Mülheim. Die Tierrettung hat 60 Fische im Mülheimer Horbachtal umgesetzt. In den künstlichen Teichen können die Tiere dauerhaft nicht leben, so die Stadt.
Aufmerksame Bürger hatten schon am Karfreitag bemerkt, dass der obere der beiden Teiche im Horbachtal in Dümpten zu wenig Wasser hat. Das Mülheimer Umweltamt rief am Karsamstag die Tierrettung Essen zu Hilfe: Der Wasserstand im oberen Teich war schon so niedrig, dass man die Rückenflossen der größten Fische sehen konnte, berichtet die Stadt am Dienstag. Die Tierretter konnten rund 60 Fische, darunter dicke Neun-Kilo-Exemplare, retten und in den unteren Teich umsetzen. Dort sollen die Tiere aber nicht bleiben.
Warum der obere Teich im Horbachtal nahe der Mühlenstraße plötzlich so viel Wasser verloren hat, dafür gibt es wohl mehrere Gründe, wie Stadtsprecher Volker Wiebels erklärte. Eine Mitarbeiterin des Umweltamtes hatte vor Ostern festgestellt, dass trotz des wenigen Niederschlags der letzten Zeit die beiden Quellen des Horbachs in den Teich liefen. Das Wasser versickerte dort aber an einer Stelle. Der Mülheimer Feuerwehr ist es nicht gelungen, das Leck abzudichten. Stadtsprecher Wiebels erinnerte daran, dass die Teiche im Horbachtal – es gab mal drei davon – nicht natürlichen Ursprungs sind. Es waren Brauerei-Teiche, extra angelegt, um im Winter das Eis für die Eiskeller der Berg-Brauerei Mann zu liefern.
Der Mülheimer Horbach mündet in kein Gewässer, sondern in einen Abwasser-Kanal
Der mittlere Teich hat inzwischen die Fische aufgenommen, die ursprünglich wohl mal ausgesetzt worden sein müssen, schätzt Wiebels. Denn der Horbach mündet in kein größeres Gewässer, sondern in einen Kanal, der letztlich zur Kläranlage nach Duisburg-Kasslerfeld geleitet wird. Weil es keinen Zugang zu einem größeren Gewässer gibt, sollen die umgesiedelten Fische nur vorübergehend in dem unteren Teich bleiben. „Die müssen woanders hin. Da muss auf Dauer eine Lösung her“, so Stadtsprecher Wiebels. Erst einmal müsse die Stadt sich darum kümmern, dass genug Wasser in den Teichen ist, und dann überlegen, was auf Dauer mit den Fischen geschehen soll.
Ein ordnungsbehördliches Verfahren laufe zudem bei einem Grundstückseigner, der laut Stadt schon im vergangenen Jahr dabei aufgefallen war, Wasser vom Horbach abzuzweigen und aufzustauen. Zu dem noch laufenden Verfahren wollte sich Volker Wiebels nicht äußern. Es sei aber nicht auszuschließen, dass die private Stauanlage an dem niedrigen Wasserstand schuld sein könnte. Wasserrechtlich sei das jedenfalls nicht erlaubt – „das muss außer Betrieb genommen werden“.
Die Helfer brauchten fünf Stunden, um die Fische einzufangen
Der Einsatz zur Rettung der Fische dauerte am Samstag fünf Stunden. Fünf ehrenamtliche Tierretter waren beteiligt, stiegen mit Wathosen in den Teich und fischten mit langen Keschern die Tiere aus dem Wasser. „Das war ein ganz schöner Kampf“, bilanziert Stephan Witte, der die Tierrettung Essen vor zehn Jahren ins Leben gerufen hat. Von den ganz großen Karpfen haben sie vier gerettet, etliche mittelgroße Fische und auch noch ein paar kleinere. „Wir hatten schon vier solcher Einsätze“, berichtet der 40-jährige Essener. „Dasselbe ist auch schon in Essen passiert.“ Auch habe man bereits einem Privatmann geholfen, dem sein Koi-Teich „umzukippen“ drohte.
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Besonders gefreut hat es die ehrenamtlichen Helfer bei ihrem feuchten Einsatz, dass die Anwohner sie versorgt haben, mit Getränken, mit Gebäck und mit aufmunternden Worten. „Das erleben wir immer wieder“, sagt Witte. „Die Leute kommen und fragen, ob wir etwas benötigen. Wir finden das total toll. Es würdigt ja auch unsere Arbeit.“