Mülheim. Durch den gesunkenen Inzidenzwert ist in Mülheim wieder Einkaufen über Click & Meet möglich – ein Shoppingerlebnis unter gewissen Vorgaben.

Seit mehr als fünf Tagen liegt der Inzidenzwert in Mülheim unter 150, mittlerweile sogar unter 100. Das Sinken unter die magische Grenze von 150 öffnet wieder die Tür zu manchem Einzelhandelsgeschäft, das durch den Lockdown über Monate geschlossen war. In Saarn ist man fast schon wieder in Shopping-Laune.

Schuhe – endlich wieder Schuhe kaufen. Bei Oberhösel Schuhe in Saarn ist der Parkplatz gut gefüllt, vor allem Mütter mit Kindern kommen. Sie stehen zunächst zögerlich am Eingang, strecken den Kopf hinein und geben sich als Click & Meet-Kunden zu erkennen. Lasse und seine Mutter waren schon erfolgreich, stolz trägt der Anderthalbjährige den Karton mit seinen neuen Sandalen nach draußen, seine Mutter Amelie Reiter strahlt übers ganze Gesicht. Endlich wieder Schuhe kaufen! Und das mit Beratung im Geschäft und nicht bloß online.

Lasse, anderthalb Jahre alt, hat bei Schuhe Oberhösel von Mutter Amelie Reiter neue Schuhe bekommen. In Mülheim ist durch den gesunkenen Inzidenzwert wieder Click & Meet möglich – Einkaufen nach vorheriger Anmeldung und mit negativem Testergebnis.
Lasse, anderthalb Jahre alt, hat bei Schuhe Oberhösel von Mutter Amelie Reiter neue Schuhe bekommen. In Mülheim ist durch den gesunkenen Inzidenzwert wieder Click & Meet möglich – Einkaufen nach vorheriger Anmeldung und mit negativem Testergebnis. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

„Wir hatten etliche Kunden, die froh sind, dass sie mit ihren Kindern hier wieder Schuhe anprobieren können, nachdem sie im Internet sechs, sieben Paar bestellt haben, von denen letztlich keines passte“, sagt Christina Manthei, Prokuristin bei Oberhösel. Am Samstag erst haben sie bei Oberhösel entschieden, dass sie am Montag das Geschäft wieder öffnen wollen, erzählt Mathei und beschreibt, was nicht erst seitdem los ist: „Das Telefon klingelt den ganzen Tag, die Leute fragen, wie das nun funktioniert mit einem Termin. Bei dem Hin und Her blickt doch niemand mehr durch!“ Wie viele Einzelhändler stöhnt Manthei zudem über volle Lager: „Die Regale sind voll. Ich sehe aber keine Chance, das abzuverkaufen, wenn ich pro 40 Quadratmeter nur einen Kunden reinlassen darf.“

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Click & Meet in Mülheim: Verunsicherung unter den Kunden nach wie vor vorhanden

Doch immerhin sei nun wieder Click & Meet möglich – die Shopping-Methode unter Corona-Bedingungen, bei der sich Kunden im Vorhinein einen Termin reservieren und beim Besuch ein negatives Testergebnis oder die zweimalige Impfung vorweisen müssen. „Die Menschen scheinen es noch nicht alle realisiert zu haben, dass sie nun wieder über Click & Meet einkaufen können“, sagt Margit Schettler.

Die Verunsicherung unter den Kunden sei nach wie vor vorhanden, die der Händler habe sie als Geschäftsführerin der Werbegemeinschaft Saarn so klein wie möglich zu halten versucht, indem sie die immer neuen Wendungen der Coronaschutzverordnung per Mail an die angeschlossenen Händler geschickt hat. Immerhin: Die Testsituation durch das Zentrum auf dem Kirmesplatz und durch Test-Angebote von niedergelassenen Ärzten rund um die Düsseldorfer Straßen sei inzwischen gut.

Einkaufsmeile in Saarn: Viele Geschäfte leben von der Laufkundschaft

„Die Öffnung kommt lang ersehnt und trotzdem überraschend“, sagt Joachim Bringsken, der mit seiner Frau Birgit den Laden „Stilvoll in Saarn“ betreibt, mit Blick auf die erst am Freitagmittag veröffentlichte Allgemeinverfügung. „Wir hatten eine Vorlaufzeit von zwölf Stunden“, schildert Bringsken, der noch dabei ist, Ware aus Kartons zu räumen. Die Geschäftsinhaber sind froh, ihre Tür – wenn auch unter Einschränkungen – wieder für die Kundschaft öffnen zu können.

Joachim Bringsken füllt in seinem Geschäft „Stilvoll in Saarn
Joachim Bringsken füllt in seinem Geschäft „Stilvoll in Saarn" die Auslagen. Der Handel in Mülheim-Saarn schöpft neue Hoffnung. Seit Montag, 10. Mai, ist Shopping wieder unten den Vorgaben von Click & Meet möglich, da der Inzidenzwert gesunken ist. © FUNKE/Fotoservices | Gerd Wallhorn

„Wir leben von der Laufkundschaft. Die war aber in den letzten Monaten komplett weggefallen“, sagt Birgit Bringsken und fügt hinzu: „Das können wir durch den Internethandel nicht kompensieren.“ Ihr Mann bilanziert für den letzten Lockdown: „Wir haben in den fünf Monaten einen halben Jahresumsatz verloren.“

Soziale Medien wie Instagram haben manchem Geschäft über den Lockdown geholfen

Das Internet, die sozialen Medien haben hingegen Kirsten Esser und ihrer Geschäftspartnerin Anke Kemp über die Monate der Ladenschließung ihrer beiden Concept-Stores „Dein Lieblingsladen“, der eine in Saarn, der andere in Essen, geholfen. „Unser Onlineshop ist inzwischen so groß geworden, dass wir ihn ausgelagert haben“, berichtet Kirsten Esser und verweist auf rund 50.000 Follower, zu denen sie gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin per Instagram Kontakt gehalten hat – sozusagen über den virtuellen Verkaufstresen hinweg.

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Auch die Betreiberinnen von „Dein Lieblingsladen“ verspüren laut Esser einen enormen Warendruck. „Mode hat auch ein Ablaufdatum – was zu lange liegt, wird kaum mehr verkauft. Die vergangenen Monate waren eine Achterbahnfahrt“, beschreibt Kirsten Esser. Jetzt aber wieder das Licht anzuschalten, die Tür zur Düsseldorfer Straße aufmachen zu dürfen, das sei ein tolles Gefühl. „Das gibt Hoffnung“, sagt die Geschäftsfrau.

Gleichwohl bleibe sie wachsam, habe die Entwicklung der Coronazahlen stets im Blick und frage sich: Wie stabil ist das Ganze? „Die Angst bleibt“, sagt Kirsten Esser und wünscht sich, dass die Kunden nicht im Status Click & Collect hängenbleiben – also im Internet bestellen und am Store abholen. „Wir haben hier normalerweise eine hohe Frequenz und leben auch vom Einkaufserlebnis der Kunden.“