Mülheim. .
Wie lernen Kinder? Mit dieser Frage haben sich am Freitag rund 160 Teilnehmer einer Tagung in der Stadthalle beschäftigt. Erzieher und Leiter von Kitas, Schulpsychologen und Fachberater, Vertreter des Gesundheits- und des Jugendamtes lauschten Vorträgen, tauschten Erfahrungen aus. Was sie eint: Sie alle wollen optimale Lernbedingungen für Kinder schaffen.
Die wichtigste Abkürzung des Tages lautete „EEC“. Drei Buchstaben, die für einen bestimmten pädagogischen Ansatz stehen: für „Early Excellence“. Seit 2007 ist EEC Thema in der Stadt und mittlerweile arbeiten bereits 23 Mülheimer Kindertageseinrichtungen nach diesem Lern- und Bildungskonzept. Idee dahinter: Jedes Kind hat eigene Stärken und Talente, die es zu entdecken gilt, und jedes Kind möchte aus sich heraus lernen. Ein EEC-Kind entscheidet für sich allein, was und wie es etwas tun möchte – die Erzieher jedoch sorgen für eine Umgebung, die das Kind anregt und herausfordert.
Mancher Stolperstein bei der Umsetzung
Für Michael Vossebein und Ellen Krüger – er ist Leiter der „Hummelwiese“ im Folkenborntal und sie ist seine Vertreterin – ist EEC eine wahrhaft exzellente Sache. Sie schwärmen von Kindern, die eigenständiger und selbstbewusster seien als frühere Kita-Generationen. Von Kindern, die mehr Verantwortung übernehmen. Laut Ellen Krüger hat sich „das Sozialverhalten sehr positiv entwickelt“. Und die Kinder könnten Pläne machen und sie auch tatsächlich verwirklichen – „wer so etwas kann, der geht doch ganz anders in die Schule“.
Die „Hummelwiese“ ist gerade erst als EEC-Einrichtung zertifiziert worden, hat also eine Art Gütesiegel für ihre Arbeit erhalten. Mülheim hat bundesweit die meisten EEC-Einrichtungen, doch auch in Berlin, Hannoverund Stuttgart gibt’s erste Anhänger. Bis 2015 werden alle 38 städtischen Einrichtungen das Konzept eingeführt haben. Vier Millionen Euro werden für die Umstellung insgesamt investiert, so Sozialdezernent Ulrich Ernst.
In der Hummelwiese haben sie den Weg schon hinter sich. 83 Kinder spielen und lernen dort täglich, unter Aufsicht von 13 Erziehern. Bei der Umstellung gab es so manchen Stolperstein, berichtet Vossebein. Zum Beispiel die Vorurteile der Eltern, die ein heilloses Chaos befürchteten, weil EEC auch davon lebt, dass die Kinder nicht mehr in festen Gruppen zusammen sind. Doch von Chaos könne keine Rede sein, das wüssten mittlerweile auch viele Eltern. Im Gegenteil habe der einzelne Erzieher viel mehr Ruhe und Zeit für die Kinder als früher. Und auch an die Allerkleinsten werde gedacht: Für sie gibt es spezielle Schutzzonen mit vertrauten Erziehern, die stets für sie da sind.