Mülheim. Im Mülheimer Horbachtal soll eine nachhaltige Entwicklung Ökologie und Naherholung gleichermaßen berücksichtigen. Das Aus für den oberen Teich?
Was soll künftig mit den Teichen im Horbachtal geschehen? Der oberste Teich nahe der Nordstraße ist an Ostern leergelaufen, die Fische mussten aufwendig umgesetzt werden. Der Politik wurde jetzt der Sachstand eines Konzepts für eine „Nachhaltige Entwicklung des oberen Horbachtals“ vorgestellt. Es zeichnet sich ab, dass die Fischteiche nicht beide erhalten bleiben. Letztlich muss die Politik – die die Bürgerschaft mit einbinden will – über das Konzept diskutieren und entscheiden. Eine kurzfristige Lösung wird es nicht geben.
Gestaltungskonzept fürs Horbachtal schon länger von der Mülheimer Politik gefordert
Das Horbachtal ist zu allen Jahreszeiten wunderschön, ein „Kleinod“ nannten es auch die beiden externen Gutachter in der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) 2. „Das Horbachtal vermittelt einem, dass man dort viel weiter von der Stadt entfernt wäre“, sagte Guido Weber vom Büro „Weluga Umweltplanung“ in Bochum. Wer sollte das besser wissen als die Bürger und Anwohner, die sich hier täglich erholen? Seitens der Politik wurde schon länger ein Gestaltungskonzept, vor allem auch für die Spazierwege, gefordert. Ein Konzept, welches das Horbachtal als Landschaftsschutzgebiet mit seiner biologischen Vielfalt erhält und weiterhin den Bürgern einen naturnahen Park vor der Haustür bietet.
Der Politik ist die Sanierung der Wege wichtig
Den Ortspolitikern war vor allem an einer raschen Sanierung der Wege im Horbachtal gelegen. Es habe viele Beschwerden der Bürger gegeben, hieß es. Die Stadt erklärte, dass erst die Entwässerung geregelt werde müsse, sonst würden die Wege bei Regen wieder neu beschädigt. Auch mehr Bänke und eine Beleuchtung gehören zu den Bürgerwünschen.
Jeder Bürger hat das Recht, sich schriftlich mit Anregungen oder Beschwerden in Angelegenheiten der Gemeinde an den Rat oder die Bezirksvertretung zu wenden (§ 24 der Gemeindeordnung). Eine Anwohnerin der Mühlenstraße hat das getan und ihre Sorge um das Horbachtal sowie einige Fragen mitgeteilt.
Diese wurden und werden zum Teil berücksichtigt. Die Bezirksvertretung will ausdrücklich die Bürger an der Entwicklung des Horbachtals beteiligen. Zur Sprache kamen Workshops oder eine Bürgerversammlung.
Vor allem die maroden Wege im unteren Bereich des Horbachtals waren häufig ein Grund für Beschwerden. Barrierefrei sind die Wege weder für Senioren noch für Rollatoren oder Kinderwagen. Wie die Gutachter und die Stadtverwaltung der Politik erklärten, hänge bei einer Sanierung vieles miteinander zusammen. Zum Beispiel der natürliche und der künstliche Verlauf der Gewässer. Zahlreiche kleine Quellen entspringen im Tal, allein 16 haben die Gutachter im oberen Bereich gezählt. Doch das (Regen-)Wasser fließt oft nicht in den Horbach, der in regenarmen Zeiten austrocknet. Andererseits werden die Wege durch Ausspülung bei Starkregen beschädigt, weil es etwa keine Querrinnen gibt, die das Wasser ableiten. Zum Beispiel in den Bach. Solche Probleme sollen in Zukunft vermieden werden.
Inzwischen ist auch die Ursache klar, warum der obere Horbachteich leergelaufen ist: Durch ein Leck im Teichboden floss das Wasser über ein Rohrsystem in den Horbach. Das fand die Stadt durch Färbetests heraus. „Von diesem Rohr wussten wir gar nichts“, sagte die kommissarische Leiterin des Umweltamtes, Gabriele Wegner. Die weiteren Verrohrungen werden gerade per Kamera untersucht, so Wegner. Man wolle auch wissen, ob die beiden Teiche über ein Rohrsystem miteinander verbunden sind. Das ist alles wichtig für die spätere Planung.
Der obere Teich ist nach einem Leck durch ein Rohrsystem abgelaufen
Die beiden „Ententeiche“ sind nicht natürlichen Ursprungs, sie wurden einst künstlich aufgestaut. Quellen bilden zwar den Horbach, aber einen Teich würden sie nicht formen, erklärten die Gutachter. Vor allem anstelle des oberen Teichs können sich die Experten eher einen natürlichen Quell-Bereich mit den dafür typischen Pflanzen und Tieren vorstellen.
Ein künstliches Wiederaufstauen sei heutzutage aus naturschutzrechtlicher Sicht nicht mehr erlaubt. „Die Untere Wasserbehörde im Umweltamt dürfte das gar nicht genehmigen“, erklärte auch Gabriele Wegner. Gesetzlich gefordert - und auch gefördert – sind Veränderungen der Gewässer nur in Richtung mehr Naturnähe - und nicht in das Gegenteil. „Und die Stadt muss sich an geltendes Recht halten.“
Der zweite Teich im Horbachtal soll bleiben – aber ohne die umgesetzten Fische
Für die Fische im mittleren Teich müsse über kurz oder lang eine andere „Wohn“-Lösung gefunden werden. Auch zur ökologischen Entlastung des Wassers, erklärte das Umweltamt, denn vor allem die Karpfen (und ihre Ausscheidungen) sind natürlicherweise nicht vorgesehen. „Dort würden allenfalls ein paar Stichlinge leben“, sagte Gutachter Guido Weber.
Das erste Konzept der Gutachter möchte diesen Teich aber erhalten als Erholungsort für die Bürger. Der Horbach, der nicht in den Teich fließt, soll in diesem Bereich wieder in seine natürliche Tallage verlegt werden, der Teich näher an den Spazierweg kommen, so ein Vorschlag. Damit der Teich auch im Sommer genügend Wasser bekommt, wird überlegt, die Dachflächen der umstehenden Bebauung teils so von der Entwässerung zu entkoppeln, dass das Regenwasser auch im Horbachtal bleibt. Und so etwa den Teich speist.
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Je nachdem, wie sich die Politik entscheidet, „werden wir im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten im Horbachtal Baustein für Baustein abarbeiten“, sagte Gabriele Wegner. Sie betonte, dass der Horbach in der Wasserwirtschaft der Stadt nur eine von mehreren „Baustellen“ sei: „Wir sind hier noch in einem ganz frühen Stadium.“