Mülheim. Über beschädigte Hänge im Witthausbusch und Horbachtal ärgert sich eine Mülheimerin (80). Immer wieder findet die Stadt illegale Pisten im Wald.
Da wäre es fast passiert: Als die 80-jährige Mülheimerin am Freitagabend ihr gewohntes Walking durch den Witthausbusch macht, rast ihr an den Teichen im Süden ein Mountainbiker entgegen. Mit Mühe kann der Radler abspringen und hastet rechts an ihr vorbei – das Rad links. „Drei Schritte weiter und er hätte mich erwischt“, sagt die Frau, die selbst einmal leidenschaftlich geradelt ist „und auch verrückte Dinge gemacht hat“.
Doch im schönen Witthausbusch scheinen die Radler schon mal überhand zu nehmen. Besonders jene, die mit ihren „Geländefahrrädern“ hier durchwieseln, hinterlassen ihre sichtbaren Spuren in der Natur. An den Hängen könne man das sehen, sagt die Mülheimerin. Zum Beispiel jene an den Teichen im Süden des Parks seien teilweise ganz glatt geschliffen, die Vegetation abgefahren, Baumwurzeln seien blank gelegt.
Eine private Mountainbike-Piste aus Sand- und Kieshügeln
„Wir regen uns zurecht über Müll an der Ruhr auf, aber den kann man wenigstens aufsammeln – die Schäden an den Hängen sind nicht so schnell wieder gut zu machen“, meint die 80-Jährige. Auch im Horbachtal will sie ähnliche Schäden beobachtet haben. Ganz verbieten will sie das Geländeradeln zwar nicht, „aber kann man nicht eine Strecke freigeben, damit die anderen verschont bleiben?“ Anderswo offenbart Leser Dirk Hammerschmidt Erstaunliches: In einem Waldstück nahe der Zeppelinstraße haben Unbekannte augenscheinlich eine private Mountainbike-Piste aus Sand- und Kieshügeln angelegt. Kleine Rampen, Halfpipes und Hindernisse tummeln sich zwischen den Bäumen. Legal?
Keine legalen, offiziellen Pisten für Mountainbiker in Mülheim
„Es gibt keine legalen, offiziellen Pisten für Mountainbiker in Mülheim“, hält Stadtsprecher Volker Wiebels fest. In den öffentlichen Wäldern und Parks der Stadt dürfen auch Geländeflitzer nur auf den ausgewiesenen Waldwegen fahren. Wer durch den Witthausbusch geht, sieht, dass etliche Wege zudem nur mit einem weißen Hinweisschild „Radfahrer frei“ gekennzeichnet sind. Hier haben Fußgänger Vorrang, und Radler dürfen nur Schrittgeschwindigkeit fahren.
Auf Stippvisite am Donnerstagnachmittag sind Biker eher die Seltenheit, dafür sieht man deutliche Riefen an den Hängen bei den Teichen, die von Fahrrädern stammen können.
In Oberhausen gäbe es eigens dafür ausgewiesene Strecken
Manche Radler seien schon zu schnell unterwegs, bestätigt ein Vater, der Sorge um seine Kinder hat. Er könne aber verstehen, dass Mountainbiker gerne durch das Gelände fahren, er selbst habe auch eines. Aber in seiner Stadt Oberhausen gäbe es dafür wenigstens ausgewiesene Strecken.
Fahrradroutenplaner Komoot bietet 20 Routen an
Und was machen Geländeradler, die in Mülheim die Natur erleben wollen? Sie können eine der vielen Radtouren rund um die Ruhrstadt nutzen. Der Fahrradroutenplaner Komoot bietet allein 20 Routen an: https://www.komoot.de/guide/1062/mountainbike-touren-rund-um-muelheim-an-der-ruhr
Reitwege sind übrigens auch für Drahtesel tabu – darauf weist der Stadtsprecher hin: Pferde sind sensible Fluchttiere, die sich vor einem heranbrausenden Mountainbiker erschrecken können. Für Mensch und Tier sei dies „lebensgefährlich“.
Nicht so in der Ruhrstadt, wo Mülheims Stadtförster Dietrich Pfaff vielleicht auch deshalb immer wieder auf illegal angelegte Strecken trifft. „Wenn wir sie entdecken, werden sie abgeräumt“, macht der Stadtsprecher deutlich, dass das freie Brettern durch Wald und Flur nicht in Ordnung ist. Nicht zuletzt deshalb, weil der Landschafts- und Naturschutz es nicht zulasse – und oft gelte dieser selbst in Privatwäldern. Wiebels: „Wer jenseits der ausgewiesenen Waldwege fährt, begeht eine Ordnungswidrigkeit.“