Mülheim. . Krankenhäuser haben Notfallambulanzen aufgerüstet: Neues System teilt mit, wann der Patient genau ankommt. Das schafft Zeit für die Vorbereitung.

Weil im Notfall jede Sekunde lebenswichtig sein kann, haben die Mülheimer Krankenhäuser ihre Notfallambulanzen aufgerüstet: „Rescue Track“ heißt das neue System, das die Feuerwehr mit den Krankenhäusern und den beteiligten Rettungsdiensten vernetzt.

Basis ist ein GPS-gestütztes Navigationsgerät

In Echtzeit erfahren so die Notfallambulanzen, in wie vielen Minuten der Rettungswagen (RTW) genau vor der Tür steht. So kann man schon vorbereiten, was für den Patienten benötigt wird. Basis ist ein GPS-gestütztes Navigationsgerät, dessen Daten in allen Rettungswagen und nun auch in den Notfallambulanzen vom Monitor abgelesen werden können.

Stellten das System Rescue Track am EKM vor: Dr. Ingmar Gröning, Leiter der Zentralambulanz (ZA), Zakia Bouarous, pflegerische Leitung der ZA, sowie Andreas Johann von der Feuerwehr Mülheim (v.l.).
Stellten das System Rescue Track am EKM vor: Dr. Ingmar Gröning, Leiter der Zentralambulanz (ZA), Zakia Bouarous, pflegerische Leitung der ZA, sowie Andreas Johann von der Feuerwehr Mülheim (v.l.). © Mara Tröger

„Damit wird die Nahtstelle zwischen dem Rettungsdienst und dem Krankenhaus optimiert“, sagt Dr. Ingmar Gröning, Chefarzt der Zentralambulanz am Evangelischen Krankenhaus (EKM). Sein Kollege Thomas Franke, der am katholischen St. Marien-Hospital (SMH) die Zentrale Notaufnahme leitet, ergänzt: „Wir können so besser planen, das Personal hat weniger Druck.“ Bei schweren Fällen wird sich nach wie vor telefonisch von unterwegs über den Zustand des Patienten ausgetauscht. Doch wenn man weiß, wann der Rettungswagen da ist, kann man zum Beispiel den passenden Raum schon vorbereiten, ein benötigtes CT anmelden, medizinische Experten alarmieren. „Nur drei Minuten Zeit, um etwas vorzubereiten, das ist schon ein Riesenschritt. Das bringt mehr Ruhe rein, die Abläufe sind koordinierter“, so Franke.

SHM ist seit einer Woche ans System angeschlossen

Beim SHM ist man seit einer Woche an das System angeschlossen, dessen Herz sich in der Feuerwehrleitstelle befindet. Am EKM hat man schon seit Dezember Erfahrung damit. Und ist auch sehr zufrieden mit dem neuen Arbeitswerkzeug, dass Zeit spart. Denn zuvor musste der Rettungswagen erst einmal vorfahren, dann wurde organisiert. „Der Rettungsdienst muss nun nicht mehr warten – mit dem Patienten auf der Trage“, sagt Gröning. Das gilt nicht unbedingt für Patienten mit Rückenschmerzen oder leichten Sturzverletzungen, aber für jene Fälle, die besonders dringlich sind: schwer verletzte Unfallopfer, Herzinfarkt- oder Schlaganfallpatienten, wo jede Minute zählt.

Vor allem dann, wenn innerhalb von zehn Minuten sechs Rettungswagen vor der Notfallambulanz am EKM stehen, was an manchen Tagen gar nicht so selten ist, wie Zakia Bouarous, Pflegeleitung der Zentralambulanz, erklärt. „Da profitieren wir, weil wir uns besser organisieren können.“ Das bedeutet nicht nur eine kürzere Wartezeit für Notfallpatienten auf der Liege, auch der RTW ist dann schneller wieder frei und im Einsatz.

>>> ALLE RETTUNGSDIENSTE SIND ANGESCHLOSSEN

Alle Rettungsdienste in Mülheim, die für die Feuerwehr arbeiten – DRK, Johanniter und Malteser – sind an das System Rescue Track angeschlossen. Auch die Rettungshubschrauber haben das System an Bord.

Es kommt vor, so Andreas Johann, Leiter Rettungsdienst der Feuerwehr, dass Mülheimer Rettungswagen Kliniken in Nachbarstädten anfahren müssen. Dort sind aber noch nicht alle Kliniken an das System angeschlossen.