Mülheim. Der Heißener Hof in Mülheim reagiert auf die Pandemie: In der ungenutzten Partyscheune können jetzt ernährungsbewusste Fleisch-Fans einkaufen.
Der Heißener Hof ist bekannt als reger Familienbetrieb, den die vierte Generation führt: Johann Steineshoff (32) und seine Schwester Katharina (35). Zum Unternehmen gehören, neben der eigenen Landfleischerei und dem Hofladen, auch ein Partyservice und eine Landscheune, die für Hochzeitsfeste und andere große Sausen vermietet wird. Genauer gesagt: die früher vermietet wurde.
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Wann die letzte Feier dort stattgefunden hat? Johann Steineshoff muss überlegen. Er tippt auf Januar 2020. Danach habe es nur noch Absagen gegeben. Auch der Partyservice läuft aus bekannten Gründen leer. Der Heißener Hof geht nun in die Offensive und hat die Landscheune neu eingerichtet: Am Donnerstag wurde dort auf 150 Quadratmetern ein zweiter, geräumiger Fleisch- und Wurstverkauf eröffnet. Hinter der langen Theke wird kein Bier gezapft, hier wird Salami abgewogen, Grillgut, Geschnetzeltes. „Wir reagieren auf den Markt und müssen jetzt sehen, wie es sich entwickelt“, sagt der Juniorchef.
Hofladen gut besucht: Mülheimer Familienbetrieb will Wartezeiten verkürzen
Denn was Steineshoff auch berichtet: Der Hofladen brummt, besonders an den Wochenenden. „Wir wollen die Wartezeiten für die Leute verkürzen.“ Mit Hilfe des zweiten Geschäftes. Personal hätten sie genügend, die Kunden kommen auch, doch der Hofladen kann sie nicht alle zugleich aufnehmen, schon gar nicht unter Corona-Bedingungen. In der Landscheune können jetzt sechs Personen zusätzlich einkaufen.
Die Steineshoffs hoffen auf gesteigerten Umsatz, legen aber auch Wert darauf, ihre Mitarbeiter wieder zu beschäftigen. Insgesamt 17 Menschen arbeiten hier, fünf Familienmitglieder mitgerechnet. Zwei Beschäftigte konnten aus der Kurzarbeit herausgeholt werden. „Die Leute müssen doch auch planen können, müssen wissen, wie’s weitergeht“, sagt Johann Steineshoff. „Das ist mir wichtig.“
Das Sortiment umfasst Rind-, Lamm- und Schweinefleisch von regionalen Bauern, Wild aus eigener Jagd, Hühnererzeugnisse aus eigener Haltung. All das in verschiedensten Variationen, die in der hauseigenen Metzgerei hergestellt werden. Johann Steineshoff, selber Fleischermeister, bietet nach eigener Auskunft allein etwa 60 Sorten Wurst an, darunter Raritäten wie Geflügelkochschinken oder Wildleberwurst.
Als Bratwurst oder Burger: Wild ist immer mehr gefragt
Gerade Kreationen auf Basis von Reh, Wildschwein oder Hirsch seien immer mehr gefragt, berichtet Steineshoff. „Wild läuft sehr gut. Dieses Fleisch ist etwas dunkler und relativ fettarm.“ Grillbar ist es auch, in Form von Wild-Bratwurst, -Burgern oder -Cevapcici. In die Landscheune wurde eine große Gefriertruhe geschoben, wo es genau diese Dinge gibt, auf Tischen werden Liköre angeboten und selbst gemachte Fruchtaufstriche. Auch über eine SB-Theke für Fleischwaren habe man nachgedacht, so Steineshoff, die Idee aber verworfen. Möglichst wenig Verpackungsmüll soll entstehen.
Infos und Öffnungszeiten
Die neue Landscheune auf dem Heißener Hof ist nur zu folgenden Zeiten geöffnet: donnerstags und freitags von 8 bis 13.30 und 14.30 bis 18.30 Uhr, samstags von 8 bis 14 Uhr.
Der Hofladen öffnet täglich: montags bis mittwochs von 8 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr, donnerstags und freitags von 8 bis 13.30 und 14.30 bis 18.30 Uhr, samstags von 8 bis 14 Uhr.
Ausführliche Infos gibt es auf heissenerhof.de.
Ob die Landscheune dauerhaft als Laden genutzt wird, wissen die Geschwister noch nicht. Erst mal bleibt es so. „Vor Oktober, November werden sicher keine größeren Feiern möglich sein“, meint Katharina Steineshoff. „Wir müssen gucken, wo die Reise hingeht, mit Corona“, ergänzt ihr Bruder. Sie probieren es aus.
Fehlanzeige bei vegetarischen Produkten: „Schmeckt nicht, wie es sollte“
Weniger experimentierfreudig ist der Heißener Hof mit vegetarischen Produkten aus eigener Herstellung, wenn es nicht gerade Semmelknödel oder Marmeladen sind. „Alles, was ich bisher ausprobiert habe, schmeckt nicht so, wie es sollte“, findet der Fleischermeister. „Außerdem muss man bei Fleischersatzprodukten so viele Zusatzstoffe verwenden. Das widerstrebt mir.“
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Also wird dieser Bauernhof am Frohnhauser Weg 20, direkt an der A40, eine beliebte Adresse für Fleisch-Fans bleiben. Wagen mit Essener, Düsseldorfer, Dortmunder Kennzeichen biegen dort ein. Die wenigsten kommen für Obst und Gemüse.