Mülheim/Essen. Ein Essener Bio-Metzger wollte Schweine in Mülheim aufziehen. Bürokratische Hürden standen im Weg, nun scheitert der Plan aus anderen Gründen.

Erst war es eine bürokratische Posse, dann ein monatelanger Kampf und nun ist eine schöne Idee ersteinmal gescheitert. Der Essener Bio-Metzger Bernd Burchhardt wollte 280 Bio-Schweine auf den Wiesen von Landwirt Gerd Pieper in Mülheim-Raadt an der Grenze zu Essen aufwachsen lassen. Verwaltungs-Hürden blockierten den Plan, schließlich lenkte die Stadt Mülheim doch ein. Warum es nun trotzdem nicht klappt mit den Weideschweinen am Flughafen.

Es geht um zwei Flächen á sechs Hektar, das ist insgesamt etwa so viel wie 17 Fußballfelder. 280 Weideschweine wollte Bernd Burchhardt dort aufziehen – freilaufend, nach Bio-Richtlinien. Vor rund sechs Jahren hat der Essener Metzger „Burchhardts Bio-Initiative“ ins Leben gerufen: Mit einem monatlichen Beitrag von 18 Euro unterstützen Mitglieder die Haltung von Weideschweinen in der Region.

Auch interessant

Mülheim: Bebauungsplan verhindert Schweine-Zucht

Einer dieser Sponsoren ist Elmar Damke. Gemeinsam mit Burchhardt suchte er intensiv nach Auslaufmöglichkeiten für die Tiere; die beiden meinten fündig geworden zu sein mit dem Land von Gerd Pieper an der Zeppelinstraße. Doch da wussten sie nicht, welche Steine ihnen die Stadtverwaltung in den Weg legen würde.

Das Problem: Eine der beiden Flächen grenzt an den Hauptfriedhof, sie hat als „Friedhofs-Vorratsfläche“ einen gültigen Bebauungsplan, dürfe laut Verwaltung also nicht für die Schweine genutzt werden. Auch das anliegende muslimische Gräberfeld schien zum Problem für die Schweinezucht zu werden. Außerdem gab es umweltrechtliche Bedenken in Sachen Boden, Wasser und Naturschutz.

Auch interessant

Als die Politik von dem Konflikt erfuhr, machten sich die Grünen für die Initiative stark, auch andere Fraktionen stellten sich im Umweltausschuss hinter Bernd Burchhardt. „Nach und nach kamen immer mehr Politiker auf mich zu und wollten mich unterstützen“, sagt der Essener Metzger. Es folgten mehrere Treffen mit Umweltdezernent Peter Vermeulen und Jürgen Zentgraf, Amtsleiter für Umweltschutz. Schließlich dann die Einigung nach vielen Gesprächen und viel Mühe: Bernd Burchhardt dürfe eine der beiden Sechs-Hektar-Flächen, die zur Zeppelinstraße hin, für seine Schweine nutzen.

Bio-Metzger Bernd Burchhardt auf der Fläche von Landwirt Gerd Pieper im August 2019.
Bio-Metzger Bernd Burchhardt auf der Fläche von Landwirt Gerd Pieper im August 2019. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mülheimer Landwirt hatte andere Pläne

Doch mittlerweile hatte es sich Landwirt Gerd Pieper anders überlegt: Wollte er zu Beginn noch die Schweine selbst aufziehen und an Burchhardt verkaufen, sollte dieser nun die Fläche pachten und sich eigenverantwortlich um die Tiere kümmern. Doch Pieper hob den Preis für die Pacht mehrfach an, er sei schließlich, so Burchhardt, viel zu hoch und unangemessen gewesen.

Auch interessant

Der Landwirt widerspricht: „Wenn ich über 250 Schweine beherberge und weniger verdiene als für eine Mietwohnung, dann passt das nicht.“ Dabei hätte er lediglich die Fläche und die Zuwegung angeboten, alles andere hätte in Bernd Burchhardts Verantwortung gelegen.

Essener Metzger sucht neuen Landwirt

Idee für Bio-Schweine schon 2017

Schon 2017 hatten sich Gerd Pieper und Bernd Burchhardt zusammengetan und die gemeinsame Aufzucht von Weideschweinen geplant. Der Antrag auf Freilandhaltung in Raadt wurde erstmals 2017 gestellt.

Um die Bio-Lizenz zu bekommen, hätte es aber ohnehin noch ein Jahr gedauert. Denn Gerd Pieper hatte erst im vergangenen Jahr auf Dünger und Pestizide verzichtet. Für die Lizenz muss der Boden zwei Jahre lang frei von Dünger sein.

Seiner Meinung nach sei es viel authentischer, wenn die Schweinezucht vom Metzger selbst verantwortet wird, deswegen wollte er an Burchhardt verpachten. „Es tut mir leid, dass wir da nicht zusammengekommen sind“, sagt Gerd Pieper. Für ihn sei das Thema aber noch nicht vom Tisch: Er wolle sich „nicht nur aufs Schwein fixieren“ und auf der Fläche auch andere Tierarten unterbringen – allerdings nicht nach ökologischen Richtlinien. Derzeit sei er in Gesprächen mit anderen Metzgern.

Und auch Bernd Burchhardt gibt nicht auf: Zwar ärgert er sich über „die ganze Zeit und das ganze Geld, das ich investiert habe“, aber er sagt: „Das Projekt lebt!“ Nach wie vor suche er einen Landwirt als Partner für seine Weideschweine – auch gerne in Mülheim.