Herne. Bier, das in Wanne-Eickel gebraut wird? Das war mit dem Ende von Eickel Pils Vergangenheit. Doch nun startet die Braumanufaktur „Bier4651“ durch.

Noch riecht es einfach nur sauber. Nichts ist mehr übrig geblieben von den Gerüchen, die früher durch das Büro von Lukas Osterwinds Vater geweht sind: kein Papier mehr, keine Computerabwärme oder etwas Baustaub, den der Maurermeister von seinen Außenterminen mitgebracht hat. Von all dem darf auch nichts mehr da sein. Der Grund: Das ehemalige Büro der Baufirma in Röhlinghausen verwandelt sich in eine Braumanufaktur, in der Lukas Osterwind das „Bier4651“ braut.

Herne: Den Anfang machte ein Bierbrau-Set, das ihm Freunde schenkten

Wenn demnächst der erste Schaum das Bier im Glas krönt, dann hat der 32-Jährige, der im Hauptberuf bei der Stadt Gelsenkirchen beschäftigt ist, einen langen Reifeprozess hinter sich, der schon 2012 begonnen hat. Damals bekam er von Freunden ein Bierbrauset geschenkt. Für viele ein Gag-Geschenk, ein lustiger Einfall, der nach einmaliger Benutzung schnell wieder vergessen ist, im Keller verschwindet oder auf dem Flohmarkt angeboten wird.

Im Logo von „Bier4651“ spiegelt sich Lukas Osterwinds Lokalpatriotismus. Der Mond von Wanne-Eickel bildet den Hintergrund, das Riesenrad ist ein deutlicher Hinweis auf die Cranger Kirmes.
Im Logo von „Bier4651“ spiegelt sich Lukas Osterwinds Lokalpatriotismus. Der Mond von Wanne-Eickel bildet den Hintergrund, das Riesenrad ist ein deutlicher Hinweis auf die Cranger Kirmes. © Osterwind

Nicht so bei Lukas Osterwind. „Beim ersten Set war es wirklich noch Panscherei“, erinnert er sich. Aber er wollte mehr, probierte immer wieder aus, lernte dazu, und die Ergebnisse wurden immer besser. „Ich bin ein Bier-Nerd, ich habe mich immer für Bier interessiert“, erzählt er im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Und so stand irgendwann der Entschluss - und zwar nicht aus einer Bierlaune heraus -, nicht nur für den Hausgebrauch zu brauen, sondern für all jene, die sich für spezielle Biere abseits der Massenproduktion begeistern können.

Längere Ämterreise vor dem ersten Brauprozess

Bevor es losgehen konnte, musste Osterwind einige Hindernisse überwinden. „Wenn ich nicht so blauäugig an die Sache herangegangen wäre, hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht“, sagt er. Einträge in einschlägigen Foren, die dringend davon abrieten, das Hobby Bierbrauen auf die nächste, halbprofessionelle Stufe zu heben, ignorierte er, weil er ja schon jede Menge Fachwissen hatte.

Eine Schrotmühle und ein Verkorker warten auf ihren Einsatz.
Eine Schrotmühle und ein Verkorker warten auf ihren Einsatz. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Doch es bedurfte deutlich mehr. Das offenbarte sich, als er 2021 den ersten Antrag beim Bauordnungsamt zum Umbau des ehemaligen Büros einreichte. Es sollte der erste von vielen weiteren Anträgen sein. Eintragung des Logos, Gesundheitsamt, Geruchsprüfung und und und. Die - notwendige - Ämterreise, die nun hinter ihm liegt, hätte er sich so nicht träumen lassen. Deutlich mehr Spaß gemacht hätten andere Dinge: etwa der Kauf der Ausrüstung für die eigene Brauerei.

Die erste Sorte: Etwas Süffiges mit Craftbeer-Touch

Die Brauanlage fasst 150 Liter - mehr als genug für die erste Abfüllung, 500 Flaschen a 0,33 Liter hat er für den Anfang bestellt. „Die geht wahrscheinlich erstmal an Freunde“, sagt Osterwind mit einem Lachen. Freunde und Familie halfen stets mit, wenn mal eine Hand mehr gebraucht wurde. „Das war für uns Gold wert.“ Schon in einigen Wochen kann Osterwind für die erste Verkostung einschenken, die erste Gärung ist bereits im Gang.

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Aber was kommt nun in den Kessel? „Das erste Bier soll etwas Süffiges werden, aber mit einem kleinen Craftbeer-Touch“, sagt er. Er werde sich dennoch im Rahmen des deutschen Reinheitsgebotes bewegen, Experimente habe er erstmal nicht geplant „Die Nische, was den Geschmack angeht, werden wir vielleicht auch mal bedienen“, erklärt Osterwind.

Lebenstraum: Das eigene Bier auf der Cranger Kirmes ausschenken

Neben dem Produkt ist ihm besonders der Ort wichtig, an dem er das Bier braut, da ist er ganz Lokalpatriot. „Es steht nicht nur Wanne-Eickel drauf, da ist auch Wanne-Eickel drin.“ Durch die Erzählungen seines Vaters und Großvaters über die Hülsmann-Brauerei ist bei ihm etwas ins Rollen gekommen. Wieder ein Bier aus Wanne-Eickel. Das spiegelt sich auch im Namen - der ein Wort- und Zahlenspiel mit der Postleitzahl 44651 ist. Bier reimt sich auf Vier, also „Bier4651“.

Auch durch das Logo schimmert eine gute Portion Lokalpatriotismus: Den Hintergrund bildet der Mond von Wanne-Eickel, im Vordergrund ist neben eine Getreideähre und einem Bierglas ein Riesenrad zu sehen - eine deutliche Anspielung auf die Cranger Kirmes. Dafür hat er einen Traum: „Es ist mein absoluter Lebenstraum und Ziel, irgendwann ein eigenes Bier auf der Kirmes ausschenken zu dürfen.“