Mülheim. Zu oft schon haben Anwohner der Ulmenallee gesehen, dass die Busse vom Impfzentrum ganz ohne Passagiere fahren. Jetzt protestieren sie energisch.
Anwohner der Ulmenallee in Speldorf ärgern sich über den so genannten Impfshuttle, der zu den Öffnungszeiten des Impfzentrums halbstündlich Richtung Hauptbahnhof und zurück pendelt. Der Ruhrbahn-Bus sei deutlich zu groß. In den allermeisten Fällen sitze nicht mal eine Handvoll Menschen darin, berichtet Sigrid Landmesser (65). Für ihren Nachbarn, Lothar Schwarze, ist das ein klassischer Fall von „Steuerverschwendung und Umweltverschmutzung“. Ein VW-Bus, so glaubt der 60-Jährige, würde für den kostenfreien Transport der Impflinge absolut ausreichen.
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„Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, weil ich noch einen Diesel fahre“, so Landmesser, „und die verpesten hier total unnötig die Luft.“ Häufig sei der im Auftrag der Stadt fahrende Bus völlig leer. Und tatsächlich: Auch am Nachmittag, beim coronagerechten Interview vor der Haustür, steuern die Fahrer ganz ohne Patienten Richtung Innenstadt. „Kein Wunder“, findet Landmesser, „die allermeisten alten Leute werden doch von jemandem begleitet und mit dem Auto hergebracht.“
Vier Parkplätze wurden gestrichen
Die Nachbarn sind auch sauer, weil der Bus, der das Tengelmann-Gelände immer rechtsherum Richtung Kirchstraße verlässt, beim Abbiegen so viel Platz braucht, dass vier Parkplätze gesperrt werden mussten. „Die Parkplatznot ist hier eh schon groß“, erzählt Schwarze, „was auch daran liegt, dass viele Menschen nicht wissen, dass es direkt am Impfzentrum noch eine große Stellfläche gibt.“ Es fehle eine vernünftige Beschilderung – „vor allem am Wochenende, wenn’s hier wegen der Ausstellungen im Technikum richtig rund geht“. Das Verkehrsaufkommen in der Ulmenallee sei deutlich gestiegen, klagt er.
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Sigrid Landmesser will nicht falsch verstanden werden und betont, wie froh sie generell über Betrieb im Impfzentrum ist. Auch sie sei dort schon gut versorgt worden. Der Shuttle aber, der tue nicht not. Denkbar sei doch vielleicht auch eine Zusammenarbeit mit einem in der Pandemie gebeutelten Taxiunternehmen, so Schwarze.
Die Stadt möchte Menschen, die nicht mobil sind, ein Angebot machen
Für Volker Wiebels, Sprecher der Stadt Mülheim, stellt sich die Sache anders da. Laut Ruhrbahn sei es nicht zutreffend, dass der Service kaum angenommen werde. „Er wird genutzt.“ Konkrete Fahrgastzahlen kenne er zwar nicht, „und der ein oder andere Bus wird sicher auch mal leer sein“, doch man werde den Impfshuttle weiter so betreiben wie bisher. „Wir wollen Menschen ein Angebot machen, die nicht mobil sind und keine Dauerfahrkarte haben.“
Letztlich sei es auch gar nicht schlimm, wenn die Busse nicht voll besetzt sind, findet Wiebels. Aus Infektionsgründen sei es sinnvoll Platz zu haben, Zustände wie manchmal im Schulbus-Verkehr seien kaum wünschenswert. Zum Parkplatzproblem fällt ihm nur ein Satz ein: „50 Meter weiter sind andere.“
Auslastung soll genau überprüft werden
Die Beobachtung der Nachbarn wollen Ruhrbahn und Stadt nun dennoch zum Anlass nehmen, die Auslastung des Shuttles genauer zu überprüfen, verspricht Wiebels. Man werde dem städtischen Krisenstab die Ergebnisse mitteilen. Möglicherweise entscheide man sich dann für eine andere Taktung der Busse – oder tatsächlich für ein kleineres Fahrzeug.