Mülheim. In der Schul- und Stadtteilbibliothek Mülheim-Styrum gibt es ein neues Projekt zur Leseförderung. Kinder und Jugendliche werden zu „Bücherguides“.
„Kind, lies doch mal ein Buch!“ Diese Aufforderung von den Eltern kennen mit Sicherheit viele Kinder und Jugendliche. Ob sie dann wirklich zum Buch greifen und eine Lesebegeisterung entwickeln, ist jedoch fraglich.
Aber wer könnte gute Kinder- und Jugendbücher besser empfehlen, als junge Leser selbst? Das dachte sich auch Petra Sachse, Leiterin der Schul- und Stadtbibliothek Styrum, und hat vor rund einem halben Jahr das Projekt „Bücherguide“ ins Leben gerufen. Zehn Styrumer Kinder und Jugendliche suchen sich regelmäßig neue Bücher ihrer Stadtteilbibliothek aus und bewerten diese.
Gute Bücher bekommen einen Aufkleber
„Wenn ich ein Buch gut finde, dann bekommt es einen Aufkleber mit meinem Namen, damit andere Kinder wissen, dass ich das Buch gelesen habe und es toll fand“, erklärt Manvir. Die elfjährige Schülerin ist seit Beginn des Projektes dabei und konnte schon viele Bücher weiter empfehlen. „Die meisten Bücher haben mir sehr gut gefallen, besonders gerne mag ich Fantasy-Geschichten.“ An den Empfehlungen der „Bücherguides“ können sich andere Kinder dann orientieren.
Die Beurteilungen der Kinder und Jugendlichen decken ganz unterschiedliche Genres ab. Der elfjährige Elias etwa liest gerne „Die drei ??? Kids“, während die zehnjährige Celia gerne Pferdebücher liest. Spannende Detektivgeschichten haben es der neunjährigen Nancy angetan. Der Plan, das Interesse an Büchern durch das Projekt zu wecken, ist aufgegangen.
Vorschläge für Neuanschaffungen
„Es kommt schon vor, dass Kinder sehen, dass ein Buch von Elias, Nancy oder von einem anderen ‘Bücherguide’ gelesen wurde und empfohlen wird, und sie dann auch neugierig werden und das Buch dann ausleihen“, freut sich Petra Sachse. „Auch mir ist die Meinung der jungen Leser wichtig und sie dürfen mir gerne Vorschläge machen, wenn es um Neuanschaffungen geht.“
Die Leseförderung ist Petra Sachse ein großes Anliegen. Regelmäßig werden Kindergartenkinder und Schüler zu Lese-Rallyes eingeladen, um die Schul- und Stadtteilbibliothek kennenzulernen. „Wenn von einer Schulklasse dann zwei Kinder regelmäßig zu uns kommen, ist das doch schon ein riesiger Erfolg“, findet Sachse. „Ich freue mich über jedes einzelne Kind, das zu uns kommt.“
Comic-Romane und Mangas beliebt
Dass die Mediennutzung sich gewandelt habe, sei ja klar, weiß die engagierte Bibliotheksleiterin. Das sei bei Erwachsenen nicht anders. Durch die sozialen Medien und Streaming-Dienste sei der Medienkonsum ein anderer als noch vor 20 Jahren. „Dennoch wird natürlich noch gelesen“, so Sachse. „Das gilt auch für Kinder.“ Beliebt seien bei Kindern im Moment Comic-Romane, Mangas und die Bücher der Reihe „Die drei ??? Kids“. Aber auch Klassiker wie Pippi Langstrumpf, Jim Knopf oder auch Märchen kämen nach wie vor bei den Kindern und Jugendlichen gut an.
Auch „Bücherguide“ Manvir ist ein großer Fan von Astrid Lindgren. Besonders das Buch „Mio, mein Mio“ hat es der Schülerin der Willy-Brandt-Schule angetan. Generell ist Manvir eine absolute Leseratte, und hat auch zuhause viele Bücher. „Da ist aber kaum noch Platz, deshalb haben meine Eltern gesagt, ich solle die Bücher lieber leihen“, sagt das Mädchen, das schon lange zu den Stammkunden der Stadtteilbibliothek in Styrum gehört.
Deshalb war es für die Schülerin gar keine Frage, ob sie am Projekt teilnehmen wolle. Auch die anderen „Bücherguides“ haben schon immer gerne gelesen und geben ihre Büchertipps gerne an andere Kinder und Jugendliche weiter.