Mülheim. Stadt stellt in Corona-Testzentrum Hygiene-Mängel fest und deckt Unregelmäßigkeiten in der Buchführung auf. Betreiber des Testzentrums: Medican.

Auch in Mülheim hat die umstrittene Bochumer Firma Medican ein Corona-Testzentrum betrieben – auf dem Parkplatz des Möbelhauses Bernskötter. Das hat die Stadt bereits am 10. Mai geschlossen – hygienische Mängel und Beanstandungen mit Blick auf den Infektionsschutz haben dazu geführt, heißt es seitens der Verwaltung. Zudem seien Unregelmäßigkeiten in der Testauswertung verzeichnet worden. Die Stadt hat Anzeige erstattet, die Polizei gibt den Fall weiter an die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Bochum.

Geschlossen worden ist das Corona-Testzentrum, das von der unter Betrugsverdacht stehenden Firma Medican betrieben worden ist, laut Stadt bereits am 10. Mai – also gut zwei Wochen, bevor Ende vergangener Woche Ermittlungen ins Laufen gekommen sind. „Bei einer Besichtigung sind Mängel im Infektionsschutz festgestellt worden, die die Schließung des Testzentrums zur Folge hatten“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels.

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Gesundheitsamt hat in Mülheim Kontrollen in Corona-Testzentren durchgeführt

Die Bochumer Schwerpunktstaatsanwalt gegen Wirtschaftskriminalität hatte am Freitag (28.) gegen zwei Verantwortliche des in Bochum ansässigen Unternehmens Medican ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betrugs im Zusammenhang mit der Abrechnung von kostenlosen Corona-Bürgertests gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung eingeleitet. Auf Nachfrage bestätigte Oberstaatsanwältin Cornelia Kötter: „Wir untersuchen die Abrechnungspraxis, können derzeit aber keine Auskünfte zu einzelnen Teststellen geben.“ Daher seien auch keine genaueren Angaben zu dem Testzentrum in Mülheim-Heißen möglich.

Frank Pisani, Leiter des Amtes für Gesundheit und Hygiene, kann die Hygiene-Mängel, die in dem Mülheimer Corona-Testzentrum von Medican aufdeckt worden sind, klar benennen.
Frank Pisani, Leiter des Amtes für Gesundheit und Hygiene, kann die Hygiene-Mängel, die in dem Mülheimer Corona-Testzentrum von Medican aufdeckt worden sind, klar benennen. © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar

Was zu der Schließung der von Medican betriebenen Teststelle geführt hat, kann Frank Pisani, Leiter des Amtes für Gesundheit und Hygiene, klar benennen: Leere Desinfektionsspender am Eingang, geöffnete Packungen mit FFP2-Masken in der Nähe von kontaminiertem Material, kein Desinfektionsmittel auf den Tischen, auf denen die Proben abgelegt werden, überquellende Mülleimer. Zudem seien Auffälligkeiten in der Buchführung aufgefallen, so Pisani: „Im Beobachtungszeitraum sind an einzelnen Tagen gar keine Daten übermittelt worden, an anderen exorbitant viele Tests gemeldet worden.“

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Testquote mit besonders wenigen Positiv-Ergebnissen machte Stadt stutzig

Besonders stutzig wurde man bei der Stadt, als besagtes Testzentrum für die gesamte Dauer seines Betriebes – von Mitte April bis zum 10. Mai – bei insgesamt 3122 Testungen nur acht positive Fälle vermeldete. „Das entspricht einer Positivquote von weit unter 1 Prozent“, sagt Pisani und ordnet ein: „Das ist nicht realistisch.“ Diese Testquote lasse Schlüsse auf die Arbeitsweise zu und werfe Fragen auf: „Ist da richtig abgestrichen worden?“ Nachdem die übergeordneten Behörden wie die Bezirksregierung über die Auffälligkeiten im Medican-Testzentrum in Heißen informiert worden sind, habe man seitens der Stadt selbst Anzeige gegen den Betreiber erstattet, so Pisani.

Die Polizeipressestelle bestätigt, dass eine Anzeige im Fall Medican aus Mülheim eingegangen sei. Allerdings werde die Behörde nicht selbst ermitteln, sondern die Anzeige weiterleiten an die zuständige Staatsanwaltschaft in Bochum, wo Medican seinen Firmensitz hat.