dieser Ergebnisse und der Medienkonzepte der einzelnen Schulen entsteht nun ein Medienentwicklungsplan. „Wir würden uns wünschen, dass in jedem Klassenraum ein Beamer und ein Laptop steht“, sagt Buchholz.
Mülheimer GHS-Leiter: „Wir kämpfen um jeden Beamer“
Auch für Thomas Ratz, Leiter der Gustav-Heinemann-Schule (GHS), sollte ein Beamer zum Standard gehören. „Derzeit kämpfen wir um jeden Beamer, den wir einrichten wollen“, sagt Ratz. Und auch sonst ist die digitale Ausstattung an der Winkhauser Gesamtschule eher rudimentär. Auch hier fehlt das W-Lan: „Wenn wir das wenigstens hätten, könnten wir mit den eigenen Geräten der Schüler schon mal starten“, sagt Ratz. „Aber wir stehen da noch in der Warteschleife.“
Auch interessant
Auch Buchholz schwebt die Einbindung der privaten Schülergeräte in den Unterricht vor. So gebe es zum Beispiel eine Schule in Bonn, die die Schüler mit ihren Smartphones Chemieversuche filmen lässt – das sorgt für Ruhe im Klassenzimmer und ermöglicht es den Jugendlichen, das Unterrichtsmaterial später nochmal über eine Plattform ansehen zu können.
Noch ein Vorteil: Die Technik der Kinder bleibt allein schon wegen des privaten Bedarfs in der Regel auf dem neusten Stand. Die Geräte, die die Stadt nun über die Fördergelder des Digitalpaktes anschaffen kann, müssen später von der Kommune finanziert werden. „Während wir heute rund 300.000 Euro pro Jahr für Leasing und Erstattung zahlen, müssen wir künftig eine bis 1,5 Millionen Euro investieren“, sagt Buchholz. Wo die im klammen Haushalt aufzubringen sind, müsse noch vereinbart werden – letztlich fehlen sie dann an anderer Stelle.
Erste Ergebnisse im März
Wie flächendeckend der Breitband-Ausbau bislang an Mülheimer Schulen ist, kann Marc Buchholz noch nicht sagen. Derzeit werden die Ergebnisse aus den Bestandsaufnahmen sowie die Wünsche der Schulen zusammengetragen.
Beim Bildungsausschuss Ende März will der Bildungsdezernent die ersten Ergebnisse vorstellen. Steht der Medienentwicklungsplan fest, werden die Investitionen an die Schulen verteilt.
GHS-Leiter Thomas Ratz würde sich ein eigenes Budget pro Schule wünschen, „um selbst planen zu können“. Grundsätzlich sei er trotz der schlechten Ausstattung bislang optimistisch. „Die Stadt hat sich die Digitalisierung nun wirklich zur Aufgabe gemacht.“
Lehrkräfte im Umgang mit digitalen Medien schulen
Außerdem sei bislang nicht geklärt, wer für den Support der technischen Geräte verantwortlich sein wird. „Das kann nicht alleinige Aufgabe des Schulträgers sein“, sagt Buchholz. Denn die Lösung könne nur im Personal liegen – und das müsse vom Land NRW kommen.
Teil des Digitalpaktes ist es auch, die Lehrkräfte im Umgang mit digitalen Medien zu schulen. Schon jetzt gibt es regelmäßige Fortbildungen, „aber die nutzen nichts, wenn man die Ausstattung nicht hat“, sagt GHS-Leiter Thomas Ratz. Und auch der Saarner Co-Direktor Michael Rölver sieht da Schwierigkeiten. „Es wird eine Herkules-Aufgabe, genügend Lehrkräfte im Informatik-Bereich zu bekommen.“