Mülheim. . Beim Sportservice spricht man vom Super-Gau: Heißester Tag, Ferien und dann beide Freibäder am Freitag dicht. Die Ausfälle decken Schwächen auf.

Die gute Nachricht vorweg: Das Wennmann-Bad, das wegen eines Rohrbruchs am Donnerstag geschlossen werden musste, wird am Samstag wieder geöffnet. „Wir pumpen das Wasser im Keller ins Freie ab. In der nächsten Woche suchen Baufachleute die Leckage“, sagt Ralf Wind, stellvertretender Leiter des Mülheimer Sportservice. Dies sei zwar keine zufriedenstellende Lösung, aber so könne zumindest der Bäderbetrieb wieder stattfinden. Undicht soll eine Druckleitung sein, die unter anderem die Duschen mit versorgt.

Kann es noch schlimmer kommen? Es sind Sommerferien, die heißesten Tage seit Jahren – und dann fallen beide Freibäder, von denen eines ein Kombibad ist, aus. „Es ist der Super-Gau“, klagt Ralf Wind. Im Naturbad Styrum sind die Wasserwerte zu schlecht, und das Heißener Wennmann-Bad macht inzwischen regelmäßig Probleme. Zu allem Übel kommt hinzu, dass die Stadt am Fluss den Badestrand an der Ruhr auch in diesem Sommer noch nicht einrichten konnte.

Ebbe in der Stadtkasse wirkt sich auch hier aus

Der 27. Juli dieses Jahres macht erneut deutlich, wie wenig Schwimmbadfläche die Stadt Mülheim besitzt und wie anfällig die beiden Bäder in Styrum und in Heißen sind. Der Mangel ist seit Jahren bekannt, getan hat sich wenig. Die Ebbe in der Stadtkasse wirkt sich wie an so vielen Stellen eben auch massiv auf die lokale Bäder-Landschaft aus. Erst diese Woche hatte der Chef des städtischen Immobilienservice, Frank Buchwald, erklärt, dass beim über 40 Jahre alten Heißener Bad quasi täglich das Risiko eines Ausfalls bestehe. Fraglich sei auch, wie lange noch das fahrbare Dach funktioniert, um aus dem Hallenbad in wenigen Augenblicken ein Freibad zu machen.

Eine umfangreiche Sanierung des Wennmann-Bades, das haben Fachleute errechnet, lohnt sich nicht mehr. Die Politiker haben für einen Neubau votiert, doch der könnte erst in ein paar Jahren erfolgen. Ob es so lange noch gut geht? Im Rathaus fragen sich das viele. „Das Risiko ist einfach da, dass das Bad längere Zeit ausfällt“, sagt Wind. Doch das Heißener Bad ist auch das Bad für die Mülheimer Schulen. Der inzwischen jahrzehntealte Wunsch, ein Schwimmbad links der Ruhr zu errichten, hat sich nie erfüllt. Ausgearbeitete Planungen dazu gibt es allerdings von einer Arbeitsgruppe, die im Rahmen des Mülheimer Leitbild-Prozesses sich mit einem weiteren Schwimmbad befasst hat.

400 Kubikmeter Wasser werden pro Stunde gefiltert

Im Naturbad, das ohne Chemie auskommt, fragt man sich gerade: Sind zu viele Keime im Wasser? „Wir erwarten am Samstag die Ergebnisse der Analyse“, sagt Betriebsleiter Dustin Radde von der Pia-Stiftung, die das Naturbad betreut. Städtische Mitarbeiter des Gesundheitsamtes hatten nach einem Badbesuch Magen- und Darmprobleme bekommen, daraufhin hatte die Stadt die Pia aufgefordert, das Bad zu schließen.

Ein notwendiger Schritt, denn auf der Facebook-Seite dieser Zeitung berichten auch andere Besucher von gesundheitlichen Problemen. Erst wenn die Wasserwerte wieder in Ordnung sind, kann das Bad öffnen, betont Radde. „Es ist bekannt“, sagt Wind, „dass bei solchen extremen Wetterverhältnissen und bei täglich bis zu 4000 Besuchern die Wasserqualität im Naturbad kippen kann.“ Radde gibt sich jedoch zuversichtlich, dass in der nächsten Woche das Naturbad wieder öffnet, vielleicht schon Anfang der Woche. „Wir lassen die Pumpen laufen, sie filtern 400 Kubikmeter Wasser pro Stunde, wir führen ständig Frischwasser nach, jeden Morgen saugen wir die Böden ab“, listet der Betriebsleiter die Maßnahmen auf, um die Wasserqualität möglichst schnell wieder zu steigern.

DLRG: Ruhr wird immer beliebter

Was bleibt den Mülheimern? Viele gehen trotz Verbots in die Ruhr. „Die Ruhr wird immer mehr als Ausflugsziel genutzt“, sagt Janine Ziesmann, Sprecherin der DLRG Mülheim. Die Retter stellen sich an diesem Wochenende auf noch mehr Betrieb ein. „Wir haben gerade zu den heißen Stunden den Fluss im Blick“, sagt Janine Ziesmann. Zugleich werde die Aufklärungsarbeit bei Eltern verstärkt: „Wir sehen immer wieder kleine Kinder im Wasser, die nicht beaufsichtigt werden."