Mülheim. Nachhaltig leben wollen viele. Doch wo soll man anfangen? Einige Mülheimer zeigen, wie es gehen kann. Wir stellen sie vor. Teil 4: Die Sattlerin.
„Ich betreibe Upcycling, wo es nur geht.“ Martina Müller steht in ihrer Werkstatt und zeigt auf ihre Werke, die an der Wand hängen und im Regal stehen. Taschen, Gürtel und Portemonnaies – alles selbstgemacht von der 52-Jährigen. Vieles macht sie neu. Die meisten Dinge, die anfallen, sind jedoch Reparaturen.
„Ich frage mich immer, warum so viele Leute ihre Sachen so schnell wegschmeißen. Schließlich ist dafür mal ein Tier gestorben“, sagt Müller. Aus diesem Grund bietet sie Lederreparaturen jeglicher Art an. Ob es ein kaputter Reißverschluss oder ein abgerissener Riemen an der Lieblingstasche ist – Martina Müller lässt es wieder wie neu aussehen. „Viele haben für ihre Lederstücke viel Geld bezahlt, da lohnt es sich immer, diese Dinge noch zu reparieren.“
2004 meldete Martina Müller ihr Gewerbe an
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Ihre Kunden wissen das, viele Stammkunden konnte sie über die Jahre hinweg schon gewinnen. 2004 hat sie ihr Gewerbe angemeldet. Seit dem bekommt sie Gitarrengurte, Geigenkoffer oder auch Segelflieger. „Da ist alles dabei.“ Sattel, aus denen sich ihre Berufsbezeichnung ableitet, hat sie seit ihrer Ausbildung nicht mehr
gemacht. Dafür wohne sie in der falschen Ecke, so Müller.
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Ihre Kunden kommen nicht nur für Reparaturen, erklärt sie. Häufig geben sie ihr auch alte Lederreste, die Müller dann weiterverarbeitet zu neuen Stücken. Das restliche Leder bekommt sie von einem Ledergroßhandel in Mülheim. Sie sei die einzige Sattlerin in der Stadt, so Müller. „Das Problem ist, dass immer mehr Menschen online bestellen. Und dann wundern sie sich, dass die lokalen Läden verschwinden.“ Bisher konnte sie sich mit ihrem kleinen Laden an der Hornstraße gegen diese Konkurrenz durchsetzen. Jeden Mittwoch und jeden ersten und dritten Samstag im Monat ist sie für ihre Kunden da. „Der Läden trägt sich bis jetzt sehr gut.“
Sie ist auf dem Weg zur Selbstversorgerin
Das Upcycling ist jedoch nur ein Teil des Beitrags, den Müller leisten will, um ihre Nachhaltigkeit zu verbessern. Sie ist auf dem Weg zur Selbstversorgerin. In ihrem Kleingarten lässt sie alles wachsen und „rettet jeden Wurm“. Seit 2011 hat sie den Garten, zurzeit verbringt sie mindestens zehn bis 15 Stunden dort. „Am liebsten würde ich noch mehr Zeit da verbringen.“
Auch beim Gärtnern verfolgt sie einen nachhaltigen Ansatz: Mit eigenem Kompost und eigener Erde sorgt sie für „einen ewigen Kreislauf“. Auf einer Fläche von 400 Quadratmetern lässt sie alles gedeihen, was ihr schmeckt: Kürbisse, Mangold, Kartoffeln, Beeren, Äpfel und noch vieles mehr. Durch den Anbau habe sie es geschafft, sich fast komplett selbst zu versorgen.
Nachhaltigkeit vor Ort
Mit unserer Serie wollen wir auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam machen. Klimawandel, Mikroplastik und vermüllte Meere führen dazu, dass immer mehr Menschen versuchen, ihre Lebensweise umzustellen und auf mehr Nachhaltigkeit zu achten.
Doch wo soll man da überhaupt anfangen? Einige Mülheimer zeigen wie es gehen kann. In unserer neuen Serie stellen wir diese Personen und Aktionen vor.
Neben den Bienen im Haus Engelbert haben wir u. a. einen nachhaltig gepflegten Garten , eine Ledermanufaktur und Second-Hand-Läden besucht.
Ganz auf tierische Produkte verzichten will sie aber dennoch nicht. „Ich esse gerne Fleisch – allerdings nur gesundes“, so Müller. Ihr Fleisch kaufe sie nur beim Biometzger. „Ich achte darauf, dass ich kein konventionelles Fleisch hole. Und es muss immer das EU-Biosiegel haben.“
Die Sattlerei von Martina Müller, an der Hornstraße 16, ist jeden Mittwoch von 15 bis 18 Uhr und jeden ersten und dritten Samstag im Monat von 10 bis 14 Uhr geöffnet.