Mülheim. Das Coronavirus sorgt bei den Mülheimer Hofläden für Hochbetrieb. Für die Bauern ist das eine Herausforderung – und hat auch positive Seiten.
Die Coronakrise wirkt sich auch auf die bäuerliche Direktvermarktung aus. Dadurch, dass Restaurants, Kantinen und Mensen geschlossen sind, müssen sich die Menschen mehr oder weniger komplett alleine versorgen. Das bedeutet für die Mülheimer Hofläden Hochbetrieb. Gleichzeitig müssen aber die corona-bedingten Vorsichtsmaßnahmen, die etwa in Supermärkten gelten, auch in den kleinen Bauernläden eingehalten werden. Für die Mülheimer Bauern ist das eine Herausforderung.
Landwirtin Christiane in der Beeck-Bolten, die gemeinsam mit Ehemann Andreas Bolten den Dümptener Bauernhof leitet, hat bereits vor drei Wochen ihre Öffnungszeiten an die momentane Situation angepasst. „Um den Kundenstrom etwas zu entzerren, haben wir jetzt neben unseren regulären Öffnungszeiten freitags und samstags, auch mittwochs und donnerstags von 13 bis 18.30 Uhr geöffnet“, sagt Christiane in der Beeck-Bolten und weist außerdem auf den hofeigenen Verkaufsautomaten hin, an dem es 24 Stunden und 365 Tage im Jahr frische Eier und Kartoffeln gibt.
Nur vier Kunden gleichzeitig in Mülheim-Dümptener Hofladen
„Aufgrund von Corona dürfen im Moment nur vier Kunden gleichzeitig in den Laden, damit genug Abstand gewährleistet ist.“ Der Kundenandrang sei merklich größer geworden, es seien schon einige neue Gesichter dazugekommen, was die Landwirtin natürlich freut.
In einem Video auf der Internetseite des Dümptener Bauernhofs erklärt die junge Landwirtin ihren Kunden, auf was in der aktuellen Ausnahmesituation geachtet werden muss und warum die Maßnahmen sowohl zur Sicherheit der Kunden als auch für die der Mitarbeiter wichtig sind.
Plexiglasscheiben schützen die Mitarbeiter
Ähnlich sieht das auch im Hofladen des Biohofs Felchner in Raadt aus. Plexiglasscheiben schützen die Mitarbeiter, jeweils nur zwei Kunden dürfen gleichzeitig im Hofladen sein und dies auch nur mit genügend Abstand.
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„Das funktioniert fabelhaft, die Kunden sind total diszipliniert und geduldig“, sagt Landwirt Klaus Felchner, dessen Frau den Hofladen des Familienbetriebs leitet. „Man hat schon das Gefühl, dass sich in so einer Krisenzeit der Umgang miteinander sehr positiv entwickelt hat.“ Leider, so Felchner, dürfe seine Frau das Bauerncafé an den Wochenenden zur Zeit nicht öffnen. Das sei schon mit finanziellen Einbußen verbunden.
Im Hofladen hingegen würden schon mehr Kunden kommen, neue wie auch die Stammkunden, die sich freuen, dass der Hofladen geöffnet ist und Familie Felchner mit ihren Einkäufen unterstützen möchten. „Wir merken aber auch, dass etwa das gemeinsame Kochen in den Familien im Moment wieder einen höheren Stellenwert einnimmt“, so Felchner. „Das sind dann doch positive Aspekte, die die Coronakrise mit sich bringt.“
Corona-Hamsterkäufe auch in Mülheimer Hofläden
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Wer denkt, dass es nur in den Supermärkten zu Hamsterkäufen gekommen ist, der irrt. „Auch bei uns waren anfangs Konserven und andere haltbare Lebensmittel sehr gefragt“, sagt Landwirt Jochen Unterhansberg, der zusammen mit seiner Familie den Buchholz-Hof in Menden-Holthausen betreibt. „Das nimmt jetzt langsam ab, aber es wird durch die Bank weg mehr gekauft als vor Corona.“
Es sei aber auch zu beobachten, dass Stammkunden, die sonst fast jeden Tag in den Hofladen gekommen sind, nun bemüht sind, eben nicht jeden Tag einzukaufen. „Die kommen dann jetzt nur zwei Mal die Woche und kaufen dann mehr ein“, so Unterhansberg. „Und wir haben durch die Krise auch neue Kunden dazugewonnen.“
Einkaufen im Hofladen weniger stressig als im Supermarkt
Eine davon ist Stefanie Freitag. Die 33-Jährige aus Essen-Kettwig schiebt einen Einkaufswagen mit viel frischem Obst und Spargel zu ihrem Auto. Gemeinsam mit ihrer vierjährigen Tochter war sie das erste Mal im Hofladen des Buchholz-Hofs einkaufen. „Irgendwie kam bei mir ganz plötzlich mit Corona der Drang lieber lokale Lebensmittel zu kaufen und damit auch die Landwirte zu unterstützen“, sagt die junge Mutter. „Außerdem ist der Einkauf hier im Hofladen bei weitem nicht so stressig wie im Supermarkt.“
Landwirt Jochen Unterhansberg freut es, dass bei allem Negativen und so dramatisch die Situation auch ist, die Menschen wieder ein bisschen zu alten Strukturen zurückfinden und die Dinge wieder mehr zu schätzen wissen.