Mülheim. Zwei junge Fotografinnen aus Mülheimer Ausbildungsbetrieben schaffen ihre Gesellenprüfung mit Bestnoten. Natürlichkeit ist bei der Arbeit Trumpf.
Zwei Fotografinnen aus Mülheimer Innungsbetrieben haben ihre Gesellenprüfung mit der Bestnote bestanden. Stella Scheibenzuber, die ihre dreijährige Ausbildung bei „PR Fotografie Köhring“ absolviert hat, belegte den ersten Platz. Die zweithöchste Punktzahl, wobei nur eine Zahl hinter dem Komma entschieden hat, erreichte Davina Sowieja vom „Fotostudio Mengede“.
Die beiden jungen Frauen haben sich in ihrer Ausbildung einen jeweils ganz eigenen Stil erarbeitet, der auch die Gesellenstücke auszeichnet. Während Davina Sowieja sich für Schwarzweiß-Fotografien zum Thema Emanzipation und moderne starke Frauen entschieden hat, setzte Stella Scheibenzuber in ihren Arbeiten das Thema Secondhandmode und Nachhaltigkeit um. Dabei wählte sie die Street-Fotografie, die ihr am meisten liegen würde, wie sie sagt.
Die Modelle müssen natürlich wirken, betonen die jungen Frauen aus Mülheim
Auch der dritte Platz geht nach Mülheim
Losgesprochen wurden insgesamt sieben Auszubildende aus dem Innungsbezirk der Berufsfotografen Ruhr, Mülheim, Essen und Oberhausen, die ihre Gesellenprüfung nach dreijähriger Lehrzeit erfolgreich abgelegt haben.
Auch der dritte Platz geht nach Mülheim. Hier konnte Barbara Gress, Response Fotografie, ebenfalls mit einer Eins überzeugen.
Was beide Frauen eint, ist die Vorliebe für Natürlichkeit und Authentizität. „Ich fotografiere gerne mit natürlichem Licht und ungestellten Szenen“, erklärt Jungfotografin Davina, welche Technik bei ihr am meisten eingesetzt wird. Stella hingegen spielt gerne mit unterschiedlicher Beleuchtung und hat bei den Kollegen auch den Beinamen „Blitzprofi“ bekommen. „Dabei ist es mir aber dennoch wichtig, dass es natürlich aussieht und auch das Model die normale Frau widerspiegelt und keine vermeintlichen Schönheitsideale mit Kleidergröße Zero.“
Insgesamt gehe bei professionellen Fotografen aber auch im Bereich Fashion der Trend wieder zu weiblichen Models, die auch weibliche Attribute haben, die klar zu erkennen sind. Im Gegensatz zu den semiprofessionellen Fotos, die man bei Instagram, Facebook und Co. sehr häufig findet. „Da ist oft weniger mehr“, sind sich die Jungfotografinnen einig und spielen damit auf die Weichzeichner und andere Effekte an, die in den sozialen Netzwerken gerne genutzt werden, um einem Ideal zu entsprechen, das es so gar nicht geben kann.
„Man sollte sich so schön finden, wie man ist“, meint Davina und empfiehlt Hobbyfotografen, sich mit anderen Techniken auseinanderzusetzen oder sich auch mal von einem Profi fotografieren lassen. Da sehe man, dass es auch andere Tricks gebe, wie man tolle Fotos machen könne, ohne durch Weichzeichner ein eher maskenhaftes, künstliches Porträt zu schaffen.
„Instafilter kann jeder, das hat mit der Kunst des Fotografierens nicht viel zu tun“, sind sich auch die beiden Ausbilder Elisabeth Harbecke und Andreas Köhring einig. Dass gleich zwei Gesellinnen aus Mülheim mit der Bestnote ihre Ausbildungsprüfung abgelegt haben, freut die alten Hasen ganz besonders. Man könne auch von den jungen Fotografen etwas lernen, die ihre Ausbildung unter ganz anderen Voraussetzungen mit einem ganz anderen Equipment durchlaufen haben. „Die jungen Kollegen sind heute spontaner und nicht ganz so langweilig wie ich“, gibt Obermeister und Berufsfotograf Andreas Köhring gerne lachend zu. „Ich nutze dann zur Sicherheit beim Ausleuchten eher eine Lampe mehr als eine zu wenig.“ Nach 26 Jahren im Beruf habe man da schon so seine festen Methoden.
Nächstes Ziel: am Leistungswettbewerb des Handwerks teilzunehmen
Auf ihre Schützlinge sind die beiden Mülheimer Fotoprofis auf jeden Fall mächtig stolz. Denn auch wenn es an Bewerbungen für die Ausbildung in ihren Betrieben nicht mangelt, sei es nicht so einfach, Auszubildende mit Potenzial zu finden. Dass immer weniger Fotografen ausgebildet werden, liege vor allem daran, dass der Berufsbegriff „Fotograf“ nicht geschützt sei und jeder ein Fotostudio eröffnen könne. Die Anzahl dieser Betriebe sei in den letzten Jahren explodiert, gleichzeitig gebe es aber immer weniger Innungsbetriebe, in denen ausgebildet wird.
Mit ihren Gesellenstücken nehmen Stella Scheibenzuber und Davina Sowieja jetzt noch am praktischen Leistungswettbewerb PLW des Handwerks teil und hoffen, auch auf Landes- und Bundesebene punkten zu können.