Mülheim. . Mal eben lernen, ein Leben zu retten: Mit der Aktion „Hand ans Herz – Held werden“ will das EKM möglichst vielen die Herzdruckmassage beibringen.

Ein Mensch hat einen Herzstillstand erlitten, liegt leblos auf dem Boden – im Parkhaus, im Aufzug oder auf dem Spazierweg im Wald. Und Sie sind der einzige Mensch weit und breit, der hier helfen könnte. . . Diese Vorstellung macht den meisten Angst. Eine Angst, die die Aktion „Hand ans Herz – Held werden“ des Evangelischen Krankenhauses (EKM) nehmen möchte. Ab sofort gibt es dort Kurztrainings zur Wiederbelebung. Das erste findet am morgigen Donnerstag, 22. Februar, 17 bis 19 Uhr im EKM statt: Ohne Anmeldung im Konferenzraum im 10. Stock. Mitzubringen: Zehn Minuten Zeit, um zu lernen, ein Leben zu retten.

Die Angst der Helfer vor dem lebensrettenden Handeln ist Dr. Ingmar Gröning, Chef der Zentralambulanz, wohlbekannt. Der Erste-Hilfe-Kurs, den man vielleicht mal besucht hat, ist Jahrzehnte her. Und wer will schon etwas falsch machen, wenn es um Leben und Tod geht? Gröning, dessen Job sich täglich an dieser Grenze abspielt, findet deutliche Worte für die Situation, in der das Herz nicht mehr schlägt. „Das Schlimmste ist schon eingetreten. Sie können nichts falsch machen – außer, gar nichts zu tun.“ Deswegen heißt die Prozedur ja auch Wieder-Belebung.

Chefarzt: „Wir brauchen die Laien“

Wenn man sich mal überlegt, dass Profi-Retter zwar in spätestens acht Minuten da sind, aber schon drei Minuten nach Herzstillstand die Wahrscheinlichkeit für bleibenden Hirnschäden zunimmt – es muss mehr Leute geben, die durch beherztes Eingreifen diese wichtigen Minuten überbrücken. Gröning: „Wir brauchen die Laien.“

Rund 50 000 Menschen erleiden pro Jahr außerhalb von Kliniken einen Herzstillstand. Einer von zehn kann danach wieder ein normales Leben führen. Dreimal mehr könnten es aber sein – runtergerechnet auf Mülheim wären es 30 Leben mehr – wenn sofort mit der Wiederbelebung begonnen würde.

Experten freuen sich über alle, die mitmachen

Wie das geht, lernt man künftig in den Schnellkursen im EKM – oder auch anderswo, die Krankenhaus-Experten freuen sich über alle, die mitmachen. Zunächst wird ein kurzer Film gezeigt, der die drei wichtigen Regeln erklärt: 1. Prüfen – ob der Mensch reagiert. Wenn nicht, auf den Rücken legen, Kopf überstrecken, damit die Atemwege frei werden. Setzt keine Atmung ein, kommt Punkt 2:

Rufen: Die 112, damit die Profis kommen – oder jemanden mit dem Anruf beauftragen. Drittens:

Drücken – und zwar so lange, bis der Arzt kommt: Oberkörper freilegen, mit der Herzdruckmassage beginnen, in dem man kurz und kräftig den Brustkorb immer wieder herunterdrückt. Damit der Ersatzkreislauf in Gang kommt, muss man 120 Mal pro Minute drücken – und tief genug. Zur praktischen Übung liegt bei den Schnellkursen im EKM der Dummy schon parat.

Ja, es können dabei Rippen brechen

Ein Arzt oder Rettungssanitäter erklärt, wie man drücken muss – und auf dem mit der Puppe verbundenen Tablet zeigt eine Scala genau an, ob man schnell, und vor allem, ob man tief genug drückt.

Viele Helfer, wissen Notärzte, scheuen sich, zu fest zuzupacken. Ja, es können dabei Rippen brechen, das ist nicht mal selten. „Es ist zu verschmerzen, wenn die Alternative der Tod oder eine schwere geistige Behinderung ist“, betont Gröning. Es mache nichts, wenn man mit der Massage beginnt, wenn das Herz noch schlägt: „Sollte die Person nur bewusstlos sein, wird sie sich bemerkbar machen.“

Ingmar Gröning weiß auch, welches Verhalten viele Menschen heutzutage vom Helfen abhält: „Manche haben Angst, etwas zu tun, wenn da 20 Gaffer stehen und filmen.“ Denen sollte man es dann aber mal zeigen: Wie viel besser es ist, ein Leben zu retten.

Die nächsten Termine

Die nächsten Termine: 22. Februar, 22. März, 12. April, jeweils donnerstags, 17 – 19 Uhr. Das Training wird einmal im Vierteljahr empfohlen, damit man sich sicher genug fühlt.

Das EKM freut sich über Stammtische, Sportvereine, Belegschaften, die mitmachen. (evtl. auch Hausbesuch). Kontakt: 309-2560, -2169