Mülheim. Zwölf Stunden lang hat die Feuerwehr Mülheim am 11.2. ihre Einsätze live getwittert. Alle sollen sehen, wofür, die Notrufnummer da ist.
Während seine Kollegen in der Leitstelle der Feuerwehr Mülheim Notrufe über die 112 entgegennehmen, hat Thomas Hoffmann die Sozialen Medien im Blick: Er gibt beim „Twitter-Gewitter“ Einblicke in den Berufsalltag der Feuerwehr. Seit 2009 steht der elfte Tag des zweiten Monats, also der 11. Februar, ganz im Zeichen des Europäischen Tag des Notrufes 112.
In einer der modernsten Feuerwachen Deutschlands heißt das natürlich auch, über die digitalen Kanäle zu berichten, um möglichst viele Menschen zu erreichen. So twitterten Hoffmann und seine Kollegen über zwölf Stunden live unter dem Hashtag #Mülheim112 alle paar Minuten von aktuellen Einsätzen, aber auch Wissenswertes über die Nutzung der Notrufnummer, Grundsätzliches über die Arbeit bei der Feuerwehr und Infos zur Ausbildung.
Feuerwehr Mülheim ist Vorreiter in Sachen Soziale Medien
Dass die Mülheimer Feuerwehr in Sachen soziale Netzwerke eine Vorreiterposition einnimmt, zeigt sich schon daran, dass sie neben der Feuerwehr Hamburg eine von zwei Wehren in Deutschland ist, die dem „Virtual Operation Support Team“ (VOST) angehören. Ein Netzwerk, das durch Auswertung der sozialen Medien mit einer speziellen Software eine digitale Einsatzunterstützung darstellt.
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„Beim G20-Gipfel 2017 konnten wir so über Twitter erreichen, dass die Demonstranten unsere Kollegen vor Ort zu einem Patienten mit Herzinfarkt durchgelassen haben, um diesen notärztlich zu versorgen“, sagt Thorsten Drewes, Sprecher der Mülheimer Feuerwehr. „Über Twitter haben wir die Demonstranten in Echtzeit erreichen können, so dass dem Patienten dann vor Ort schnell geholfen werden konnte.“ Auch während des Terrorangriffs auf die Synagoge in Halle im Oktober letzten Jahres konnten die Mülheimer ihre Kollegen im Bereich „Social Media Monitoring“ unterstützen.
Truppe hat Probleme, neue Mitarbeiter und Azubis zu finden
Durch die Aufmerksamkeit am Aktionstag des Notrufes erhofft sich die Feuerwehr auch wieder mehr Interesse an der Arbeit und Ausbildung bei der Truppe. „Früher wurden wir quasi überschwemmt mit Bewerbungen“, erinnert sich Feuerwehrsprecher Drewes. „Heute haben wir schon Probleme, neue Mitarbeiter und Azubis zu finden.“
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Da nach wie vor eine handwerkliche Ausbildung Voraussetzung für eine berufliche Karriere bei der Feuerwehr ist, stehe das schwindende Interesse an einer Ausbildung in handwerklichen Berufen natürlich in einem direkten Zusammenhang. Für die Arbeit in der Notruf-Leitstelle müssen die Mitarbeiter neben der Grundausbildung noch eine spezielle Qualifikation erlangen. Denn neben dem fachlichen Know-how braucht es zusätzliche Fähigkeiten, um diesen Job meistern zu können.
Ruhe bewahren, auch wenn es um Leben und Tod geht
So heißt es Ruhe bewahren, auch wenn der Mensch am Telefon in Panik ist und es tatsächlich um Leben und Tod geht. „Wir hatten an Silvester den Fall eines Hausbrandes, da musste der Kollege am Telefon die Betroffenen beruhigen, damit sie entgegen dem Fluchtinstinkt im Haus bleiben und nicht versuchen, durch das verrauchte Treppenhaus zu fliehen“, erklärt Brandrat Michael Lülf die Sensibilität und Besonnenheit, die die Mitarbeiter der Notrufzentrale mitbringen müssen.
Infos zur Berufsfeuerwehr Mülheim
In der Notrufzentrale der Mülheimer Feuerwehr sind immer sechs Mitarbeiter für jeweils 24 Stunden eingesetzt. Insgesamt arbeiten auf beiden Mülheimer Wachen immer 41 Mitarbeiter rund um die Uhr in verschiedenen Bereichen.
Die Feuerwehr Mülheim ist eine von 109 Berufsfeuerwehren in Deutschland.
Weitere Informationen gibt es auf www.muelheim-ruhr.de/cms/feuerwehr_muelheim, bei Facebook oder bei Twitter unter #Mülheim112 oder #EinsatzfürMülheim.
Auch Telefon-Reanimationen, also die Anleitung von Laien zur Lebensrettung, gehören zum Job, ebenso ein gutes Einschätzungsvermögen, ob und wie ernst ein Notruf überhaupt ist. Immerhin rund 50.000 ernsthafte Notrufe gehen in der Mülheimer Zentrale unter 112 im Jahr ein. Hinzu kommen 60.000 Anrufe, deren Anliegen an anderer Stelle wohl besser aufgehoben wären.
Rund 50.000 ernsthafte Notrufe gehen jährlich ein
So ärgerlich unnötige Notrufe unter der 112 auch sind - es gibt auch kuriose Fälle, die immer wieder gerne erzählt werden. Seien es regelmäßige Anrufe eines Mülheimers, der sich stets von anderen Planeten meldet. Oder, vor Jahren, die Anrufe besorgter Anwohner, die eine Raubkatze gesehen haben wollten. Diese gab es tatsächlich. Der lebensgroße Plüschtiger, der beim Sperrmüll abgestellt wurde, stellte sich dann jedoch als harmlos heraus.