Herne. Im Kreativ.Quartier an der Wanner Heinestraße trafen sich jetzt lokale Produzenten vom Imker bis zum Bierbrauer. Was für sie „Heimat“ bedeutet.
Geiz ist inzwischen gar nicht mehr so geil, zeigen aktuelle Umfragen, und das freut besonders lokale Produzenten von Lebensmitteln. Sie zogen bisher im Konkurrenzkampf zwischen Quantität und Qualität oftmals den Kürzeren. Welche Chancen sie in dem erstarkten Bewusstsein für Nachhaltigkeit sehen, war am Mittwochabend Thema der Diskussionsrunde „Nahrungsmittel in Wanne: Produktion und Verarbeitung“, zu der das Projekt „Urbane Produktion.Ruhr“ fünf ortsansässige Unternehmer in das Kreativ.Quartier Wanne Hallenbad an der Heinestraße eingeladen hatte, um gemeinsam darüber zu reden, wie eine lohnenswerte Zukunft aussehen könnte, bei der keiner auf der Strecke bleiben muss.
Lokale Vernetzung
Untereinander kennt man sich und ist daher wie selbstverständlich beim Du, was mit einer angenehmen Gesprächsatmosphäre einhergeht und damit zugleich eine der großen Stärken von lokaler Vernetzung aufzeigt. Diese ist auch Tobias Büch besonders wichtig, der seine Berufung als Imker durch eine Hygienemaske mit Bienenmotiv verrät.
Gegen „Massenbierhaltung“ braut Hanno Dähne sein Erzeugnis und schwört dabei auf den guten Geschmack des Stadtteils Crange und darüber hinaus. „Da ich keine Werbung mache, bin ich auf Veranstaltungen wie die Cranger Kirmes angewiesen, die mir dabei helfen sollen, meine Marke zu etablieren“, so der ausgebildete Ingenieur, der eine kleine Kellerbrauerei betreibt.
Am Standort Herne festhalten
Ausstellung im Kreativ.Quartier Wanne
Die Ausstellung „Urbane Produktion: Produktion zurück in die Stadt?“ ist noch bis zum 19. November im Kreativ.Quartier Herne-Wanne im Hallenbad (Heinestraße 1) zu sehen.
Sie kann ohne vorherige Anmeldung an festgelegten Tagen besucht werden. Öffnungszeiten auf www.urbaneproduktion.ruhr.
Beim Stichwort „Tastings“, kann auch Peter Meinken beipflichten. Sie spielten beim großen Thema der Kundenbindung eine wichtige Rolle. 121 verschiedenen Produkte stelle seine Destillerie Eicker und Callen inzwischen her, die trotz bundesweiter Expansion und Abnehmern im englischen Newcastle für sich eins beschlossen habe: „Wir wollen auch weiterhin am Standort Wanne-Eickel und Herne festhalten. Zwar bedeutet ,lokal’ für uns das Ruhrgebiet, doch sollte man sein Stammhaus nicht verlassen.“
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Aber es läuft nicht bei allen rund, wie Fleischermeister Rainer Weber erzählt, der sich Frequenzen in der Fußgängerzone wie vor 30 Jahren wünscht und den derzeitigen Stillstand in der Stadtentwicklung beklagt. Neue Vermarktungswege spielen hingegen für Sasha Suer von der „Pottmühle“ eine entscheidende Rolle: „Ich habe Interesse an einem Ladengeschäft als offene Manufaktur, in der die Leute mitmachen und direkt probieren können“, erzählt der Ölmüller, der immer wieder feststellen müsse, dass viele Leute gar nicht wüssten, dass es Öle aus Herne gibt.
Soziale Medien spielen bei Marketing große Rolle
Beim Thema Marketing sind sich alle einig, dass viel über die sozialen Medien gemacht werden müsse, was zwar Erfolge bringe, aber auch nur dann, wenn hier ordentlich Arbeit reingesteckt werde, was eben für manch Unerfahrenen bedeute, in den sauren Apfel zu beißen und sich des Neulands intensiv anzunehmen. Vor allem jedoch sei es die Identifikation mit der Heimat, für die ein Produkt stehen müsse, was letzten Endes ein Garant für dessen Qualität sei.