Mülheim. Jürgen Abeln findet den Preis für das neue Wennmann-Bad zu hoch. Er meint, Mülheim könnte dafür gleich zwei Bäder bekommen. Kann das klappen?

14,2 Millionen soll der Ersatzneubau des Friedrich-Wennmann-Bades in Heißen als reines Hallenbad kosten. Viel zu teuer, findet der ehemalige OB-Kandidat Jürgen Abeln. Seiner Meinung nach könnte Mülheim für diesen Preis gleich zweimal neue Wasserfläche bekommen.

Für den Preis, den das Hamburger Planungsbüro „Geising + Böker“ errechnet hatte, stellt sich Abeln nicht nur ein neues Bad in Heißen, sondern auch das lang ersehnte Schwimmbad links der Ruhr vor. „Drei Beispiele aus anderen Städten zeigen, dass das geht“, findet der parteilose Ex-Kandidat. Von möglichen Schwachstellen beim Bau dieser Bäder könne Mülheim profitieren und „es beim Bau unserer Bäder anders machen“.

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MSS-Leiterin: „Raumprogramm ist nicht vergleichbar“

Der Saarner schlägt als Vergleichsobjekte das Hallenbad Kerpen (Baukosten: 5,2 Millionen Euro), das Badezentrum Negenborn im niedersächsischen Schöningen (6,2 Millionen) sowie das Bürgerbad Waltrop (2,2 Millionen) vor. „Alle drei Beispiele sind vom Raumprogramm her nicht mit unserer jetzigen Planung vergleichbar“, erklärt aber Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice. Jenes Raumprogramm sei im Vorfeld mit der SWiMH gGmbH abgestimmt worden, die als gemeinnützige Gesellschaft aller Mülheimer Schwimmvereine die Bäder betreibt.

Am nächsten kommt dem Entwurf für den Friedrich-Wennmann-Nachfolger das Bad in Kerpen, das daher auch im Entstehungsprozess als Vergleich herangezogen worden war. „Wir haben es uns seinerzeit angesehen“, bestätigt Martina Ellerwald. Das Bad hat ebenfalls sechs Bahnen im Sportlerbecken, das Lehrschwimmbecken ist mit 12,5 mal acht Metern etwas kleiner, einen Kleinkindbereich und einen Sprungturm gibt es gar nicht.

Heißener Bad benötigt eine andere Höhe als Kerpen & Co.

So sieht der Entwurf der Architekten Geising & Böker für einen Ersatzbau für das Friedrich-Wennmann-Bad in Mülheim-Heißen aus.
So sieht der Entwurf der Architekten Geising & Böker für einen Ersatzbau für das Friedrich-Wennmann-Bad in Mülheim-Heißen aus. © Architekten bda | geising + böker

„Durch den Sprungturm benötigen wir ja eine ganz andere Deckenhöhe“, erläutert die MSS-Chefin. Zudem schlage die Edelstahlausstattung der Becken allein mit einer halben Million Euro zu Buche. „Je älter ein Bad wird, desto schwieriger wird es mit den Fliesen. Auf die Lebensdauer eines solchen Bades ist der Edelstahl wirtschaftlicher“, erläutert Martina Ellerwald.

Dass in Kerpen in erster Linie Vereine und Schulen das Bad nutzen, während das Heißener vor allem für die Öffentlichkeit gedacht ist, müsse in der Preisgestaltung ebenfalls Berücksichtigung finden wie die Preissteigerung in den vergangenen Jahren. Das Hallenbad Kerpen wurde bereits 2011 in Betrieb genommen.

Abelns Rechnung: Kerpen mal zwei plus Waltrop

Jürgen Abeln hält dennoch an seiner Rechnung fest: „Die Stadt könnte für Heißen das Bad in Kerpen kopieren und um Sprungturm und Kleinkindbereich erweitern. Selbst wenn sich die Kosten verdoppeln würden, blieben knapp vier Millionen Euro übrig“, rechnet er vor. Diese Summe würde der Saarner dann am liebsten in ein Bad links der Ruhr investiert sehen. „Damit könnte man ganz bequem eine Kopie des Waltroper Bades links der Ruhr bauen und als Bürgerbad betreiben.“

Der Wunsch für ein Bad links der Ruhr

Zu den Kosten für den Bau eines Schwimmbades links der Ruhr kämen auch noch Beträge für die Erschließung der Infrastruktur, schließlich gibt es in Saarn und Umgebung noch keinen Schwimmbadstandort.

Das im Leitbild von 2015 vorgesehene Grundstück auf der Saarner Kuppe an der Ernst-Tommes-Straße hat allerdings eine gute Verkehrsanbindung inklusive Radwege.

Es verfügt über die benötigte Größe von 1,81 Hektar und ist im Bebauungsplan für Sportzwecke vorgesehen. Der Standort mit vier Schulen im direkten Umkreis würde sich gut in den „Masterplan Spielen und Bewegen“ einfügen.

Das Waltroper Bad wurde aus den Mitteln des Konjunkturpakets II bezahlt und auf - wie selbst Abeln sagt - „maximale Effizienz und niedrige Baukosten getrimmt“. Das Bürgerbad entstand in der Baugrube des alten Bades und wurde um fünf Bahnen reduziert.

Stadt ist bemüht, Fördermittel zu aquirieren

Dieses Bauprojekt hatte die Gemeindeprüfungsanstalt im Rahmen ihrer Vorschläge für Sparmaßnahmen einst als Muster zu Grunde gelegt. „Selbstverständlich sind wir bemüht, auch Fördermittel zu akquirieren, um möglicherweise Spielraum für neue Investitionen, zum Beispiel für ein Schwimmbad links der Ruhr, zu schaffen“, verspricht MSS-Leiterin Martina Ellerwald. Hierfür wiederum wäre die Ausstattung von Kerpen ein Maßstab, der auch dem Leitbildprojekt im Jahr 2015 zu Grunde gelegt wurde.