Mülheim. . Mülheim steht im Bundesvergleich gut da: fünf Vollzeitstellen für weniger als 5000 Kinder und Jugendliche. Doch die Inklusion wird zur großen Herausforderung.

Zum 21. Bundeskongress für Schulpsychologie kamen letzte Woche mehr als 300 Fachleute in Landshut zusammen. Auch zwei Vertreterinnen aus Mülheim waren bei der Tagung dabei: Renate Seeger und Dr. Nina Schöneck von der Regionalen Schulberatungsstelle.

Im Vorfeld hatte der Berufsverband BDP Alarm geschlagen: Die Versorgung mit Schulpsychologen sei „katastrophal“. Gut zu hören, dass dies für Mülheim offenbar nicht gilt. „Wir sind gut aufgestellt“, meint Günter Waberg, Leiter der Regionalen Schulberatungsstelle, seit nunmehr 32 Jahren im Dienst.

Kein Mangel an Arbeit

Nach jüngsten Erhebungen steht in Deutschland durchschnittlich ein Schulpsychologe für 8617 Kinder und Jugendliche zur Verfügung, in Niedersachsen sogar für mehr als 16.000. Eine Mindestversorgung von 5000 zu eins hatte die Kultusministerkonferenz schon Anfang der siebziger Jahre empfohlen. „In Mülheim liegt der Schlüssel auf jeden Fall unter 5000“, sagt Waberg. Sein Team besteht aus sechs Personen, die rechnerisch fünf Vollzeitstellen besetzen.

Über mangelnde Arbeit dürfte man sich dennoch nicht beklagen, denn: „Krisenbewältigung ist nur ein Teil unserer Aufgabe“, erläutert Wabergs Kollegin Renate Seeger, „wir versuchen schon zu verhindern, dass die Kinder in den Brunnen fallen.“ Dazu gehören Lehrer-Fortbildungen, Beiträge zur Schulentwicklung und anderes. Das Thema Inklusion, da sind sich die Profis einig, drängt als neuer Schwerpunkt auf den Plan: „Wir schauen, wie man Familien und Schulen unterstützen kann“, sagt Renate Seeger. „Das gut hinzubekommen, ist eine große Herausforderung.“

Thema Mobbing

Die Krisenbewältigung in Einzelfällen, klassisch mit der Arbeit eines Schulpsychologen verknüpft, nimmt immer noch großen Raum ein, etwa die Hälfte ihrer Termine fänden vor Ort in Schulen statt, erklärt Waberg, und nennt ein häufiges Beispiel: „Ein Kind wird von Klassenkameraden attackiert, leidet unter der sozialen Situation, einiges andere wurde bereits erfolglos ausprobiert.“ Ziel sei stets, alle Betroffenen zu beteiligen, alle Seiten zu sehen. „Das Thema Mobbing beispielsweise muss innerhalb der Klasse bearbeitet werden, vor allem auch mit der schweigenden Mehrheit.“ Eine Erziehungsberatungsstelle für Eltern oder ein Diagnosezentrum seien sie dagegen nicht. Dies leisten andere Stellen.

In Günter Wabergs 32 Praxisjahren als Schulpsychologe hat sich eines nicht geändert: „Zwei Drittel sind Jungen, ein Drittel Mädchen, das bleibt stabil.“ Erklärungsmuster dafür gebe es „viele“...