Mülheim. Mülheimer Muslime des Marokkanischen Kultur- und Sportvereins haben Obdachlose zum Fastenbrechen im Ramadan bewirtet. Die Aktion wird wiederholt.

Etwa 20 Wohnungslose hatten sich am Samstag auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt und warteten auf die allabendliche Essensausgabe des Vereins „Solidarität in Mülheim“. Dass dieser Abend eine besondere kulinarische Reise werden würde, versprachen spätestens die exotischen, würzigen Gerüche, die den Platz umhüllten, als Ahmed Gassa und seine Vereinskollegen die Türen des Transportfahrzeugs öffneten, in dem sie viele traditionelle Köstlichkeiten vorbereitet hatten. Eigentlich hätten die Mitglieder des Marokkanischen Kultur- und Sportvereins (MKSV) die Obdachlosen gerne zum Fastenbrechen und gemeinsamen Essen in die Moschee eingeladen. Aber wie in vielen anderen Lebensbereichen, machte auch hier die Corona-Pandemie den Beteiligten einen Strich durch die Rechnung.

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Datteln, Suppe, Salat und Reisgerichte mit und ohne Fleisch. Zum Schluss noch Süßspeisen als Nachtisch. Normalerweise in dieser Reihenfolge gereicht, musste unter den Bedingungen auf dem Bahnhofsvorplatz ein bisschen improvisiert werden. Skepsis wich schnell der Neugierde, anfängliche Berührungsängste waren bald vergessen. „Es scheint allen gut zu schmecken“, freut sich Martina Justenhofen, 2. Vorsitzende des Vereins „Solidarität in Mülheim“, der sich seit 2019 um bedürftige Menschen in Mülheim kümmert.

Normalerweise gibt es bei „Solidarität in Mülheim“ deftige Hausmannskost

„Normalerweise gibt es bei uns eher deftige Hausmannskost, weil es gewünscht wird und auch die Lebensmittelspenden eher in diese Richtung gehen.“ Seit Vereinsgründung ist die gelernte Köchin regelmäßig bei der Essensausgabe dabei, noch häufiger steht sie ehrenamtlich in der Küche und bereitet die Mahlzeiten vor.

Auch Mostafa Chebbac war bei der Hilfsaktion am Hauptbahnhof dabei.
Auch Mostafa Chebbac war bei der Hilfsaktion am Hauptbahnhof dabei. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Diese Aufgabe hatten am Samstag die Muslime vom MKSV übernommen. „Zakat“ – das Gebot des Teilens, ist die dritte der fünf Säulen des Islams. Jenen Almosen zu geben, denen es nicht gut geht, ist Teil des muslimischen Glaubens. „Im Rahmen des Ramadans spenden wir immer etwas für Bedürftige in Marokko und machen eine Aktion in Mülheim“, erklärt Vereinsvorsitzender Ahmed Gassa die Tradition, die auch schon Flüchtlingen in Mülheim zugutekam.

Letztes Jahr scheiterte die Aktion an Corona

Schon im letzten Jahr wollte man das Fastenbrechen gemeinsam mit Mülheimer Wohnungslosen begehen, das sei wegen Corona jedoch nicht möglich gewesen. Auch wenn die Situation ein Jahr später leider eine ähnliche sei, habe man sich mit dem Verein „Solidarität in Mülheim“ in Verbindung gesetzt, um gemeinsam eine Aktion zum Fastenbrechen zu planen.

„Wir schätzen die Arbeit, die der Verein leistet, sehr“, sagt Ahmed Gassa. „Jeder Mensch kann ganz schnell in eine Situation geraten, die in eine Abwärtsspirale führt und letztlich auf der Straße ohne Wohnung enden kann.“ Deshalb sei es ihm und seinen Vereinskollegen wichtig, dass es nicht bei dieser einmaligen Aktion bleibe. „Wir möchten uns gerne weiter engagieren und den Bedürftigen unter die Arme greifen.“ Das könnten Hilfen bei der Wohnungssuche sein, Besuche bei Ämtern oder Übersetzungstätigkeiten.

Am kommenden Samstag wird die Aktion wiederholt

Die marokkanische Landeskultur bekannt machen

Der Marokkanische Kultur- und Sportverein, der sich 1990 gegründet hat, repräsentiert die marokkanische Landeskultur und kümmert sich um die Förderung des Sports vor allem bei Kindern und Jugendlichen.

Zudem setzt sich der Verein für die Integration von Migranten und Neuzuwanderern durch Bildung ein.

Zunächst jedoch werden die Mülheimer Muslime des MKSV am kommenden Samstag erneut für die Menschen, mit denen es das Leben nicht ganz so gut meint, kochen und die Essensausgabe übernehmen. Sie selbst müssen sich dann auch nächste Woche jedoch noch etwas gedulden. Denn den Gläubigen ist während der Fastenzeit das Essen erst nach Sonnenuntergang erlaubt. So lange möchten sie die Bedürftigen jedoch nicht warten lassen.