Mülheim. Ulrike Damberger gibt seit fast 44 Jahren Kurse zu Ernährung und Kochen in der Ev. Familienbildungsstätte in Mülheim. Sie kann viel berichten.
Früher kochte man mit viel guter Butter, später dann wurden Fette im Essen verteufelt. Heute nutzt man bewusst gewisse Öle, weil sie „gesund und wichtig für den Körper sind“. Wenn man so lange Kochkurse gegeben hat wie Ulrike Damberger von der Ev. Familienbildungsstätte, dann weiß man, wie sich die Einstellungen zur Ernährung und zum Kochen mit der Zeit verändert haben.
Dozentin vermittelt auch Kenntnisse in Tischkultur
Tausende Mülheimer haben von der 65-jährigen Ökotrophologin das Kochen gelernt oder sich spezielle Kenntnisse der Kochkunst, der Hauswirtschaft oder der Tischkultur bei ihr angeeignet. Am 1. September 1977 startet sie in der Ev. Familienbildungsstätte ihre berufliche Tätigkeit. „Es war meine erste Stelle nach der Ausbildung an der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung in Wuppertal. Ich war 22. Die Familienbildungsstätte hieß damals noch Mütterschule und war in Dümpten ansässig. Gekocht wurde in einem dunklen Kellerraum, in meinem ersten Kurs waren neun Frauen und ein Mann“, erinnert sie sich.
„Sind Sie schon verheiratet? Nein? Dann werden Sie Ihren Mann bei uns kennenlernen“, behauptete zu jener Zeit ein Pfarrer in Styrum, wo Ulrike Damberger einen Männerkochkurs gab. Er sollte Recht behalten. Nicht sofort, aber einige Jahre später lernte sie in einem Kurs ihren Mann Klaus kennen, der bei ihr etwas über die chinesische Küche lernen wollte.
Großes Thema: Ausländische Küche
Die ausländische Küche war anfangs noch kein großes Thema in der Erwachsenenbildung, heute behandeln Ulrike Damberger als Fachbereichsleiterin und ihre Dozentinnen viele internationale Themen, vermitteln Rezepte und Zubereitungsarten aus der ungarischen, der indischen, der anatolischen oder der Küche Sri Lankas.
„Früher war es üblich, den Kursteilnehmern die Grundlagen des Kochens, die wichtigsten Fertigkeiten beizubringen. Heute interessieren sich die Leute eher für die Zubereitung spezieller Lebensmittel, für gesunde Familienernährung oder für regionale Küche. Moderne Themen sind veganes Kochen oder Basen-Küche“, berichtet die Fachfrau und ergänzt: „Dabei wäre es für viele Menschen gut, etwas mehr Hintergrundwissen zu haben, einzelne Arbeitsschritte zu kennen. Dann könnten sie beim Kochen auch besser variieren.“
Lebensmittelauswahl ist größer als früher
Die Lebensmittelauswahl sei mit der Zeit viel größer geworden, man müsse mehr über Zutaten und deren Nährstoffe wissen. Seit den 80er Jahren sei die Vollwertküche ein echter Trend, die vegetarische Ernährung kam etwas später hinzu. „Früher gab es kein Rezept ohne Fleisch, die Leute haben Unmengen von Fleisch verzehrt“, erinnert sich die dienstälteste Mitarbeiterin der Familienbildungsstätte. Und: „Cremes mit rohem Ei? Davon will heute keiner mehr etwas wissen.“
Lernen und verzehren
Mit ganz unterschiedlichen Menschen hat Ulrike Damberger gekocht, mit heiratswilligen Frauen, Tagesmüttern, arbeitslosen Jugendlichen, Vätern und Kindern – und auch für den Seniorenmittagstisch.„Heute belegen ganz oft junge Erwachsene mit ihren Eltern einen Kurs oder es kommen ganze Familien. Oft steckt ein Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk dahinter.“Kochkurse hätten mehr Eventcharakter, den Teilnehmern sei auch die Gemeinschaft wichtig – und das gemeinsam Verzehren des Gekochten.
In der Lehrküche am Scharpenberg oder auch in den Familienzentren erklärt die 65-Jährige den Kursteilnehmern, wie man dünstet, was eine Schwarzwurzel ist oder was man mit Resten macht. Wenn beim Kochen etwas schief geht, kann Ulrike Damberger den Kursteilnehmern zur Hand gehen – und das Gericht retten. Online-Kochkurse mag sie eher nicht. Ungewöhnliches beobachtet die Ökotrophologin auch, zum Beispiel: „Die Kaufunktion bei Kindern geht zurück, weil sie kein Fleisch, das Brot ohne Rinde oder Apfelschnitzel statt einem ganzen Apfel essen.“ Für viele Mütter eine überraschende Erkenntnis.
Was man mit Resten machen kann
Kocht Ulrike Damberger, Mutter einer erwachsenen Tochter, auch zu Hause? Und was isst sie selbst am Liebsten? „Meine selbst gemachte Lasagne“, sagt sie lachend und versichert: „Kochen ist für mich keine Arbeit sondern pure Entspannung.“