Mülheim. Schon wieder muss die Stadt Mülheim einen illegalen „Mountainbike-Park“ im Landschaftsschutzgebiet beseitigen. Warum der Ärger zunimmt.

Sie rollen über Stock und Stein, überspringen breite Gräben, sogar kleine Baumstämme – artistisch gesehen sind Mountainbiker durchaus beeindruckend. Im Wald aber sind sie zunehmend eine Plage: für Menschen und für Tiere. Vor allem dann, wenn sie ihre „Trails“ – meist illegale Trampelpfade – durch Landschaftsschutzgebiete ziehen. So wie aktuell im Uhlenhorster Wald, wo die Stadt gerade einen wuchtigen Bike-Park beseitigen lässt.

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Stadt Mülheim muss einen illegalen Mountainbike-Park für 3000 Euro beseitigen

3000 Euro muss die Stadt für die Beseitigung dieses „kleinen Bike-Parks“ nahe der Straße „Am Großen Berg“ – wie er auf einschlägigen Mountainbike-Plattformen beworben wird – hinlegen. Was der ,Spaß’ die vermeintlichen Landschaftsgestalter auf zwei Rädern gekostet hat, weiß man ebenso wenig wie man ihre Namen kennt.

Etliche hundert Quadratmeter Parcours haben Unbekannte MTB-Enthusiasten „Am Großen Berg“ in Mülheim-Speldorf in Eigenregie für ihren Radsport angelegt. Die Stadt wird die Rampen, Gräben und Steilkurven nun für 3000 Euro teuer beseitigen müssen.
Etliche hundert Quadratmeter Parcours haben Unbekannte MTB-Enthusiasten „Am Großen Berg“ in Mülheim-Speldorf in Eigenregie für ihren Radsport angelegt. Die Stadt wird die Rampen, Gräben und Steilkurven nun für 3000 Euro teuer beseitigen müssen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Und doch haben sie mitten in den Wald einen so stattlichen wie illegalen Parcours aus hohen Rampen, breiten Sprunggräben und Steilkurven gebaut. Und dafür augenscheinlich etliche Baumstämme aufgeschichtet, dicke Pflöcke eingeschlagen, erstaunliche Erdmassen bewegt. Wie man diese gut und gerne mehrere hundert Quadratmeter große Schneise quasi unbemerkt von der Öffentlichkeit in den Wald schlagen konnte, kann Stadtsprecher Volker Wiebels nur so erklären: „Der Stadt fehlt das Personal für das Forstamt, um alle Flächen ständig überwachen zu können.“

Illegale Strecken und Parcours sind auch in Mülheim keine Einzelfälle

Dabei haben die vermeintlichen Landschaftsgestalter für ihre Rampen aufwendig Baumstämme gestapelt, Pflöcke gesetzt und Erde aufgetürmt.
Dabei haben die vermeintlichen Landschaftsgestalter für ihre Rampen aufwendig Baumstämme gestapelt, Pflöcke gesetzt und Erde aufgetürmt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Doch das ist kein Einzelfall: Im Rumbachtal und nahe des Selbecker Haubachs hat man ähnliche illegale Anlagen inspizieren können. Wer einschlägige Biker-Plattformen wie Komoot oder „Trail-Scouts“ auf Youtube konsultiert, wird schnell fündig. Hinzu kommt: Die Corona-Beschränkungen haben dem Einzelsport in freier Natur zusätzlichen Anschub gegeben.

Der Touren-App-Anbieter Komoot etwa bewirbt 20 Mountainbike-Strecken rund um Mülheim. Biker können dort ihre Touren einstellen. Ob diese illegal etwa durch Landschaftsschutzgebiet führen, wird dabei offenkundig nicht geprüft – so kann etwa ein sogenannter Trailscout eine „MTB Schengerholzbachtal“ und den „Bike-Park“ bewerben, die weitestgehend durch die Verbotszone des Landschaftsschutzgebietes im Uhlenhorst führt.

MTBler interpretieren das Landesnaturschutzgesetz offenbar sehr frei

„Wir stecken im Matsch – kann doch nicht wahr sein“, mault der MTBler beim Test der „schönen Wege“, die nicht mehr sind als ein ausgewetzter Trampelpfad. Ein Bewusstsein für den Schaden an der Natur und die Gefahr für Tiere ist in den wenigsten Touren-Beschreibungen zu erkennen. Und das Landesnaturschutzgesetz wird dabei offenbar sehr weit interpretiert. Dort heißt es unter § 59, Absatz 3: „In Naturschutzgebieten, Landschaftsschutzgebieten oder innerhalb von geschützten Landschaftsbestandteilen ist das Radfahren und Reiten außerhalb von Straßen und dafür zugelassenen Wegen verboten.“

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Trampelpfade gehören nicht dazu – stellt Stadtsprecher Volker Wiebels unmissverständlich klar. Doch einige MTBler scheinen sich daran nicht halten zu wollen. Am Hammerstein, Ecke Broicher Waldweg, etwa sieht man just eine solche, relativ frische Schneise in den Wald mit etlichen Riefen von Mountainbike-Reifen. Oder sie befahren ebenfalls verbotene Reitwege, warnt Wiebels: „Das ist lebensgefährlich für Biker, Reiter und Pferde, die Fluchttiere sind und sich erschrecken.“ Legal – illegal? Offenbar scheißegal.

Mülheimer Rad Club Sturmvogel organisiert Touren über legale Strecken

Dass es zunehmend auch ein Bewusstsein bei Mountainbikern gibt, demonstriert der Mülheimer Rad Club Sturmvogel. „Wir sind überrascht, wie viele unorganisierte MTB-Fahrer sich auf nicht legalen Wegen bewegen. Wir warnen davor, solche Eskapaden mitzumachen“, sagt Club-Sprecher Klaus Külschbach. Auch die Sturmvögel organisieren Touren und reisen zu legalen Bike-Parks.

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Die gibt es in Oberhausen, Essen-Steele, Recklinghausen. Aber nicht in Mülheim. Wäre eine solche Strecke auch eine Lösung für das Problem? „Sicher fehlt in Mülheim eine öffentliche MTB Strecke, die den Ansprüchen der Mountainbiker gerecht würde“, meint Külschbach.