Mülheim. . Alteingesessener Bio-Metzger aus Essen arbeitet mit Landwirt Pieper aus Mülheim zusammen. Das Duo hat der Massentierhaltung den Kampf angesagt.

Bald schon suhlen sich in Raadt die Schweine: Der Essener Fleischermeister Bernd Burchhardt plant, eine Fläche für bis zu 280 Bio-Weideschweine an der Zeppelinstraße zu errichten. Dafür kooperiert er mit dem Mülheimer Bauern Gerd Pieper, der in Raadt an der Stadtgrenze zu Essen Flächen bewirtschaftet. Auf 14 Hektar Weideland bereiten die beiden nun Hütten, Tränken, Tröge und Schattendächer für die Schweine vor, die aber erst im kommenden Jahr dort unter freiem Himmel aufwachsen sollen.

Bernd Burchhardt ist in Essen bekannt: Nicht nur als alteingesessener Fleischer in Bergerhausen, sondern auch als Gegner der Massentierhaltung. Vor einigen Jahren startete er eine Weideschwein-Initiative, mit der er bei heimischen Landwirten für die artgerechte Schweinemast warb. Heute unterstützen nach eigenen Angaben rund 400 Mitglieder seine Initiative mit 18 Euro pro Monat. Von diesem Geld unterstützt er die Landwirte, wenn sie auf Bio-Tierhaltung umrüsten. So nun auch Bauer Pieper. „Da wir bereits mit ihm zusammengearbeitet haben, bot es sich an, seine Flächen zu nutzen“, sagt Burchhardt. Ein Teilstück des Weidelandes gehört der Stadt. „Das wollen wir dazupachten – hier warten wir noch auf die Genehmigung vom Veterinäramt.“

Haltung von Schweinen mit hohen Auflagen verbunden

Schließlich ist die Haltung von Schweinen im Stadtgebiet mit hohen Auflagen verbunden. Denn die Ausscheidungen der Tiere sickern in den Boden und belasten das Grundwasser mit Nitrat. „Daher gibt es strenge Vorgaben, wie viele Tiere auf einem Hektar Fläche gehalten werden dürfen“, erklärt Burchhardt, der in Essen zwei Bio-Fleischereien betreibt.

„Wir haben uns dafür entschieden, weil uns die übliche Massentierhaltung nicht gefällt.“ Mit der konventionellen Schweine-Haltung habe die Bio-Variante nichts zu tun: „Das konventionelle Schwein lebt auf Spaltenböden und hat wenig Platz in den Ställen, in den schlimmsten Fällen fressen sie sich gegenseitig die Schwänze ab.“ Die Weideschweine dagegen wachsen mit viel Auslauf unter freiem Himmel auf und bekommen spezielles Bio-Futter. Anstelle eines Stalls gebe es eine Rotte, eine Art offene Überdachung, unter der sie sich bei kaltem Wetter zusammenkuscheln können. „Alle Einrichtungen für die Tiere sind mobil, können auf der Weide versetzt werden“, erläutert der Fleischer. „Das ist wichtig, damit die Tiere immer frisches Gras geboten bekommen.“

Zunächst muss das Gelände umzäunt werden

Zunächst aber muss das ganze Gelände umzäunt, mit einem „Unterwühlschutz“ versehen werden. Damit soll verhindert werden, dass andere Tiere von außen auf die Weide gelangen und Infektionen einschleppen. Außerdem verhindert der Unterwühlschutz, dass sich Schweine aus der Anlage herausgraben, was wiederum den Straßenverkehr an der viel befahrenen Zeppelinstraße gefährden würde. Um diesen teuren Zaun, der etwa 30 000 Euro kostet, finanzieren zu können, setzt Burchhardt Mittel aus der Initiative ein.

Bernd Burchhardt bezieht und verarbeitet bereits seit einiger Zeit Weideschweine von zwei weiteren Bio-Landwirten und hat sich vorgenommen, künftig nur noch Fleisch vom Weideschwein anzubieten. „So können wir der Massentierhaltung in unserer Region eine Alternative entgegensetzen.“

Die artgerechte Haltung hat jedoch ihren Preis. „Ein Schnitzel kostet bei uns etwa doppelt so viel wie im Supermarkt.“ Dafür hatten die Schweine zuvor ein glückliches Leben.

Weitere Landwirte setzen auf Bio-Produktion

Die Bio-Fleischerei Burchhardt betreibt zwei Filialen in Essen-Bergerhausen. Infos: bio-fleischerei-burchhardt.de/burchhardts-bio-initiative/

Auch Landwirte aus Mülheim bieten Fleisch und anderes aus Bio-Produktion an. Etwa der Biohof Felchner, der Heißener Hof oder die Biofleischerei Schacht.