Mülheim. Am ersten Abend der Ausgangssperre halten sich die meisten Mülheimer an die Maßnahmen. Polizei und Ordnungsamt müssen trotzdem mehrmals ran.
Freitag, 20.50 Uhr: In zehn Minuten gilt zum ersten Mal in Mülheim eine pandemiebedingte Ausgangssperre. Die Straßenbahn ist relativ leer, ein halbes Dutzend Leute ist aber noch unterwegs. Am Mittag hatte die Ruhrbahn mitgeteilt, dass sie vorerst an ihrem Fahrplan festhält, „um die Mobilität in Essen und Mülheim aufrecht zu erhalten“.
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An der oberirdischen Haltestelle Stadtmitte fahren die Busse allerdings zumeist leer ab. Ansonsten hält sich rund um das Stadtquartier kaum jemand auf, der Stadthafen ist dunkel und komplett leer gefegt. Lediglich am ehemaligen Hotel Noy hat sich in der hintersten Ecke eine vierköpfige Gruppe Jugendlicher versammelt, die sich aber plötzlich in alle Richtungen rennend auflöst. „Die Bullen kommen“, ruft einer.
Kontrollen beschränken sich nicht auf bestimmte Orte und Straßen
Tatsächlich kontrolliert die Polizei gerade – vom Forum kommend – auf der Schloßstraße. Die Beamten drehen mehrere Runden durch die Innenstadt und sprechen in erster Linie zunächst mündliche Verwarnungen aus. „Es kann aber auch bis zum Ordnungsgeld gehen, wenn es jemand wirklich nicht einsieht“, erklärt einer der Polizisten.
Wirkliche „Hotspots“ haben die Beamten laut der Aussage eines anderen Kollegen nicht im Auge. „Bislang haben wir nicht mitgeteilt bekommen, dass wir ganz bestimmte Orte oder Straßen kontrollieren sollen“, heißt es. Dafür sei eher die Stadt zuständig – genauer gesagt der kommunale Ordnungsdienst.
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Polizei überprüft nach 21 Uhr auch die Autofahrer
Die Beamten haben bei ihrer Arbeit am Freitagabend nicht nur Personen im Auge, die zu Fuß in der Stadt unterwegs sind, sondern auch Autofahrer. „Das darf das Ordnungsamt nicht“, wie ein Polizist erklärt. Ein ums andere Mal sind im Bereich der Innenstadt Streifenwagen zu sehen, die mit Blaulicht andere Pkw verfolgen und anhalten. Auch hier belassen es die Ordnungshüter in den allermeisten Fällen bei einer Verwarnung. Danach darf die Fahrt fortgesetzt werden.
Ausgangssperre gilt zunächst bis Sonntag
Die Ausgangssperre gilt zunächst einmal bis Sonntag, „da die Rechtsgrundlage für die Allgemeinverfügung nur bis Sonntag besteht“, wie die Stadt Mülheim mitteilte. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass die Maßnahmen aufgrund der hohen Inzidenzwerte in den kommenden Tagen verlängert werden.
„Bei Verstößen drohen Bußgelder zwischen 150 Euro und 25.000 Euro“, betont die Stadt. Als gewichtige Gründe, aus denen die eigene Wohnung auch nach 21 Uhr verlassen werden darf, gelten berufliche Tätigkeiten oder die Inanspruchnahme medizinischer Versorgungsleistungen.
Auch auf der Eppinghofer Straße ist es am Freitagabend ruhig. Die Verkäufer im Dönergeschäft am Kreisverkehr warten vergeblich auf Kundschaft. „Seit Corona ist hier sowieso nicht mehr so viel los wie früher“, sagt einer.
Gespenstisch leere Mannesmannallee
Auf nach Styrum: Auf dem Weg dorthin fällt die beinahe gespenstisch leere Mannesmannallee auf. Mehrere Minuten lang kommt aus beiden Richtungen kein Auto. Das ist ungewöhnlich, selbst um die Uhrzeit. Die Geschäfte am Heifeskamp haben zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen – auch der Real-Markt, der sonst bis 22 Uhr geöffnet hat. Er schloss am Freitag um 20.30 Uhr.
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Am Styrumer Sültenfuß warten die Dönerverkäufer ebenso auf Arbeit wie ihre Kollegen in Eppinghofen. Vier Mann stehen hinter der Theke, doch sonst: niemand. Der Stadtteil hatte erst gestern mit der höchsten Inzidenz in Mülheim für Schlagzeilen gesorgt, doch große Verstöße gegen die Ausgangssperre sind zu diesem Zeitpunkt nicht zu erkennen.
Ältere Dame will Gassi-Zeiten anpassen
Eine ältere Dame ist mit ihrem Hund unterwegs. „Ich denke, dass das noch erlaubt ist. Sollte die Ausgangssperre jetzt länger bleiben, denke ich aber darüber nach, die Gassi-Zeiten so gut es geht anzupassen. Man fühlt sich ja schon etwas komisch, wenn man jetzt noch draußen ist.“