Mülheim. Als „Überrumpelungstaktik“ kritisiert der Freundeskreis der Stadtbibliothek den Mülheimer Haushaltsbeschluss. Ausschuss lehnt SPD-Antrag ab.

Das von der Stadtschulpflegschaft initiierte Bürgerbegehren gegen das Aus der Stadtteilbibliotheken in Styrum, Heißen, Dümpten und Speldorf findet weitere Unterstützung. Auch der Freundeskreis der Stadtbibliothek begrüßt das Anliegen der Initiative.

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Deutliche Kritik an der „Überrumpelungstaktik“ von CDU, Grüne und FDP

Mit deutlichen Worten hatte der Freundeskreis sich bereits an die Politik gewandt und spricht auch jetzt von einer „Überrumpelungstaktik“. Erst kurz vor dem Beschluss zum Haushalt im Februar hatten CDU und Grüne vorgeschlagen, die vier Institutionen auslaufen zu lassen, um damit allzu scharfe Kürzungen im Offenen Ganztag (OGS) zu vermeiden. Mit Hilfe der FDP wurde daraufhin ein Ende der Bibliotheken in den Stadtteilen beschlossen.

Der Freundeskreis wirft den politischen Akteuren nun vor, den Vorschlag bewusst erst kurz vor der Haushaltssitzung in die Öffentlichkeit getragen zu haben – „offensichtlich sollte dadurch eine Diskussion innerhalb der Nutzer verhindert werden“, sagt der Vorstand. Viele Mülheimer Bürger seien empört, dass es die Stadtteilbüchereien nicht mehr geben soll.

Erneut betont er die wichtige pädagogische wie soziale Arbeit, welche die Bibliotheken leisten: Stationenlernen mit unterschiedlichen Medien zu Unterrichtsthemen, Recherche-Trainings, Kita-Führungen, Vorlesestunden, Bilderbuchkino, Kinderliteraturtage, Medienrallyes, internationale Kinderfeste, Bastelstunden. Eindeutig spricht sich der Freundeskreis deshalb gegen den Vorschlag aus, die Fachkräfte könnten durch Ehrenamtliche ersetzt werden.

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SPD-Antrag im Bildungsausschuss abgelehnt

Auch im Bildungsausschuss Anfang der Woche sorgten die Pläne für Diskussion: Ein Antrag der SPD wurde mit knapper Mehrheit abgelehnt – die Genossen wollten von der Verwaltung prüfen lassen, welche Konsequenzen die Einsparungen für Schulen und Kitas in den Stadtteilen haben. Die Stadt solle ein Konzept entwickeln, wie der Wegfall des Bildungsangebots ersetzt werden könne. Das Modell von Stadtteilbibliotheken, die zugleich Schulbibliotheken sind, sei „über viele Jahre erfolgreich“ gewesen. Das belegten auch hohe Ausleihzahlen. Das Fachpersonal habe medienpädagogische Konzepte für Kitas und Schulen entwickelt. „Diese Arbeit kann nicht durch ehrenamtlich Tätige kompensiert werden.“

Heiko Hendriks (CDU) hielt den SPD-Antrag für „sinnlos“, die Verwaltung habe besagten Auftrag zur Neukonzeption bereits mit der Entscheidung zum Einsparen erhalten. Dennoch rangen CDU und Grünen spürbar damit, das Ende der Einrichtungen auch beim Namen zu nennen.

Hendrik wolle von Schließung nicht sprechen, die Räume vor Ort könnten weiter für Bildung genutzt werden. Franziska Krumwiede-Steiner (Grüne) bezeichnete den Vorgang als „Umstrukturierung“; er sei „nicht der Tod der Stadtteilbibliotheken“. Man wolle „nach Lösungen suchen“. OB Marc Buchholz (CDU) will dafür auch mit Eltern und Schulleitern sprechen. Mathias Kocks (SPD) aber blieb skeptisch: „Ich stelle fest, dass Sie nicht wissen, was vor Ort geleistet wird.“ Ohne hauptamtliche Kräfte gehe es nicht.