Bochum. Der Krisenstab der Stadt Bochum befasst sich am Montag (31.) auch mit dem Medican-Fall. Menschen an einer anderen Teststelle reden Klartext.

Ob die Stadt Bochum aufgrund der laufenden Ermittlungen den Betrieb der drei in Bochum eingerichteten Teststellen der Wattenscheider Firma Medican – zumindest bis die Angelegenheit aufgeklärt ist – ruhen lässt, wird aktuell noch geprüft. Dies war am Montagnachmittag (31.) aus dem städtischen Krisenstab zu erfahren. Nach Augenschein zumindest läuft der Testbetrieb sowohl in Wattenscheid als auch auf dem Husemannplatz am Montag ganz normal weiter.

Recht ruhig geht es am Montagmorgen am Hauptsitz von Medican in der Wattenscheider Isenbrockstraße zu. Eine Schlange von wartenden Fahrzeugen gibt es nicht. Ein etwas nervöser Mitarbeiter kommt mehrfach heraus und bittet Medienvertreter, doch die Befragung von kurz zuvor getesteten Personen zu unterlassen. Noch am Freitagnachmittag stauten sich die Wagen bis zur nächsten Straßenkreuzung. Wenig später kamen die Ermittler.

Medieninteresse vor dem Medican-Testzentrum in Wattenscheid. Ein Kamerateam befragt gerade Getestete an der Ausfahrt. 
Medieninteresse vor dem Medican-Testzentrum in Wattenscheid. Ein Kamerateam befragt gerade Getestete an der Ausfahrt.  © WAZ | Weeke

Einige der Getesteten vor Ort haben gar nichts von den Ermittlungen und dem Verdacht des Abrechnungsbetrugs mitbekommen, aufgrund dessen die Staatsanwaltschaft gegen zwei Verantwortliche von Medican ermittelt. Andere wissen dies, brauchten aber aus verschiedenen Gründen das Testergebnis von dort, „weil die Teststelle eben gerade auf dem Weg liegt“, wie jemand sagte.

Staatsanwaltschaft verschafft sich Überblick

Derweil ist die Staatsanwaltschaft Bochum dabei, „sich einen Überblick zu verschaffen“, wie eine Sprecherin knapp mitteilt. Mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen könne es aber weiterhin keinerlei über die knappe Mitteilung von Freitagabend hinaus gehende Informationen zum aktuellen Ermittlungsverfahren geben.

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„Die ganze Diskussion nutzt doch niemandem“

Die Nachricht von den Ermittlungen hat sich auch bei anderen Test-Zentren herumgesprochen. Marco Schrade etwa, Assistent der Geschäftsführung beim auf Corona testenden Brevita-Pflegedienst in Linden, sieht den Fehler vor allem im System: „Die ganze Corona-Schutzverordnung ist handwerklich einfach schlecht gemacht. Es musste halt schnell gehen.“ Sie sei sicherlich „im guten Willen gemacht worden“, aber in der Umsetzung schwierig.

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Schrade ärgert, „dass die ganze Diskussion jetzt niemandem nutzt“. Im Gegenteil, sie „zerstört das Vertrauen ins System“. Dieses stehe und falle mit den Kontrollen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe „nur gesagt, wer bezahlt, nicht aber, wer kontrolliert“. Dies müsste aus Sicht von Schrade die Kassenärztliche Vereinigung übernehmen.

„Massenabfertigung, sehr unpersönlich“

Nur stellt er in Frage, ob dies überhaupt machbar ist. „Wir bei Brevita machen alles handschriftlich, nichts digital“, erklärt Marco Schrade. „Für jeden Test gibt es also einen Zettel, den wir vier Jahre aufbewahren. Ich bin gespannt, wer das prüfen wird.“

Draußen bei Brevita wartet derweil ein Ehepaar darauf, getestet zu werden. Er sei auch schon bei Medican in Wattenscheid gewesen, sagt der Mann aus Oberdahlhausen. „Begeistert war ich nicht“, erzählt er weiter. „Der Drive-In dort ist Massenabfertigung, sehr unpersönlich. Und die sind mir auch sehr heftig in die Nase rein. Nein, dann lieber hier.“