Mülheim. Empört reagieren drei Schulen aus Mülheim-Styrum auf die Bibliotheksschließungen. Sie fürchten, dass Kinder aus ihrem Stadtteil abgehängt werden.

Das auf Antrag von CDU und Grüne im Haushalt beschlossene Ende der Stadtteilbibliotheken löst auch bei anderen Mülheimer Bildungseinrichtungen „großes Unverständnis“ aus. „Um Einsparungen im OGS-Bereich zu reduzieren, wird nun in anderen Bildungsbereichen gespart, die Schüler ebenso dringend benötigen?“, kritisieren Styrumer Leiterinnen der Willy-Brandt-, Gebrüder-Grimm-Schule sowie der GGS Styrum.

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Schulleiterinnen: Stadtteilbücherei ist „unabdingbarer Teil unserer Bildungsarbeit“

Aus ihrer Sicht ist die Stadtteilbücherei „unabdingbarer Teil unserer Bildungsarbeit. Wir nutzen sie häufig, um Schülerinnen und Schüler in Kontakt mit Büchern zu bringen“. Die Bücherei lernten sie deshalb schon ab Klasse 1 kennen und nutzen. Ebenso die hohe Zahl der von Armut betroffenen Kinder in der Stadt mahnen die Leiterinnen an.

Die Stadtteilbibliothek Styrum ist im Gebäude der Willy-Brandt-Schule untergebracht.
Die Stadtteilbibliothek Styrum ist im Gebäude der Willy-Brandt-Schule untergebracht. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bereits in der vergangenen Woche hatten einige Leser, aber ebenfalls Initiativen wie der Freundeskreis der Stadtbibliothek, die Feldmann Stiftung, das Mobile Museum Speldorf ihrem Ärger über die Sparmaßnahme Luft gemacht und auf die wichtige soziale Arbeit der Stadtteilbibliotheken hingewiesen, die eben nicht allein in der Ausleihe von Medien bestehe.

Dies bestätigen die Schulleiterinnen in ihrem Offenen Brief: Medienrallyes, Autorenlesungen, Tag der Muttersprache, Vorlesenachmittage, Recherchehilfen in Büchern und online seien wichtig, um für das Lesen zu begeistern und die Bildungschancen nicht nur von benachteiligten Familien zu fördern.

Schwarz-Grüner Sparvorschlag sollte starke OGS-Kürzung entlasten

Einen Tag vor dem notwendigen Beschluss zum Haushalt 2021 hatten CDU und Grüne Sparvorschläge entwickelt, die allzu starke Kürzungen im Offenen Ganztagsbereich (OGS) verhindern sollten. Der Druck der Elternschaft und der Träger auf die Politik waren angesichts von drohenden 2,4 Millionen Euro Einsparungen groß.

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Am Ende wurden nur 1,2 Millionen Euro daraus – die von Trägern noch immer als zu hoch betrachtet werden, weil von 2025 an bis spätestens 2029 sukzessive ein Anspruch auf OGS durch die Kommunen gewährleistet werden muss.

Erkauft aber war diese geringere Kürzung auch mit 700.000 Euro aus dem Säckel der Stadtteilbibliotheken. Hier sollen nun die Stellen abgezogen, zunächst im Medienhaus in der Innenstadt integriert und später abgebaut werden. Das aber kommt der Schließung der überhaupt noch vorhandenen Stadtteilbibliotheken in Styrum, Speldorf, Dümpten und Heißen gleich.

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Schulleiterinnen entrüstet: „Wie können Sie das vorschlagen und beschließen?“

Der Schwarz-Grüne Koalitionsvorschlag hat regelrechte Entrüstung auch bei den drei Schulen hervorgebracht: „Wie können Sie, verehrte Damen und Herren der Fraktionen, vorschlagen und beschließen, ein solches wichtiges Bildungs- und Kulturangebot in einem sozial abgehängten Stadtteil zu schließen?“

Mit einem Appell wenden sich die Schulleiterinnen an den OB und die Politik: „Armut hat mit fehlender Bildung, mit fehlender Partizipation an Kultur zu tun. Uns bleibt die Hoffnung, dass Sie ihre Entscheidung überdenken.“