Mülheim. Die Mülheimer Freibäder rüsten sich für die Saison - unter Ausschluss der Öffentlichkeit. An diesem sonnigen Sonntag tut es schon etwas weh.

Beginn der Freibadsaison - davon kann man im Lockdown nur träumen, wahlweise taucht man ein in Erinnerungen. „Eigentlich wäre der 1. Mai unser Stichtag gewesen“, sagt Dustin Radde, Leiter des Naturbades in Styrum. Doch schon vor Wochen war absehbar, dass es nicht klappt. Bislang passte das Wetter auch nicht. Dann kam dieser Sonntag, mit heiteren 28 Grad.

Grundreinigung im Mülheimer Naturbad fast abgeschlossen

Eine ganz wichtige Hürde wurde im Naturbad genommen. Im März habe es eine Begehung gegeben, mit Vertretern der Stadt und des Immobilienservice, berichtet Radde. „Dort wurde beschlossen, die Saisonvorbereitung auf jeden Fall durchzuführen.“ Das Naturbad habe wegen seines speziellen Charakters auch eine längere Vorlaufzeit als herkömmliche, gechlorte Schwimmbäder. Die Säuberung gestaltet sich aufwändiger.

Auch interessant

Die Grundreinigung sei weitgehend abgeschlossen, so Radde, der Sand wurde umgegraben und lüftet gerade. Nur das Sprungbecken unter dem markanten rot-weißen Turm muss noch mit dem Hochdruckreiniger aufgefrischt werden. Ein kleiner Wasserkreislauf wird in den nächsten Tagen in Gang gesetzt, ein Becken gefüllt, damit die Schilfpflanzen nicht vertrocknen, die das Wasser filtern, Chemie überflüssig machen.

Stellen für Saisonkräfte sind ausgeschrieben, erste Gespräche geführt

Die Grünanlagen sind täglicher Arbeitsplatz von drei Menschen mit Behinderung - die gemeinnützige Gesellschaft Pia-Stadtdienste als Betreiberin des Naturbads kooperiert dabei mit der Lebenshilfe Oberhausen. Darüber hinaus bilden neben dem Badleiter drei feste Mitarbeiter das Team, die ganzjährig beschäftigt sind. Einige Wochen der Kurzarbeit hätten sie nur im Januar, Februar gehabt, berichtet Radde. Stellen für Saisonkräfte seien schon ausgeschrieben, erste Gespräche geführt. „Leider muss ich den Leuten sagen, dass wir noch keinen Starttermin haben.“

Gymnastik auf der grünen Wiese

Ein erweitertes Sommerprogramm im Friedrich-Wennmann-Bad ist gerade in Planung.

Wie SWiMH-Geschäftsführer Andreas Wildoer verrät, wird über Outdoor-Sport nachgedacht, beispielsweise Gymnastik oder Yoga.

Diese Angebote würden unabhängig von der beliebten Mülheimer Reihe „Sport im Park“ laufen.

Nicht mehr ganz ausgestorben ist das Friedrich-Wennmann-Bad. Seit Ende Januar dürfen wenigstens die Mülheimer Kaderathleten wieder ihre Bahnen ziehen, berichtet Andreas Wildoer, Geschäftsführer der SWiMH gGmbH, Chef der Mülheimer Bäder. Wann der Lockdown für Freizeitschwimmer und Familien endet, hängt von der Entwicklung der Inzidenzwerte ab. „Momentan sieht es ja sehr gut aus“, meint Wildoer.

Schiebedach im Heißener Kombibad hat Tüv-Prüfung bestanden

Das Heißener Bad sei für alle Fälle gerüstet, auch für den Freibadbetrieb. Die fahrbare Dachkonstruktion hat die alljährliche Tüv-Prüfung bestanden. Die Außenanlagen sind hergerichtet, „nur einige Fliesen fehlen noch in den Freibadumkleiden“, erklärt der Chef. Sie haben im harten Frost Schaden genommen. „Aber so weit sind wir fertig und könnten theoretisch morgen loslegen.“

Auch interessant

Insgesamt sichern 36 festangestellte Mitarbeiter den Betrieb der Mülheimer SWiMH-Bäder. „Sie haben teilweise schon seit November Kurzarbeit und sitzen zu Hause“, sagt Wildoer. Er ist sich sicher, dass seine Leute die Wiedereröffnung herbeisehnen. Mindestens ebenso gilt das für 13 weitere Mitarbeiter, die auf 450-Euro-Basis beschäftigt sind und finanziell komplett auf dem Trockenen sitzen.

„Traurige“ Besucherzahlen im ersten Corona-Sommer

Die vergangene, verkürzte Saison hat den Teams in den Mülheimer Freibädern eine Menge Arbeit beschert, wegen der strengen Abstands- und Hygieneregeln. Die Besucherzahlen haben diese Mühe nicht annähernd aufgewogen. Andreas Wildoer bekommt nachträglich „Bauchschmerzen“, wenn er an das Kassengeschäft im Sommer 2020 denkt.

Im Naturbad, wo in besseren Sommern an die 55.000 Menschen eingecheckt haben, waren es knapp 15.000 Badegäste. „Im Vergleich zu früheren Jahren wird man da traurig“, meint Dustin Radde. Nur: Vergleichbare Pandemiebedingungen gab es auch noch nie. „Es ist eine schwierige Situation für alle Beteiligten.“ Auch mit Blick auf das Personal am Beckenrand. Erste-Hilfe-Kurse und Auffrischungstrainings für die Rettungsschwimmer müssen erst wieder anlaufen. Wenn das Bad endlich öffnen darf, kann man sich über die Website registrieren und Tickets buchen. Im Vorjahr durften maximal 850 Besucher gleichzeitig hinein, diesmal sollen es 770 sein.

Betreibervertrag für das Naturbad läuft bis 2022

Ob das Naturbad eine weitere Krisensaison verkraften kann? Radde ist zuversichtlich. Der Vertrag der Pia-Stadtdienste als Betreiberin läuft insgesamt zehn Jahre, bis Ende 2022. Akuten Grund zur Sorge sieht der erfahrene Badleiter nicht. „Wenn man über Sanierungsarbeiten spricht, habe ich den Eindruck, dass längerfristig geplant wird.“

Auch interessant

Tatsächlich gezählt sind die Tage des 1975 eröffneten Friedrich-Wennmann-Bades, jedoch aus anderen Gründen. Auf dem selben Grundstück soll ein neues Hallenbad gebaut werden, doch bis dahin dürften noch mindestens drei oder vier Sommer vergehen.