Herne. . Zwei nicht alltägliche Gebäude und Grundstücke hat die Stadt Herne auf ihrer Internetseite seit Ende vergangener Woche zum Verkauf ausgeschrieben: Die Dannekampschule in Unser Fritz und die Königin-Luisen-Schule in Wanne-Bickern. Das könnte Probleme für mehrere Kulturinitiativen mit sich bringen.

Unter dem Titel „50er Jahre Flair“ wirbt die Stadt für die denkmalgeschützte Dannekampschule, deren Verkauf und/oder Abriss schon seit Jahren im Gespräch ist. Erbaut wurde sie 1957, geschlossen im August 2008. In ihrer Ausschreibung macht die Stadt keinen Hehl aus dem Zustand des Gebäudes: „Sowohl aus energetischer Sicht als auch aus brandschutztechnischer Sicht besteht Sanierungsbedarf.“ Außerdem sei das Gebäude nicht behindertengerecht ausgestattet.

Für das 3563 qm große Gebäude und das 10.377 qm große Grundstück mit mehreren ebenfalls unter Schutz stehenden Platanen hat die Stadt einen Kaufpreis von 1.452.780 Euro angesetzt.

Theater Kohlenpott ist „geduldet“

Seit einigen Jahren sind in der Dannekampschule verschiedene Kulturinitiativen angesiedelt wie das Gospelprojekt Ruhr, der Roomservice und das Theater Kohlenpott. Wird die Schule verkauft, müssten sie raus: Bei einem Verkauf soll das Gebäude „entmietet“ übergeben werden. „Wir haben bereits seit dem 31. Dezember 2013 keinen Mietvertrag mehr“, berichtet Gabriele Kloke vom Theater Kohlenpott. „Wir zahlen jeden Monat unsere Miete und werden so weiterhin von der Stadt geduldet.“ Bis jetzt sei sie nicht von der Stadt nicht angesprochen worden, dass sie sich auf einen baldigen Auszug einstellen müssten, so Kloke. „Das wäre auch ganz bitter, denn wir müssen definitiv Ende August mit den Proben für unser neues Stück anfangen. Eine Alternative zur Dannekampschule haben wir im Moment nicht.“ Es sei denn, die Überlegungen, in die ebenfalls geschlossene Grundschule Overwegstraße umzuziehen, könnten umgesetzt werden. Die Chancen dazu stehen nicht schlecht: Hernes Schul- und Kulturdezernentin Gudrun Thierhoff geht davon aus, dass die Overwegschule ab Herbst kulturell genutzt werden kann. Einen Bericht dazu will sie nach der Sommerpause dem Kulturausschuss geben.

Für das Gospelprojekt Ruhr sieht die Situation anders aus. „Wenn wir kurzfristig raus müssten, ständen wir mit 200 Kindern, 100 Erwachsenen und 80 Kindern der Ballettschule auf der Straße“, sagt die Leiterin und Gründerin des Projekts, Christa Merle. Sie hoffe aber, dass die Stadt es so weit nicht kommen lässt. Gebäudemanagement Herne habe mit ihr darüber gesprochen, dass es zu Veränderungen bei der Dannekampschule kommen könnte. „Ich habe auch Verständnis dafür“, so Christa Merle. Sie verfolge auch deshalb ihr Projekt weiter, in Herne ein Gospelzentrum zu bauen. Die Pläne entwickelten sich gut, „aber das ist in zwei Jahren nicht zu machen.“

Stadt will alle Optionen für Folgenutzung und Entwicklung ausloten

Erst im August vergangenen Jahres ist die ebenfalls denkmalgeschützte Königin-Luisen-Schule (Baujahr 1910) geschlossen worden. Weil für die naheliegende Kindertagesstätte Michaelstraße unbedingt eine neue Unterkunft erforderlich ist, prüfte die Stadt unter anderem, mit der Kita in die Schule umzuziehen. Die Kosten für Umbau und Renovierung waren jedoch so hoch, dass die Stadt von diesen Plänen abrückte, zumal auch für die oberen Etagen eine weitere Nutzung hätte gefunden werden müssen.

Während die Stadt bei der Dannekampschule ausdrücklich darauf hinweist, dass sie sanierungsbedürftig ist, beschreibt sie die Königin-Luisen-Schule als „gut erhaltenes“ Gebäude, zwar renovierungsbedürftig, aber in einem dem Alter angemessenen, gepflegten Zustand und bis 2011 kontinuierlich instandgehalten. Außerdem seien in den vergangenen Jahren bereits verschiedene Sanierungen zum Beispiel des Dachs und der Fassade durchgeführt worden. Für das 3970 qm Meter große Gebäude und das etwa 5000 qm große Grundstück hat die Stadt einen Kaufpreis von 600.000 Euro aufgerufen.

„Die Stadt“, so Pressesprecher Christoph Hüsken gegenüber der WAZ, „möchte alle Optionen für eine Folgenutzung und Entwicklung der Gebäude und der Grundstücke ausloten.“ Das Verkaufsangebot sei dabei ein Weg, um zu prüfen, was möglich sei. Der im Vergleich zur Königin-Luisen-Schule deutlich höhere Preis für die Dannekampschule ergebe sich durch das mehr als doppelt so große Grundstück in Unser Fritz.